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verrueckt nach mehr

verrueckt nach mehr

Titel: verrueckt nach mehr
Autoren: Eileen Janket
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machte ein überraschtes Gesicht.
    »Wir haben ein Sprichwort: ‚ Nerede çokluk orda bokluk ‘. Bedeutet so viel wie: Wo viele sind, da gibt‘s auch jede Me n ge Ärger.« Seyda lachte los. Einen Augenblick später lachte ich unwillkürlich mit.
    Ihre Schwester kam mit einem Tablett, auf dem sie drei gefüllte Teegläser balancierte. »Hab schon eingegossen, als ich euch gehört habe. Hallo, Alexa von unten.«
    »Hallo.«
    Leyla trug einen engen kurzen Pullover, einen karierten Minirock und schwarze Seidenstrumpfhosen. Ihre Haare w a ren ein glänzendes Rotbraun, lang und auftoupiert, die Lippen dunkelrot geschminkt, als hätte sie sich für eine Party zurech t gemacht.
    Ich bekam einen Teller voll mit unterschiedlichsten Leck e reien, den ich vorsichtig auf meinem Schoß ablegte. Mit zwei Fingern schob ich ein kleines rundes Gebäckstück in den Mund und kaute langsam mit geschlossenem Mund. Ich hörte interessiert zu, während die beiden Schwestern über ein Bac k rezept rätselten, und nickte freundlich, wenn sie mich ansahen.
    Irgendwann kam von Leyla die Frage: »Hat dich die Liebe schon erwischt, Alexa?«
    Ich sah sie überrascht an.
    Seyda ermahnte ihre Schwester mit einem halb strengen, halb amüsierten Blick. »Sei doch nicht immer so neugierig!«, schimpfte sie.
    Leyla schlürfte ihren Tee und machte auf verständnislos. » Aman , wieso? Wir sind doch unter uns!«
    Ich überlegte, ob ich ihre Frage beantworten sollte oder besser nicht.
    »Also, mich hat die Liebe noch nicht erwischt und lan g sam werde ich echt sauer«, meinte sie. »Wofür soll all das hier gut sein, bitteschön ...« Sie fasste sich an die rechte Brust und hob fragend die Brauen, »... wenn es keiner genießen kann?«
    Ich lächelte verlegen.
    »Du bist erst einundzwanzig. Nur Geduld«, sagte Seyda kopfschüttelnd. »Gute Dinge kommen zu denen, die warten können ... oder so ähnlich. Stimmt‘s, Alexa?«
    »Lexi«, sagte ich. »Nennt mich bitte Lexi, sonst hab ich das Gefühl, etwas verbrochen zu haben.«
    Wir lachten gemeinsam. Dann erzählten sie, dass sie Ho r rorfilme liebten, und luden mich zu einem ihrer DVD-Abende ein.
    Als ich nach etwa einer Stunde schon gehen wollte, war Seyda enttäuscht.
    »Oh, ich wette, Lexi trifft sich mit ihrem Lover. Stimmt‘s, Süße?« Leyla zwinkerte mir vergnügt zu.
    »Mein Freund ist zurzeit leider etwas krank«, kam es aus meinem Mund, noch bevor ich es verhindern konnte.
    Beide Frauen starrten mich für einige Momente besorgt an. »Nichts Ernstes, hoffentlich? ... Sag ihm gute Besserung von uns, Lexi«, sagte Seyda schließlich.
    »Danke.« Ich erhob mich von meinem Platz.
    »Warte, Süße, bin gleich wieder da.« Leyla lief aus dem Wohnzimmer. Kurz darauf kam sie mit einem winzigen Säc k chen, das sie zwischen Zeigefinger und Daumen hielt, zurück. »Hier ... leg das unter dein Kopfkissen. Dadrin sind Sorge n püppchen. Ich habe sie heute ganz zufällig in so einem Ethno-Shop entdeckt und gleich gekauft. Sie haben sich noch keine Sorgen von mir anhören müssen, also kann ich sie dir ruhig schenken. Nimm sie, bitte, Lexi.«
    Ich war ehrlich baff. »Oh, danke ... das ... das ist so lieb«, sagte ich und nahm das Geschenk an.
    Seyda stellte sich kopfschüttelnd zu uns. »Meine Schwe s ter glaubt lieber an südamerikanische Glücksbringer als an Allah«, seufzte sie mit einem Lächeln um die Mundwinkel.
    »Das sind Sorgenpüppchen aus Guatemala, Abla, keine Glücksbringer.«
    Ich musste in das Säckchen hineinlugen. Und tatsächlich waren mehrere kleine Drahtpüppchen drin, die sogar bunt g e kleidet waren. Ich liebte sie sofort.
    »Die sind ja so süß«, sagte ich.
    »Erzähl ihnen von deinen Problemen und du wirst sie los«, flüsterte Leyla mit gesenktem Kopf und spitzen Lippen.
    Zum Abschied wurde ich umarmt und fest gedrückt. Ich musste versprechen, bald wiederzukommen und auch meine Mutter mitzubringen.
     
    Ich legte das Säckchen unter mein Kopfkissen, schnappte mir eine Wolldecke und machte es mir im Wohnzimmer auf der Couch gemütlich. Das Abendprogramm im Fernsehen war so langweilig, dass ich irgendwann einschlief und erst wieder aufwachte, als meine Mutter mitten in der Nacht an meiner Schulter rüttelte. »Lexi, geh ins Bett.«
    »Wie war die Arbeit, Mama?«, nuschelte ich schlaftru n ken. Der Fernseher war bereits ausgeschaltet.
    »Gut. Jetzt geh ins Bett«, wiederholte sie und verschwand ins Bad. Ich torkelte in mein Zimmer, streifte mir die Kle i dung vom Leib und kroch
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