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Verräterische Lippen

Verräterische Lippen

Titel: Verräterische Lippen
Autoren: Carter Brown
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    Rodriguez
runzelte die Stirn, während Juarez die Zähne zusammenbiß . Ortez grinste.
    »Ein
Mann namens Romero Torez hat sich an den Vorsitzenden
unserer Versammlung hier gewandt«, begann Ortez . » Torez ist Anwalt und war Kandidat einer der
Oppositionsparteien. Wir haben ihn eingehend verhört, aber er schwört, nichts
mit der Entführung zu tun zu haben. Seine Anweisungen hat er, wie er behauptet,
telefonisch bekommen. Ein kleines Honorar wurde ihm anonym gezahlt. Ich glaube
ihm das. Señor Juarez ist weniger überzeugt davon, aber Torez wird ständig überwacht, und es ist unwahrscheinlich, daß er uns zu Señorita
Mendez führt. Ich glaube nicht, daß er ihren Aufenthaltsort kennt, wie immer
seine Verbindungen zu den Verbrechern auch sein mögen. Meiner Meinung nach ist
er nur Zwischenträger. Natürlich wissen wir nicht, wann und wie sich diese
Leute wieder mit ihm in Verbindung setzen, aber ich halte es für wichtig, daß
er ihnen unsere Verhandlungsbereitschaft mitteilt. Einverstanden?«
    General Ortez grinste ermutigend. Er hatte ein rundes,
teigiges Gesicht mit herabhängenden Wangen und verquollenen Augen. Seine
Hautfarbe war hell, sein Haar dünn und glatt. Mit seinem vierschrötigen,
kräftigen Körper erinnerte er an eine gut gefütterte Python.
    »Wie
ist das mit den Oppositionsparteien ?« fragte ich
schnell. »Wer steckt Ihrer Meinung nach hinter der Entführung? Und was
geschieht, wenn Präsident Mendez zurücktritt ?«
    »Das
sind politische Fragen«, wehrte Juarez entschieden ab, »die Sie nichts angehen .«
    »Es
könnte mir helfen, wenn ich wüßte, mit was für Leuten ich es zu tun habe«, gab
ich ungehalten zurück. »Wenn mir ihr Denkschema bekannt wäre, könnte ich mich
besser auf sie einstellen. Was erwarten Sie ohne alle Informationen von mir ?«
    »Die
Wahrheit ist, Señor Roberts«, sagte Ortez gönnerhaft,
»daß wir nicht wissen, wer für die Entführung verantwortlich ist. Wie die
amerikanischen Zeitungen ganz richtig gemeldet haben, ist uns lediglich bekannt,
daß gewisse Offiziere in der Armee einem Versuch, Präsident Mendez zu stürzen,
positiv gegenüberstehen. Selbstverständlich werden alle Schritte unternommen,
diese Krebsgeschwüre aus dem Körper der loyalen Streitkräfte, die ich
befehlige, zu entfernen. Aber unglücklicherweise dürfen wir nicht zu voreilig
handeln. Es könnte sonst zu Gewaltaktionen kommen. Vor allem sind es zwei
Obristen, die zwischen sich ein gewisses Machtgleichgewicht halten .«
    »Sie
haben genug gesagt, General Ortez «, unterbrach Rodriguez
scharf. »Señor Roberts, es liegt an uns dreien hier, die wir das besondere
Vertrauen von Präsident Mendez genießen, dafür zu sorgen, daß die politische
Lage nicht außer Kontrolle und die Regierung nicht in Gefahr gerät .
Ihre Aufgabe ist es, die Freilassung der Tochter des Präsidenten zu erreichen.
Unsere jeweiligen Verantwortlichkeiten sind damit klar umrissen. Es besteht
also keine Veranlassung, die Diskussion fortzusetzen. Sie werden jede Hilfe und
jeden möglichen Schutz bei der Ausübung Ihrer Tätigkeit erhalten .«
    Juarez
nickte zustimmend. Ortez grinste.
    Rodriguez
griff in seine Rocktasche und brachte einen Umschlag zum Vorschein. »Hier haben
Sie die privaten Telefonnummern von General Ortez ,
Oberst Juarez und mir. Sie erstatten mir regelmäßig Bericht, mindestens zweimal
täglich. Sollten Sie mich nicht erreichen können, wenden Sie sich an einen der
beiden anderen Herren. In einer Situation von besonderer Dringlichkeit, falls
Sie etwa Señorita Mendez entdecken, informieren Sie uns alle drei. Auch die Telefonnummer
von Romero Torez finden Sie auf der Liste. Setzen Sie
sich aber im Augenblick noch nicht mit ihm in Verbindung. Das werde ich gleich
selbst tun. Sie werden jetzt in Ihr Hotel gebracht, Mr. Roberts .«
    »Meinen
tiefsten Dank«, sagte ich. »Sie verwöhnen mich geradezu. Ich brauche also nur
zu vermeiden, Sie oder die Armee oder die Polizei oder die Entführer aufzuregen
— dann kann ich ungestört meinen Aufenthalt im schönen, verschlafenen,
unzivilisierten Santango genießen. Oder sollte ich
vielleicht in meinem Hotelzimmer bleiben und um ein Wunder beten ?«
    »Sie
werden gar nichts tun, Señor Roberts«, erwiderte Rodriguez mißgelaunt ,
»bis ich Ihnen Bescheid gebe .«
    »Es
wäre tatsächlich am besten, wenn Sie das Hotel nicht verlassen würden«,
ergänzte Juarez gemessen.
    Ortez grinste. »Ich glaube nicht, daß Sie viel
Urlaub haben werden, Señor Roberts.
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