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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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»Wieviel Ausstrahlung hat ein Krüppel? Genug, um eine rachsüchtige Armee um sich zu scharen?«
    Saliman wandte den Blick ab. »Wenn Ihr Eure Macht nicht wiedererlangen könnt«, gab er zu, »finde ich einen anderen, dem ich folgen werde. Aber zunächst bleibe ich bei Euch, bis Ihr Euch entschieden habt. Wenn es irgend jemanden gibt, der eine Truppe, wie wir sie brauchen, auf die Beine stellen kann, dann seid Ihr es - auch als Krüppel.«
    »Dann rätst du mir, Stulwig gewähren zu lassen?«
    »Es scheint keine andere Möglichkeit zu geben - es sei denn, Ihr zieht den Tod vor.«
    »Es gibt noch eine Möglichkeit«, Jubal grinste humorlos. »Aber es ist eine, vor der ich zurückscheue. Ich will, daß du für mich Balustrus, den Metallmeister, aufsuchst.«
    »Balustrus?« Saliman wiederholte den Namen, als hätte er einen schlechten Geschmack. »Ich traue ihm nicht. Manche sagen, er sei verrückt.«
    »Er diente uns gut in den Zeiten, die hinter uns liegen - was immer er sonst noch getan haben mag«, stellte der Sklavenhändler fest. »Und was noch wichtiger ist, er weiß Bescheid über verschiedene Zauberer in Freistatt.«
    »Zauberei?« Saliman war offensichtlich überrascht.
    »Ja.« Jubal nickte grimmig. »Wie ich schon sagte, ich habe nicht viel übrig für diese Wahl, aber es ist immerhin eine Möglichkeit - und vielleicht ist sie dem Tod und der Verstümmelung vorzuziehen.«
    »Vielleicht«, meinte sein Berater, verzog aber dabei das Gesicht. »Nun gut, ich mache mich jetzt auf den Weg, um Eure Anweisungen auszuführen.«
    »Saliman«, rief der Sklavenhändler ihm nach. »Da ist noch etwas: Wenn du mit Balustrus sprichst, dann verrate ihm nicht mein Versteck. Sag ihm, ich sei irgendwo anders - in den Schlachthäusern. Ich traue ihm nicht mehr, als du es tust.«
    Jubal fuhr aus seinem Halbschlaf hoch, den Dolch kampfbereit in der Hand. Dieses Geräusch - es war nahe und kam noch näher. Er zog sich über den Fußboden auf den Eingang zu. Zum ersten Mal fragte er sich, in wessen Hütte Saliman ihn untergebracht hatte. Er nahm an, sie war verlassen - aber vielleicht kehrte jetzt der rechtmäßige Besitzer zurück? Äußerst vorsichtig blickte er um die untere Ecke des Eingangs und sah ...
    Ziegen.
    Eine stattliche Herde kam in einer Schlangenlinie auf die Hütte zu. Sie hatten zwar Jubals Aufmerksamkeit erregt, aber weit mehr interessierte er sich für die beiden Männer, die gemeinsam hinter den Tieren auf ihn zukamen. Den einen erkannte er sogleich als Saliman. Der Kopf des anderen reichte kaum bis zu den Schultern Salimans, und sein Gang war federnd und weich.
    Jubals Augen verengten sich vor Mißtrauen und Verwunderung. Welchen Grund Saliman auch haben mochte, einer Ziegenherde das Versteck preiszugeben, er hoffte für ihn, daß es ein guter war.
    Die Laune des Sklavenhändlers hatte sich nicht gebessert, als die beiden Männer den Eingang erreicht hatten. Sie war im Gegenteil noch schlechter geworden, da er mit zwei Ziegen, die der Herde vorausgeeilt waren, unfreiwillig Bekanntschaft gemacht hatte.
    »Jubal«, rief Saliman, der nicht darauf geachtet hatte, daß die Ziegen bereits in die Hütte eingedrungen waren. »Seht, wen ich mitgebracht habe .«
    »Eine Ziegenherde?« schnaubte Jubal. »Hast du den Verstand verloren?«
    »Nicht die Ziegenherde«, stammelte sein Berater, den Jubals Zorn überraschte. »Ich meinte den Lizerener.«
    »Was kümmert es mich, wo er geboren wurde? Sieh zu, daß du ihn und seine Ziegen hier herausbringst!«
    Während er sprach, kam eine weitere Ziege durch den Eingang und blieb zu Jubals Füßen stehen, von wo aus sie ihn mit sanften, neugierigen Augen ansah, während der Rest der Herde die Ecken der Hütte untersuchte.
    »Erlaubt mir, zu sprechen, mein Lord«, sagte der kleine Mann rasch und nervös. »Es ist nicht eine Frage meiner Herkunft, Euer Helfer wollte vielmehr erklären, was ich bin - nämlich vom Orden der Lizerener, einem bescheidenen Orden, der sich der Heilkunst durch Zauberei verschrieben hat.«
    »Er kann Eure Beine heilen«, beeilte sich Saliman zu sagen. »Vollständig. Ihr werdet wieder gehen können - oder laufen, wenn Ihr das wünscht.«
    Nun war es an Jubal, überrascht zu blinzeln, während er abwesend eine Ziege beiseite schob. »Ihr? Ihr seid ein Zauberer? Ihr gleicht keinem der Magier, die ich in der Stadt gesehen habe.«
    »Es ist ein bescheidener Orden«, erwiderte der Mann und zupfte nervös an seinem fadenscheinigen Gewand. »Und das Leben mit den
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