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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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Ziegen paßt nicht so recht zu dem Prunk, auf den meine Kollegen in den Städten so stolz sind.«
    »Dann sind das also Eure Ziegen?« Jubal warf Saliman einen finsteren Blick zu.
    »Ich brauche sie für meine Magie«, erklärte der Lizerener.
    »Und sie dienen mir auch als Nahrung. Wie ich schon sagte ...«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn Jubal. »Es ist ein bescheidener Orden. Nur eine Frage: Stimmt es, was Saliman sagte? Könnt Ihr meine Beine heilen?«
    »Nun, das kann ich erst mit Sicherheit sagen, wenn ich die Wunden gesehen habe, aber ich war in vielen Fällen erfolgreich.«
    »Genug. Beginnt mit der Untersuchung. Und Saliman - schafft die verdammten Ziegen aus der Hütte!«
    Als die Ziegen in den Hof getrieben waren, hatte der Lizerener schon die Verbände abgenommen und untersuchte Jubals Beine. Nun sah auch der Sklavenhändler zum ersten Mal die Wunden, und sein Magen begehrte bei dem Anblick auf.
    »Nicht gut - gar nicht gut«, murmelte der Magier. »Viel schlimmer, als man mir sagte. Seht, hier, die Entzündung hat sich schon über den halben Oberschenkel ausgebreitet.«
    »Könnt Ihr sie heilen?« fragte Jubal, wobei er noch immer vermied, auf die Wunden zu schauen.
    »Es wird kosten«, erklärte der Lizerener, »und es gibt auch keine Garantie für vollständigen Erfolg.«
    »Das wußte ich, ehe ich nach Euch sandte. Eure Zunft verlangt immer viel und gibt nie Garantien. Kein Söldner könnte sich über Wasser halten, wenn er sich nach den Bedingungen der Magier bezahlen ließe.«
    Der Zauberer blickte auf. Sein Gesicht wirkte nun hart. »Ich sprach nicht von meinem Lohn«, belehrte er seinen Patienten, »sondern von der Belastung, die Eurem Körper und Geist abverlangt werden wird. Mehr noch, es wird Eure Kraft sein und nicht meine, von der das Ausmaß Eurer Heilung abhängt. Die Kraft der Muskeln und des Geistes. Wenn es mir und anderen oft nicht gelungen ist, Heilung zu bringen, so liegt das daran, daß bei den meisten hochmütigen Kriegern die Selbsteinschätzung größer ist als ihre Fähigkeiten, auch besitzen sie kein ...« Er fing sich wieder und wandte sich erneut den Wunden zu. »Vergebt mir, Lord, aber manchmal belastet es die Nerven, einem bescheidenen Orden< anzugehören.«
    »Entschuldigt Euch nicht, Mann«, lachte Jubal. »Nun habe ich zum ersten Mal Vertrauen in Eure Fähigkeiten und Versprechen. Wie heißt Ihr?«
    »Vertan, mein Lord.«
    »Und ich bin Jubal - und nicht >mein Lord<«, erklärte der Sklavenhändler. »Nun gut, Vertan. Wenn es Kraft ist, die hier verlangt wird, dann sollten wir beide in der Lage sein, meine Beine wiederherzustellen.«
    »Wie sehr werden Körper und Geist beansprucht?« fragte Saliman vom Eingang aus.
    Jubal starrte seinen Helfer wütend über die Unterbrechung an, aber Vertan hatte sich bereits Saliman zugewandt, und so bemerkte er es nicht.
    »Eine gute Frage«, pflichtete der Lizerener bei. »Um die Antwort zu verstehen, müßt Ihr erst einmal den Heilungsprozeß kennenlernen.« Er war nun in seinem Element, und seine Nervosität schmolz dahin. »Die Heilung wird sich in zwei Schritten vollziehen. Der erste ist relativ einfach, erfordert aber Zeit. Dazu gehört es, die Entzündung, die Gifte, aus den Wunden zu ziehen. Wahrhaft auf die Probe stellen wird uns erst der zweite Teil der Behandlung. Große Teile der Beine sind in Mitleidenschaft gezogen - sogar die Knochen selbst. Um Knochen zu heilen, bedarf es einiger Zeit, mehr Zeit, denke ich, als mein Lord Jubal aufbringen möchte. Deshalb werde ich die Körperfunktionen beschleunigen und damit die benötigte Zeit verkürzen. In diesem Zustand werdet Ihr unglaubliche Mengen Nahrung zu Euch nehmen, denn der Körper braucht Kraft für die Heilung. Was normalerweise Tage in Anspruch nähme, vollzieht sich dann innerhalb von Stunden; Abläufe, die sonst Monate dauerten, werden so in Wochen stattfinden.«
    »Habt Ihr zuvor schon auf diese Weise geheilt?« fragte Saliman.
    »Aber ja«, versicherte ihm Vertan. »Ihr kennt sogar einen meiner Patienten. Ich war es, der Balustrus heilte. Das war natürlich in der Hauptstadt, ehe er seinen Namen änderte.«
    »Balustrus«, Jubals Gesicht verfinsterte sich, als er im Geiste den verkrüppelten Metallmeister vor sich sah.
    »Ich weiß, was Ihr denkt«, fügte der Lizerener hastig hinzu. »Aber ich habe viel getan, um meine Fähigkeiten seit damals zu verbessern. Trotzdem war ich überrascht, daß er mich empfahl. Damals war er mit dem Ergebnis meiner Arbeit ganz und gar
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