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Verräterische Lippen

Verräterische Lippen

Titel: Verräterische Lippen
Autoren: Carter Brown
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Rodriguez wohl reagieren würde, wenn ich ihn um zehntausend Dollar
aus dem Staatssäckel anging.
    Es
dauerte zwanzig Minuten, und ich mußte mit vier Sekretärinnen sprechen, bis ich
endlich mit ihm verbunden war.
    »Ja,
Señor Roberts ?« fragte er in dem eisigen Ton, den
Politiker für Leute bereithalten, die unter ihnen stehen.
    »Ich
habe die Bekanntschaft mit jemandem geschlossen, der behauptet, das Versteck
von Señorita Mendez zu kennen. Die Leute wollen für ihre Information
zehntausend Dollar .«
    »Wann?«
    »Eine
Antwort wollen sie schon heute abend um zehn .«
    »Woher
wissen Sie, daß die Information stimmt ?«
    »Das
weiß ich nicht. Es kostet uns die Hälfte der zehntausend, uns darüber Gewißheit
zu verschaffen. Es sei denn, Sie wollen eine Verhaftung riskieren .«
    Es
folgte ein Schweigen von fünf Sekunden. »Das Geld wird Ihnen morgen früh um
acht gebracht. Vereinbaren Sie ein Treffen zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Sie
werden selbstverständlich überwacht, aber die Polizei wird nicht eingreifen.
Ich setze auf Ihre Ehrlichkeit und Verschwiegenheit, Señor Roberts. Mir bleibt
keine andere Wahl, aber ich hoffe, Sie werden das Mißtrauen ,
daß ich ich in Ihre Fähigkeiten setze, nicht
bestätigen. Rufen Sie mich um halb elf an und teilen Sie mir mit, welche
Verabredungen Sie getroffen haben .« Er legte auf.
    Das
war nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte, dachte ich sauer. Nicht der
geringste Protest, einem Erpresser, der zudem ein Phantasieprodukt von mir sein
konnte, zehntausend Dollar auszuhändigen. Aber schließlich würde der Tod von
Señorita Mendez politischen Sprengstoff liefern — warum sollte er sich also
über so etwas Unwichtiges wie öffentliche Gelder aufregen?
    Ich
schlenderte zurück zu der schönen Blondine, um mich für ein paar Stunden von
dem schmutzigen Geschäft der Politik ablenken zu lassen.
    »Hallo,
Randy«, sagte sie bescheiden, als sie auf den Flur heraustrat. »Ich habe mich
umgezogen .«
    Mir
entfuhr unwillkürlich ein leises Stöhnen.
    »Gefalle
ich dir so? Ich habe mich so gut wie möglich nach deinen Wünschen gerichtet .«
    Sie
trug ein bodenlanges Abendkleid aus weißer, durchbrochener Seide, das mehr von
der milchweißen Haut ihres Körpers freigab als verhüllte. Ein halbkreisförmiger
Vorderausschnitt zeigte Connies nackten Bauch, in dessen Mitte der niedliche
Nabel wie eine Rosine wirkte.
    »Du
hast genau meine Vorstellung getroffen«, krächzte ich beifällig. »Die
Volksseele wird überkochen .«
    Connie
ergriff meine Hand, und wir bestiegen den Fahrstuhl zum Erdgeschoß. Das
Aufsehen, das wir erregten, hätte einen alternden Filmstar vor Neid tot
umfallen lassen. Der Oberkellner musterte mich, um festzustellen, ob er es
riskieren konnte, mich zu beleidigen. Er fällte seinen Entschluß mit wenig
schmeichelhafter Schnelligkeit.
    »Setzt
sich die Dame zu Ihnen an den Tisch, oder geht sie gleich hinter die Bühne ?« erkundigte er sich zuckersüß.
    »Man
hat mir gesagt, daß Ihr Kabarettprogramm miserabel ist«, gab ich zurück.
»Deshalb habe ich mir für alle Fälle meine eigene Bauchtänzerin mitgebracht .«
    »Das
war sehr vorausschauend von Ihnen, Señor«, erwiderte er mit einem
unaufrichtigen Grinsen. »Wenn Sie mir bitte folgen würden ?«
    Er
geleitete uns zu einem Tisch an der Tanzfläche, genau in der Mitte des Saales.
Connie ließ, bis wir uns gesetzt hatten, zwar nicht sämtliche Gespräche
verstummen, aber es wurde doch merklich stiller.
    »Warum
hast du ihm gesagt, ich sei Bauchtänzerin ?« flüsterte
Connie, als wir schließlich saßen.
    »Ich
habe nur versucht, dich zu beschützen«, erklärte ich unschuldig.
    »Wovor
diesmal ?« fragte sie kühl.
    »Damit
du nicht wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet wirst. Du weißt, wie
hochmoralisch die Leute hier mit ihren Frauen sind. Aber für Bauchtänzerinnen
gelten gewisse Freiheiten .«
    »Du
bist ein merkwürdiger Mann, Randall«, bemerkte sie lächelnd.
    »Das
sagst du mir, weil du mich nicht kennst. Im Grunde bin ich ein ganz normaler
Sittenstrolch .«
    »Das
meine ich ja«, bestätigte sie. »Merkwürdig.«
    »Erzähl’
mir von deinem neuen Job«, lenkte ich ab. »Wann fängst du an ?«
    »Morgen
früh. Der Mann, für den ich arbeiten soll, heißt Hector Crawfield und hat mich heute angerufen. Morgen soll ich erst einmal zu ihm nach Hause
kommen. Er bewohnt anscheinend ein sehr teures, modernes Haus in den Bergen
oberhalb der Stadt, und er arbeitet dort ebenso oft wie
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