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Verräterische Lippen

Verräterische Lippen

Titel: Verräterische Lippen
Autoren: Carter Brown
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Dies ist kein Land für Touristen, wie Sie
sicher schon gemerkt haben. Die meisten unserer amerikanischen Besucher kommen
aus geschäftlichen Gründen und erholen sich anderswo .«
    Rodriguez
betrachtete mich kühl. »Unglücklicherweise hatte Señor Roberts offenbar die
Absicht, Arbeit und Vergnügen miteinander zu verbinden. Anders wäre wohl kaum
zu erklären, daß er gleich eine junge Dame mitgebracht hat .« Er sagte das in einem Ton, als beschuldige er mich, die moralische Ordnung über
den Haufen geworfen zu haben.
    »Es
wäre höchst bedauerlich, wenn er dadurch von unserem Problem abgelenkt würde«,
erklärte Juarez unheildrohend.
    »Auch
bedauerlich für das Mädchen«, fügte Rodriguez finster hinzu.
     
    Mein
Gepäck war bereits im Hotel abgeliefert. Der Empfangschef begrüßte mich, als
sei ich der Präsident einer bedeutenden Ölgesellschaft, erklärte mir jedoch, er
habe mir leider kein Zimmer direkt neben Miß Caruthers geben können. Aber immerhin auf demselben Flur... Er lächelte wie ein
Sonnenuntergang in der Wüste, drückte mir kräftig die Hand und versicherte mir
mit Nachdruck, stets zu meinen Diensten zu stehen. Sein Bestreben, mich zu
beeindrucken, verriet mir zweierlei: er war ein Heuchler, und jedermann in Santango wußte offenbar von meiner Verbindung zur
Regierung.
    Das
Zimmer mit dem breiten Doppelbett war der Traum eines müden Geschäftsreisenden.
Ich ließ mich in einen blaßgelben Sessel sinken, der
so bequem war, daß ich Mühe hatte, mich wieder hochzuraffen ,
als ich die eingebaute Bar in einer Wandnische entdeckte. Sie war reich
bestückt mit zwölf ungeöffneten Flaschen, einem Cocktailshaker, Gläsern,
gesalzenen Nüssen und Eiswürfeln.
    Die
drei Flaschen Bourbon darunter stimmten mich den Lokalpolitikern gegenüber
sofort versöhnlicher. Vielleicht würden sie mich an die Wand stellen, wenn die
Dinge nicht den gewünschten Verlauf nahmen. Aber wenigstens gönnten sie es dem
Verurteilten, seine letzten Stunden zu genießen.
    Das
einzige, was dem amerikanischen Imperialisten jetzt zu seinem Glück fehlte,
war...
    Bevor
ich den Gedanken noch zu Ende bringen konnte, öffnete sich die Tür, die ich zu
verriegeln vergessen hatte. Es ging so schnell, daß ich mich nicht mehr vom
Platz bewegen konnte. Doch als ich sah, wer da auf der Schwelle erschien, hatte
ich gar nicht mehr das Bedürfnis, mich vom Platz zu bewegen — höchstens bis
hinüber zum Bett.
    »Entschuldigen
Sie, Señor, ich suche einen Mann, der Roberts heißt .« Sie war etwa einundzwanzig, mit milch-kaffeefarbener Haut und Augen wie dunkler
Bernstein. Ihr Englisch hatte einen spanischen Akzent, dessen schwaches Lispeln
mir wohlige Gänsehaut verursachte. Die weiße Spitzenbluse und der lange, weite,
bunt gestreifte Rock enthüllten ihre Figur nicht gerade, aber die schmale
Taille und die straffen Brüste verrieten mir genug, daß ich auf den Rest
neugierig wurde.
    »Señor
Roberts hat sein Leben lang nach einer Frau wie Ihnen Ausschau gehalten«,
erklärte ich enthusiastisch.
    Ihr
strahlendes Lächeln zeigte weiße, ebenmäßige Zähne. Es geschieht nicht oft, daß
dem alten, redegewandten, kühlen, selbstbeherrschten Randall Roberts wegen
einer Frau die Sprache wegbleibt, aber es kommt vor.
    »Sie
sind Señor Roberts ?« fragte sie mit einem verführerischen
Charme, bei dem ich zu allem ja gesagt hätte.
    »Treten
Sie näher«, forderte ich so einladend auf, wie es meine heisere Stimme
erlaubte. »Señor Roberts spendiert Ihnen einen Drink .«
    Sie
hob die dunklen Augenbrauen. » Sie spendieren mir einen Drink ?« wiederholte sie überrascht. »Bezahlt das nicht alles die
Regierung ?«
    »Es
war nur so eine Redensart«, versicherte ich eilig. »Die Bar ist voll
kostenloser Getränke. Kommen Sie herein. Was möchten Sie haben ?«
    Es
gelang mir, aufzustehen und drei Schritte auf sie zu zu machen. Ihr Arm war schlank, fühlte sich jedoch muskulös an. Ich konnte mir
unschwer den weichen, geschmeidigen Körper unter mir vorstellen. Meine Hand
streifte ihr langes schwarzes Haar, als ich an ihr vorbeilangte und die Tür
schloß.
    Sie
blinzelte mir mit wissendem Lächeln zu. »Ich wirke anziehend auf Sie, nicht
wahr? Und Sie wollen mit mir ins Bett gehen .« Seufzend
zuckte sie die Achseln, während sie mir gestattete, sie zu einem zweiten blaßgelben Sessel neben der Bar zu führen. »Es ist immer
dasselbe mit Amerikanern«, fuhr sie philosophisch fort. »Angeblich sind sie die
großen, harten Imperialisten, dabei
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