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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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Weinbechers.
    Seinen Schritt beschleunigend, machte der Geschichtenerzähler sich auf den Weg zum »Wilden Einhorn«.
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    (1) siehe »EIN GESCHENK ZUM ABSCHIED« von Robert Asprin in Die Rache der Wache , Bastei-Lübbe, 20095

Jubal
Schmerzen und Qualen
    Robert Lynn Asprin
    Es mußte Schwierigkeiten gegeben haben. Saliman war viel zu lange ausgeblieben, es konnte nicht gut gegangen sein. Andere mochten Schwierigkeiten haben, die Zeit richtig einzuschätzen, die zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang verstrich, nicht aber Jubal. Während seiner jungen Jahre als Gladiator in der Hauptstadt des rankanischen Reiches verbrachte er viele schlaflose Nächte vor den Arenatagen oder den Bluttagen, wie jene, die dieses Handwerk betrieben, sie nannten; die Dunkelheit war ihm wohl vertraut.
    Jede Spanne der Nacht hatte ihre eigene Schattierung, ihre eigene Stofflichkeit - und er kannte sie alle, sogar jetzt, da Schweiß und Tränen ihm die Augen trübten.
    Zu lange. Schwierigkeiten.
    Die beiden Gedanken wirbelten ihm durch den Kopf, als er versuchte, sich einen Plan zurechtzulegen. Wenn seine Vermutungen stimmten, dann war er jetzt allein und verwundet - was konnte er tun? Weit käme er nicht, wenn er sich mit den Händen und unter großen Schmerzen auf dem Boden dahinschleppte. Sollte einer seiner Verfolger ihn stellen oder begegnete ihm zufällig ein Bewohner der Stadt, der einen alten Groll gegen ihn hegte, so konnte er sich nicht verteidigen. Zum Kämpfen brauchte ein Mann Beine, Beine, die ihm gehorchten. Auch das wußte er aus den Arenatagen.
    Die so oft gehörten Worte seines Lehrmeisters in der Arena kamen ihm in den Sinn und verdrängten alle anderen Gedanken.
    »Beweg dich! Beweg dich, verdammt! Zurück. Angriff. Zurück. Umkreisen. Beweg dich! Wenn du dich nicht bewegst, ist es dein Tod. Wenn ich dich nicht selbst umbringe, dann tut das dein nächster Gegner! Beweg dich! Ein Kämpfer, der stocksteif dasteht, ist ein toter Kämpfer. Jetzt beweg dich! Beweg dich!«
    Ein halb gehörtes Geräusch riß Jubals fiebrige Gedanken zurück in die Gegenwart. Die Hand umschloß den Griff seines Dolches, während sein zielloser Blick versuchte, die Dunkelheit zu Saliman?
    Vielleicht. Aber in seiner augenblicklichen Verfassung konnte er kein Risiko eingehen. Da sein Verbündeter wußte, wo er war, mochten Jubals Feinde ihn gezwungen haben, dieses Wissen preiszugeben. Gegen einen Baum gelehnt und die Beine vor sich ausgestreckt, sah Jubal sich nach neuer Deckung um. Etwa zwei Schritte entfernt wuchs auf einem Flecken kniehohes Unkraut. Nicht viel, aber genug.
    Der Exgladiator kippte zur Seite, stützte sich mit einer Hand ab und ließ sich langsam ganz zu Boden gleiten. Dann zog er sich mit den Armen auf den mit Unkraut bewachsenen Fleck zu und schließlich in ihn hinein. Obwohl er mit dem freien Arm das Gleichgewicht hielt, schabte einmal einer der abgebrochenen Pfeilschäfte, die aus seinen Knien ragten, über den Boden, und ein stechender Schmerz peinigte ihn.
    Greifen, ziehen. Greifen.
    In der Sicherheit inmitten der Pflanzen gönnte er sich eine Rast. Sein Kopf sank nun ganz zu Boden. Der Dolch glitt aus der Hülle, er hielt die Spitze nach unten und schirmte das Glitzern der Klinge mit seinem Unterarm ab. Zitternd von der Anstrengung, die ihm die Bewegungen bereitet hatten, atmete er durch die Nase, um sich langsam und leise zu erholen. Ausatmen. Warten.
    Zwei Gestalten näherten sich, schwarze Flecke gegen den noch dunkleren Hintergrund des Baumes, gegen den er eben noch gelehnt dasaß.
    »Nun?« Die Stimme klang laut in der Finsternis. »Wo ist mein Patient? Ich kann keinen Geist behandeln.«
    »Er war hier, das schwöre ich.«
    Jubal lächelte, die Finger um den Griff des Dolches entspannten sich. Die zweite Stimme erkannte er unschwer. Seit Jahren nun hatte er sie Tag für Tag gehört.
    »Du bist immer noch kein Krieger, Saliman«, rief er und stützte sich auf einen Ellenbogen. »Wie ich bereits sagte, du würdest nichts von einem Hinterhalt bemerken, ehe du nicht mitten hineingestolpert wärst.«
    Seine Stimme klang schwach und verzerrt, so daß er sie selbst kaum erkannte. Die beiden Gestalten jedoch zuckten erschrocken zusammen, als sie die Stimme vernahmen, die von irgendwo in der Nähe ihrer Fußgelenke zu kommen schien. Einen Augenblick lang weidete Jubal sich an ihrem Schrecken, dann wurden seine Züge hart. »Du kommst spät«, knurrte er.
    »Wir wären rascher gewesen«, beeilte sich sein Helfer zu sagen,
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