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Vermächtnis des Pharao

Vermächtnis des Pharao

Titel: Vermächtnis des Pharao
Autoren: Anton Gill
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anders. Haremheb hat alle Medjays der Stadt aufgerufen, Rechmires Mörder zu suchen. Er wird nicht lange brauchen, bis er weiß, wer der Mann war, der bei ihm gefunden wurde, und woher er kam.«
    »Du hast nichts gesagt?«
    »Mir schenkt Haremheb kein Gehör. Was ihn betrifft, so lebe ich nicht mehr in dieser Stadt. Als ich die Arbeiter zu den Leichen geführt hatte, bin ich gleich verschwunden; sie haben die Sache den Behörden gemeldet. Aber mach dir keine Sorgen. Wir werden die Mörderin ausgeliefert haben, ehe ein Verdacht auf dieses Haus fallen kann.«
    Plötzlich begriff Taheb: »Mutnofret.«
    Huy seufzte. »Mutnofret. Das ist etwas, was dein Mann noch nicht weiß. Ich brauche deine Hilfe, wenn ich es ihm sage. Allerdings weiß ich weder, ob er sich überzeugen läßt, noch ob sich diese Erkenntnis auf euer gemeinsames Leben auswirken wird. Ihretwegen wollte er sich von dir scheiden lassen.«
    Taheb wandte sich ab. Ihr war übel, und sie wußte nicht, ob sie wirklich noch mehr wissen wollte - aber sie hatte keine Wahl. »Das kann nicht sein«, sagte sie. »Keine Frau ist solcher Verbrechen fähig.«
    Huy lächelte. »Amotju ist wütend auf dich, weil er weiß, daß du mit Ani zusammengearbeitet hast, um Intef vor Gericht zu bringen. Erst war er natürlich dankbar, aber als ich ihm mehr berichtete, wuchs sein Groll. Intef war Mutnofrets Bruder. Ihr Halbbruder eigentlich, aber die beiden standen einander sehr nah. Ihr Väter stammt aus Mitanni. Er kam als Angehöriger einer Gesandtschaft zu Echnaton in die Stadt des Horizonts und blieb dann dort. Das in den Akten zu überprüfen, war nicht schwer, nachdem klar geworden war, daß sie den gleichen fremdländischen Hintergrund hatten und einander sogar ähnelten. Amotju liebt Mutnofret - das glaubt er zumindest.«
    »Wie gut, daß du mir das sagst.«
    »Ich weiß, daß solche Dinge verletzen, aber du mußt die Wahrheit wissen, um alles zu verstehen.«
    »Du glaubst doch wohl nicht, daß mich das interessiert.«
    »Laß mich weiter berichten. Mutnofret hatte sich als offizielle Mätresse Rechmires etabliert, bevor sie deinen Mann kennenlernte. Je sicherer ihre eigene Position wurde, desto weniger brauchte sie Rechmire, und desto weniger Toleranz brachte sie für ihn auf. Er spürte, daß sie kühler wurde, und brauchte sie deshalb um so nötiger. Am Ende hatte er das Gefühl, sie nur noch mit Gewalt halten zu können. Das aber bedeutete, ihr Geheimnis aufzudecken. Er wußte, daß ihr Reichtum geschaffen und nicht ererbt war, und er wußte, daß sie durch ihn eher Macht und Position als materiellen Wohlstand gewonnen hatte; aber erst, als Intef verhaftet und hingerichtet wurde, erkannte er die Verbindung zwischen ihr und den Flußpiraten. Bei den Grabräubereien hatte er schon Verdacht geschöpft. So ließ er mir anonym eine Notiz zukommen, die mich zu Ramoses Grab gehen und dort Zeuge des Einbruchs werden ließ. Offenbar hatte er schon frühzeitig erfahren, daß ich für deinen Mann arbeitete, und hoffte nun, daß meine Ermittlungen mich zu ihm führen würden, und sie käme dann schutzsuchend zu ihm gelaufen. Da hatte er sie allerdings unterschätzt. Sie hatte rings um das Grab eigene Posten aufgestellt, und da sie einen Sinn für Dramatik hat, waren sie als Dämonen verkleidet. Einer von ihnen entdeckte und überraschte mich. Um den Effekt - der mich in dem Augenblick tatsächlich in Angst und Schrecken versetzte - noch zu verstärken, war der Mann mit einer Paste aus Fischleim und Schwefel bestrichen: Das ist der Geruch der Unterwelt, und die Schamanen in Mitanni benutzen solch eine Paste. Ansonsten war er bloß ein großer, starker Mann mit bronzenem Armschild und Krokodilmaske. Das hätte schon genügt, um jedermann abzuschrecken.«
    »Warum hat er dich nicht getötet?«
    »Tote gab es nur, wenn Mutnofret das für nötig hielt.«
    »Aber sie schreckte trotzdem nicht davor zurück, die Götter zu verspotten.«
    »Nein. Aber Mutnofret glaubte ja auch nicht an sie. Das hat sie mir selbst gesagt durch mancherlei Hinweise und Handlungen. Sie fühlte sich mittlerweile offenbar so sicher, daß sie dem Drang nicht widerstehen konnte, anzugeben und mit der Gefahr zu spielen - aber da hat sie mich unterschätzt.«
    »Was ist mit Amotju passiert?«
    »Er kam der Wahrheit zu nahe, und er hatte mich engagiert, ihm zu helfen. Sie fürchtete, der Pfad, den er eingeschlagen hatte, könnte ihn (und mich) statt zu Rechmire zu ihr führen. Sie wollte ihm Angst einjagen und
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