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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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Und Hort, der schon wie ein Fisch schwamm, ehe er überhaupt laufen konnte! Ertrinken? Beide? Mit ihrem Kahn unbeschädigt im Wasser?«
    »Ihr Boot war unbeschädigt?« fragte Hakiem eifrig.
    Ornat betrachtete ihn eine Weile stumm, dann lehnte er sich vor und erzählte ihm schließlich, was er wußte. »Seit Wochen schon hat der Alte Mann Hort mit hinausgenommen, um ihm Tiefseefischen beizubringen. Oh, ich wußte, daß Hort nie ein Fischer werden würde. Ich wußte es, Hort wußte es, und der Alte Mann wußte es ebenfalls - aber es war eine gute Ausrede für den Alten, vor seinem Sohn ein bißchen mit seinem Können zu prahlen. Und zu Horts Ehre sei gesagt, daß er mitmachte und so geduldig mit dem Alten Mann war, wie der früher mit ihm. Es war uns allein eine Freude, daß die beiden wieder so gut miteinander auskamen.« Der einarmige Fischer lächelte in Erinnerung ganz leicht, ehe er fortfuhr:
    »Gestern fuhren sie hinaus - ganz weit, außer Sichtweite des Landes und der anderen Boote. Ich dachte mir schon, daß es gefährlich sei, und das sagte ich auch zu Haron. Sie hat bloß gelacht und gemeint, der Alte Mann sei zu dieser Jahreszeit der See mehr als gewachsen.« Der Fischer nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug.
    »Aber sie sind nicht zurückgekehrt. Ich dachte, vielleicht sind sie anderswo an Land gekommen, und habe die ganze Nacht auf den anderen Piers herumgeschaut und nach ihnen gefragt. Doch niemand hat sie gesehen. Heute morgen bin ich dann selbst hinausgefahren, aber erst gegen Mittag sichtete ich ihren Kahn. Er trieb leer auf dem Wasser, mit eingezogenen Rudern. Vom Alten Mann und von Hort fand ich keine Spur. Ich habe das Boot in Schlepp genommen und bin dann zum Standort, um das Verschwinden zu melden. Na ja, und du weißt, was man meinte. Durch eine Böe ertrunken! Dabei sind es noch Monate bis zur Zeit der Stürme ...«
    Hakiem wartete, bis der Fischer in Schweigen versank, ehe er fragte: »Könnte vielleicht irgendeine -Kreatur aus der Tiefsee dahinterstecken? Ich will ja nicht behaupten, daß ich das Meer kenne, aber auch ein Geschichtenerzähler hört so allerlei.«
    Ornat blickte ihn nachdenklich an. »Vielleicht«, räumte er ein. »Ich würde mich nicht mal bei Tag in die Tiefsee wagen, geschweige denn im Dunkeln. Götter und Ungeheuer sollte man lieber in Ruhe lassen.«
    »Und doch hast du es heute gewagt.« Der Geschichtenerzähler war beharrlich und legte den Kopf schräg.
    »Der Alte Mann war mein Freund«, antwortete Ornat stumpf. »Aber wenn du für deine Geschichten Ungeheuer brauchst, dann schlage ich vor, du kümmerst dich um die zweibeinige Art, die mit Gold um sich wirft.«
    »Was willst du damit andeuten, Ornat?«
    Obgleich sie ohnedies dicht beisammen saßen, rückte der Einarmige noch näher heran und warf einen verstohlenen Blick um sich. »Nur soviel: ich habe ein Schiff da draußen gesehen - eines, das nicht dort hätte sein sollen - ja eigentlich nirgendwo.«
    »Schmuggler?«
    »Glaubst du, ich kenne Schmugglerschiffe nicht, Geschichtenerzähler?« brauste der Fischer unwillkürlich auf. »Wir kennen sie, und sie kennen uns - und wir kommen uns gegenseitig nicht in die Quere. Wenn der Alte Mann so dumm gewesen wäre, zu nahe an ein Schmugglerschiff heranzurudern, hätte ich ihn ganz gewiß tot in seinem Kahn aufgefunden oder im Wasser treibend daneben. Was sollte ein Schmuggler mit ihnen anstellen?«
    »Wer sonst?« Der Geschichtenerzähler hob die Brauen.
    Stirnrunzelnd sagte Omat: »Das ist ja das Rätsel. Das Schiff war ziemlich weit entfernt, trotzdem war mir klar, daß ich so ein Schiff noch nie zuvor gesehen habe und auch nie von einem ähnlichen gehört hatte. Und was ich noch erstaunlicher fand - es folgte nicht der Küste und fuhr auch nicht zur Schmugglerinsel, sondern geradewegs weiter ins Meer hinaus.«
    »Hast du das dem Hauptmann auch gesagt?« fragte Hakiem.
    »Ihm?« schnaubte der Fischer. »Was hätte ich ihm sagen sollen? Daß ein Spukschiff meine Freunde entführte und über den Horizont in unbekannte Gewässer segelte? Sie hätten mich für betrunken gehalten oder für Schlimmeres und mich zu den Verrückten gezählt, die Kittycat um sich sammelt. Ich habe ihnen sowieso schon zuviel gesagt, und dir noch mehr. Also hüte deine Zunge, Geschichtenerzähler. Ich möchte nicht noch einen Tag vom Fischen abgehalten werden, weil du in einer Geschichte meinen Namen erwähnst und diese Tagediebe von Wächtern neugierig werden.«
    Hakiem hätte ihn gern noch
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