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Verräterische Lippen

Verräterische Lippen

Titel: Verräterische Lippen
Autoren: Carter Brown
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Angelegenheit nichts
wissen lassen. Sie hätten uns sonst womöglich an Señor Rodriguez verraten .«
    Ich
nickte. »Das Ganze ist mir jetzt ziemlich klar. Nun bewegt mich nur noch die
Frage, wie es Ihnen allen gelingen wird, sinnlose Auseinandersetzungen darüber
zu vermeiden, wer sich als erster über das nächste Opfer hermacht .«
    Ortez fuhr fort zu grinsen, wenn auch nicht mehr
ganz so unbekümmert wie zuvor.
    »Sie
mögen Politik nicht«, seufzte Mendez. »Ich muß gestehen, daß ich Ihre Gefühle
teile, Señor Roberts. Aber so ist das Leben nun einmal .« Er hob mit einer hilflosen Geste die Hände. »Solange es festgefügte
Gesellschaften gibt, wird es Machtpositionen geben. Und einige Männer müssen
diese Macht ausüben. Die Frage kann nur lauten, über wen Macht ausgeübt wird,
und nicht, ob sie überhaupt ausgeübt werden soll oder nicht. Unbestreitbar
sollte es besser keine Macht in den Händen weniger geben. Aber...« Er hatte
seinen Standpunkt klargemacht und ließ das Schweigen sekundenlang im Raum
hängen, um mir Gelegenheit zum Nachdenken zu geben.
    »Nun
gut, lassen Sie mich versuchen, die Angelegenheit so zu betrachten wie Sie, Ortez und Ramirez«, sagte ich in meiner besten
Gerichtssaalattitüde. »Rodriguez plante, mit Hilfe von Marguerita und Jesus
Juarez Ihre Regierung zu stürzen und wieder eine Militärdiktatur einzuführen,
mit irgendeinem Oberst als Strohmann. Der erste Schritt dazu war, die
vermeintliche Entführung Ihrer Tochter in Szene zu setzen und Sie zum Rücktritt
zu zwingen. Als das nicht klappte, erfand Rodriguez die Geschichte von den
Entführern, die sich mit ihm in Verbindung gesetzt und mit mir um sechs Uhr morgens
in einem Anwaltsbüro zu sprechen verlangt hätten. Dann arrangierte er ein
Treffen zwischen mir und Marguerita, und zwar auf eine Weise, die garantierte,
daß ich dem General nichts davon mitteilen würde. Aber wie wir alle wissen, ist
der General nicht dumm. Er folgte mir heimlich und wußte deshalb, daß ich eine
Nachricht von Marguerita bekommen hatte. Da ich nicht bereit war, ihm reinen
Wein einzuschenken, nahm er an, ich glaubte, was Marguerita mir erzählt hatte,
und ich könne ihm gefährlich werden, wenn ich auf freiem Fuß blieb. Deshalb
beschloß er, mich einzusperren. Aber die Leute von Rodriguez, die für
Marguerita Späherdienste geleistet hatten, entdeckten den General und lauerten
uns auf. Der General entkam, ich wurde gefangengenommen, und Marguerita beschloß,
mich noch einmal gegen Ortez einzusetzen. Sie sorgte
für meine Freilassung, damit ich zurückkommen und Sie, Präsident Mendez, in
Kenntnis setzen konnte, daß der General ein Verräter sei. Marguerita hoffte,
ich würde Sie wenigstens veranlassen können, die Machtbefugnisse des Generals
einzuschränken und somit das Gewicht zugunsten von Rodriguez und dem Obersten
zu verlagern. Ramirez machte diesen Plan zunichte, indem er sie zwang, sich von
mir retten zu lassen. Dann kehrte Ortez mit seinen
Soldaten zurück und griff die Ranch an .«
    »Bravo,
bravo«, sagte Ortez heiter und klatschte beifällig in
die Hände. »Eine großartige Zusammenfassung, Señor Roberts. Es muß ein
Vergnügen sein, Sie im Gerichtssaal zu erleben .« Er
stieß einen theatralischen Seufzer aus. »Unglücklicherweise haben in diesem
Fall die Verbrecher ihren Prozeß schon gehabt .«
    Ich
warf einen Blick auf Rodriguez und Juarez. »Wie lange haben die Geschworenen
beraten ?« erkundigte ich mich ironisch.
    »Militärjustiz
muß notwendigerweise schnell vonstatten gehen«, erklärte Präsident Mendez.
»Ihre Schuld ist unleugbar. Wir würden nur zur politischen Unruhe beitragen,
wenn wir nicht sofort die Bedrohung der rechtmäßigen Regierung aus der Welt
schafften .«
    »Ich
verstehe Ihren Standpunkt«, sagte ich ruhig. »Wann werden sie erschossen ?«
    Präsident
Mendez zuckte die Achseln. »Verurteilen Sie unsere Methoden nicht zu scharf,
Señor Roberts .«
    »Sie
werden noch innerhalb der nächsten Stunde erschossen«, ließ sich Ramirez
vernehmen.
    Ich
faßte ihn näher ins Auge. Er schien nicht mehr der traurige, feinfühlige Patriot zu sein, für den ich ihn anfangs gehalten hatte. Sein beherrschter
Ernst war von einer finsteren Bedrohlichkeit, die mir vorher entgangen war.
    »Ich
habe noch nicht ganz begriffen, welche Rolle Sie hier spielen, Señor Ramirez«,
sagte ich.
    »Carlos
Ramirez ist Chef unseres Geheimdienstes«, erläuterte der Präsident. »Und
außerdem mein Stiefsohn.«
    » Margueritas
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