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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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habe etwas viel Besseres mitgenommen«, erklärte Saliman stolz. »Ich nahm die Aufzeichnungen über unsere Guthaben mit.«
    Schon als er am Anfang seines Aufstiegs zur Macht in Freistatt stand, war Jubal bereits Salimans Rat gefolgt - vor allem wenn es sich um die sichere Anlage seines Reichtums handelte. Im Anwesen selbst befand sich verhältnismäßig wenig Wertvolles, vielmehr war es auf geheimen Wegen über die Stadt verteilt, als Anlage und zur Aufbewahrung. In einer Stadt wie Freistatt gab es viele, die gern ihr Einkommen ein wenig aufbesserten, indem sie ein Päckchen mit unbekanntem Inhalt für eine ebenso unbekannte Person aufbewahrten.
    Jubal kämpfte sich hoch, so daß er nun aufrecht saß. »Das bringt mich auf die Frage, die ich dir schon seit dem Überfall stellen wollte: Warum hast du mich gerettet? Du hast dich selbst in Lebensgefahr gebracht, du hast sogar getötet, um mich lebend dort herauszuschaffen. Und nun besitzt du, wie es scheint, die Aufzeichnungen über mein Vermögen, von dem ohnehin du das meiste angelegt hast. Du könntest jetzt ein reicher Mann sein - wenn ich tot wäre. Warum setzt du all das aufs Spiel, um einen Verwundeten seinen Feinden zu entreißen?«
    Saliman stand auf und ging auf den Ausgang zu. Er lehnte sich gegen den rauhen Holzrahmen und sah hinaus auf den Himmel, ehe er antwortete. »Als wir uns kennenlernten - als Ihr mich anwarbt -, bewahrtet Ihr mich davor, als Sklave verkauft zu werden, und als Bezahlung für meine Freiheit nahmt Ihr mein Versprechen. Ihr wolltet mich nicht als Sklave, denn Sklaven hieltet Ihr nicht für vertrauenswürdig. Ihr brauchtet mich als freien Mann, der sich seinen Unterhalt selbst verdiente, durch die Dienste, die er Euch erwies, und außerdem stand es mir frei, zu gehen, wenn ich meinte, mein Glück anderswo besser machen zu können!«
    Er wandte sich um und sah Jubal direkt an. »Ich schwor, Euch mit allen meinen Fähigkeiten zu dienen und Euch als ersten davon in Kenntnis zu setzen, sollte ich mich mit der Absicht tragen, zu gehen. Bis zu dem Zeitpunkt, sagte ich Euch, brauchtet Ihr meine Treue nicht in Frage zu stellen ...
    Damals lachtet Ihr, mir aber war es ernst. Ich versprach mein Leben und meine Seele dem, der mir meine Freiheit wiedergab und mir vertraute. Als das Landhaus überfallen wurde, war noch kein Wort über Kündigung gefallen, und obwohl ich mich gewöhnlich damit beschäftige, Eure Interessen zu vertreten, und es anderen und Euch selbst überlasse, Euer Leben zu verteidigen, hätte ich es doch mit einem Schwur nicht vereinbaren können, nicht wenigsten zu versuchen, Euch in Sicherheit zu bringen. Und wie die Dinge sich fügten, gelang es mir, Euch zu retten.«
    Der Sklavenhändler studierte das Gesicht des Mannes, der seine rechte Hand war. Die Glieder waren weicher und der Bauch voller als die des Sklaven, der sich damals im Griff der Wachen heftig gewunden hatte, während er seine Versprechen hinausbrüllte, aber das Gesicht war noch immer so hager wie damals, und auch in den Augen blitzte noch dieselbe Intelligenz.
    »Und warum hast du niemals gekündigt, Saliman?« fragte Jubal sanft. »Ich weiß, daß man dir andere Angebote macht. Ich wartete oft darauf, daß du eine höhere Bezahlung fordertest - aber du kamst nie. Warum?«
    »Ich war glücklich mit den Dingen, so wie sie standen. Die Arbeit für Euch war eine ungewöhnliche Mischung aus Aufregung und Sicherheit mit geringem persönlichem Risiko - bis vor kurzem zumindest. Einst träumte ich davon, ein Abenteurer zu sein, ein furchtloser Führer. Dann lernte ich Euch kennen und fand heraus, was dazu gehörte, ein solches Leben zu führen.
    Ich habe nicht diese Angewohnheit zwischen Vorsicht und Draufgängertum, diese Ausstrahlung, die ein Führer haben muß. Das weiß ich nun und bin bereit, das zu tun, was ich am besten kann: das Geld eines anderen zu verwalten oder demjenigen Rat zu geben, der tatsächlich Entscheidungen über Leben und Tod trifft.«
    Salimans Miene verfinsterte sich. »Das heißt jedoch nicht, daß ich nicht viele Eurer Gefühle teile. Ich half Euch, Eure Macht in Freistatt aufzubauen; ich beriet Euch, als Ihr die Falkenmasken auswähltet und anwarbt, die während des Überfalls so sinnlos hingeschlachtet wurden. Auch ich will Rache - aber ich bin nicht derjenige, der sie herbeiführen kann. Der seid Ihr, und ich bin bereit, alles zu riskieren, um Euch am Leben zu erhalten, bis diese Rache vollzogen ist.«
    »Am Leben? So?« fauchte Jubal.
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