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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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»aber der Heiler bestand darauf haltzumachen, um einige Pflanzen auszugraben.«
    »Einige Heilpflanzen sind frisch am wirksamsten«, erklärten Alten Stulwig würdevoll, als er auf Jubal zuging. »Und nachdem man mir erzählte .« Er blieb unvermittelt stehen und starrte auf das Unkraut in dessen Mitte sein Patient lag. »Wißt Ihr eigentlich«, stammelte er, »daß die Pflanzen, zwischen denen Ihr liegt, ein Öl absondern, das auf der Haut Brennen und Juckreiz hervorruft?«
    Aus unerfindlichen Gründen belustigte die Ironie, die in dieser Belehrung lag, Jubal so sehr, daß er zum ersten Mal, seit die Stiefsöhne sein Landhaus überfallen hatten, lachte. »Ich glaube, Heiler«, sagte er schließlich, »daß ich im Augenblick größere Probleme habe als einen Hautausschlag.« Dann übermannten ihn Erschöpfung und Schock, und er sank in Ohnmacht.
    Es war nicht die Dunkelheit der Nacht, sondern eine tiefere Finsternis - die Schwärze der Leere oder einer Folterzelle.
    Sie kamen aus der Schwärze auf ihn zu, unsichtbare Feinde mit Dolchen, weißglühenden Eisen gleich, mit denen sie seine Knie marterten und gegen die er sich vergebens wehrte. Ein oder zweimal brüllte er laut auf und versuchte, die Knie gegen die Brust zu pressen, aber ein schweres Gewicht hielt sie fest, während der Folterer sein Werk fortsetzte. Unfähig, Arme oder Beine zu bewegen, warf er den Kopf hin und her und stammelte und sabberte unzusammenhängende, wirkungslose Flüche. Schließlich glitt sein Geist in eine andere Ebene, eine dunklere Ebene, auf der es keinen Schmerz gab - und auch keine anderen Gefühle.
    Langsam kehrte die Welt in Jubals Bewußtsein zurück, so langsam, daß er darum kämpfen mußte, Traum und Wirklichkeit auseinanderzuhalten. Er befand sich in einem Raum - nein, einer Hütte. Eine wachstriefende Kerze gab ein wenig Licht ab, und durch einen Torbogen ohne Tür fiel Sonnenschein.
    Er lag auf dem Lehmboden, seine Kleider waren feucht und klamm vom eigenen Schweiß. Die Beine, von den Knöcheln bis über die Schenkel dick bandagiert, schienen keine eigene Form mehr zu haben, außer der, die ihnen der klumpige Verband verlieh.
    Alten Stulwig, Freistatts meistgeschätzter Heiler, hockte über ihn gebeugt und schützte sein Gesicht vor den Sonnenstrahlen. »Ihr seid wach. Gut«, brummte er. »Vielleicht kann ich nun meine Behandlung zu Ende bringen und nach Hause gehen. Ihr seid erst der zweite Schwarze, an dem ich meine Künste versuche, wißt Ihr? Der andere starb. Es ist schwer, in solchen Fällen nach der Verfärbung der Haut zu urteilen.«
    »Saliman?« krächzte Jubal.
    »Draußen, er gibt einem dringenden Befürfnis nach. Ihr unterschätzt ihn, wißt Ihr? Krieger oder nicht, er hinderte mich daran, meinem besseren Wissen zu folgen. Er drohte, mir den Magen herauszuschneiden, wenn ich nicht wartete, bis Ihr Euer Bewusstsein wiedererlangtet.«
    »Saliman?« Jubal lachte schwach. »Ihr wurdet hereingelegt, Heiler. Er hat noch nie Blut vergossen. Nicht alle, die für mich arbeiten, sind Mordbuben.«
    »Ich glaubte ihm«, erklärte der Heiler ernst. »Und ich tue es noch.«
    »Und das solltet Ihr auch«, fügte Saliman, der nun im Eingang stand, hinzu. In einer Hand trug er eine rostige Pfanne, an der der Griff fehlte, er hielt sie mit großer Sorgfalt, als wäre sie oder ihr Inhalt zerbrechlich. In der anderen Hand trug er Jubals Dolch.
    Als er versuchte, sich herumzudrehen, um seinen Helfer zu begrüßen, merkte Jubal zum ersten Mal, daß seine Hände irgendwo hinter seinem Kopf festgebunden waren, woran, konnte er nicht erkennen. Saliman kniete neben ihm nieder und befreite die Hände mit dem Dolch, dann reichte er ihm die Pfanne, die halb gefüllt war mit Wasser. Es war trüb, Gras und kleine Zweige schwammen darin, aber es half dem Sklavenhändler, den fiebrigen Geschmack aus dem Mund zu spülen.
    »Ich erwarte ja nicht, daß Ihr Euch erinnert«, fuhr Saliman fort, »aber ich habe mindestens viermal Blut vergossen - zwei meiner Opfer sind sicher tot -, während ich Euch aus dem Anwesen schaffte.«
    »Um mein Leben zu retten?«
    »Es ging auch um mein Leben.« Saliman zuckte mit den Schultern. »Die Eindringlinge waren nicht sehr wählerisch in bezug auf ihre Ziele.«
    »Wenn ich nun meine Arbeit zu Ende bringen dürfte?« unterbrach Stulwig vorsichtig. »Es war eine lange Nacht, und Ihr werdet noch viel Zeit zum Reden haben.«
    »Natürlich«, gestattete ihm Jubal und schickte Saliman mit einer Handbewegung fort. »Wie
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