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Verräterische Lippen

Verräterische Lippen

Titel: Verräterische Lippen
Autoren: Carter Brown
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in seinem Büro. Er will
mich erst einweisen, bevor ich richtig anfange. Er meinte, ich müßte ein
bißchen die Zusammenhänge kennen, damit ich verstehe, wovon er überhaupt redet .«
    »Er
muß ziemlich schlau sein, daß er das Problem so schnell erfaßt hat .«
    »Welches
Problem?«
    »Deine
Schwierigkeiten, zu verstehen, wovon die Leute reden.«
    »Ich
verstehe nur dich nicht, Randall Roberts .« Sie
lächelte ein sehr zartes, kindliches Lächeln, das den Wunsch in mir weckte, sie
in die Arme zu nehmen und ihr Obszönitäten ins Ohr zu
flüstern.
    »Ich
wette, du bist gar nicht das naive kleine Mädchen, das zu sein du vorgibst«,
erklärte ich. »Es würde mich nicht überraschen, wenn du dich als genauso
sexbesessen erweist wie ich .«
    Sie
streckte eine kleine Hand aus und legte sie neben die meine auf die
Tischplatte. Dann begann sie mit einem silbrig lackierten Fingernagel langsam
und sanft über meinen Handrücken zu kratzen.
    »Warum
bindest du mich nachher nicht am Bett fest und probierst es aus ?« fragte sie verführerisch und mit einer ganz erwachsenen
Stimme.
     
    Es
war halb zehn, als wir wieder in den sechsten Stock hinauffuhren. Ich schlug
dezent vor, noch einen Schlummertrunk in meinem Zimmer einzunehmen.
    »Ich
hatte schon befürchtet, du würdest mich nicht dazu auffordern«, flüsterte sie
und schmiegte sich dicht an mich. Sie war zierlich genug, daß ich sie hochheben
und mir über die Schulter werfen konnte.
    Sie
quietschte vergnügt, als ich sie wieder auf den Boden hinunterließ und die Tür
mit dem Fuß hinter mir zustieß.
    Dann
drehte sie sich um und quietschte noch einmal.
    Bloß
nicht mehr aus Spaß.
    Ich
folgte ihrem Blick, der auf das Bett gerichtet war.
    Dort
lag in einer breiten Blutlache, die sich teilweise bereits in die Bettdecke
gesaugt hatte, die Leiche einer Frau mit zerrissener weißer Bluse und weißem
Höschen. Ihre Kehle war durchgeschnitten, die Brust von einem großen Messer
aufgerissen, das auf dem Teppich lag. Der Rock war auf ihr Gesicht gepreßt
worden, um ihre Schreie zu ersticken. Ich hob behutsam einen Zipfel davon hoch.
    Das
Mädchen meiner Träume war für immer schlafen gegangen.
     
     
     

4
     
    Jesus
Hernandez Juarez war wenig begeistert. Der Anblick der Leiche und des Blutes
veranlaßte ihn zu einem Stirnrunzeln. Die Anwesenheit von Connie, die
hysterisch in einem der blaßgelben Sessel schluchzte,
irritierte ihn noch mehr. Dann berichtete ich ihm, daß das tote Mädchen mein
einziger Anhaltspunkt für den Aufenthaltsort von Señorita Mendez gewesen war.
    »Soll
die Muttergottes diese kriminellen Schweine verfluchen«, stieß er erbittert
hervor.
    »Oh,
es ist schrecklich, ganz schrecklich«, jammerte Connie. »Das arme Mädchen!«
    »Sind
Sie sicher, daß sie Ihnen keinerlei Hinweise gegeben hat, wer der Mann sein
könnte, der das Versteck von Señorita Mendez ebenfalls kennt ?«
    »Er
sei ihr Bruder, sagte sie .« Ich blickte
niedergeschlagen auf das Bett. Die Tote war fortgebracht worden, das Bettzeug
lag zusammengebündelt in einer Zimmerecke. Am Fußende des Bettes lehnte ein
Polizist in grüner Uniform mit einem Schreibblock in der Hand. Jedesmal, wenn
Juarez etwas sagte, machte er eine Notiz.
    »Der
Bruder! Na und? Diese Leute vermehren sich wie die Fliegen. Wahrscheinlich hat
sie siebzehn Brüder. Aber wir werden ihn finden. Nur kostet es leider Zeit .«
    »Wenn
ich wenigstens ihren Name wüßte«, meinte ich hilflos.
    Juarez
hob die Schultern. »Das hätte uns natürlich weitergeholfen. Warum haben Sie
nicht danach gefragt ?«
    Da
ich ihm doch keine befriedigende Antwort geben konnte, starrte ich nur schweigend
auf den dunklen Fleck, den das durchgesickerte Blut auf der Matratze
hinterlassen hatte.
    Juarez
musterte mich noch immer mißmutig, als Manuel Rodriguez mit energischen
Schritten den Raum betrat.
    Connie
hatte aufgehört zu schluchzen und sah mich an. »Ich habe Angst, Randy«, sagte
sie mit verschüchterter Stimme.
    »Dir
passiert nichts«, versicherte ich beruhigend.
    »Hat
ein Sittlichkeitsverbrecher sie umgebracht ?« fragte
Connie leise.
    »Wahrscheinlich.
Aber wer sagt denn, daß er auch Blonde mag ?«
    »Vielleicht
zieht sich Señorita Caruthers jetzt besser in ihr
Zimmer zurück«, befahl Juarez, während Rodriguez auf mich zutrat.
    Der
Polizist am Fußende des Bettes reagierte so schnell, daß Connie draußen war,
bevor Rodriguez den Mund aufgemacht hatte.
    »Nun,
Señor Roberts«, sagte der Außenminister, »jetzt werden Sie
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