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Vermächtnis des Pharao

Vermächtnis des Pharao

Titel: Vermächtnis des Pharao
Autoren: Anton Gill
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erlebt hatte, begann nun ein kurzes finsteres Zeitalter. Echnaton war nicht beliebt gewesen - nicht bei den Priester-Beamten der alten Religion, denen er ihre Macht genommen hatte, und nicht beim einfachen Volk, das in ihm einen Frevler an seinem alten Glauben sah, vor allem an seinem Glauben an das Leben im Jenseits und an die Toten. Seit Echnatons Tod im Jahre 1362 v. Chr. verfiel die neue Hauptstadt, die er für sich gebaut hatte (Achetaton, »der Horizont des Aton«) rapide, und die Macht kehrte nach Theben zurück (in die Hauptstadt des Südens; die Nordregierung hatte ihren Sitz in Memphis). Echnatons Name wurde aus allen Denkmälern herausgeschlagen, und die Menschen durften ihn nicht einmal mehr aussprechen.
    Echnaton starb ohne einen direkten Erben, und die kurzen Regierungszeiten der Könige, die auf ihn folgten - wobei die des Tutenchamun die zweite und mit Abstand längste war -, waren von Unsicherheit geprägt. In dieser Zeit sahen sich die Pharaonen in ihrer Macht beschnitten und beschränkt, und zwar durch Haremheb, den ehemaligen Oberkommandierenden der Armee Echnatons, der es jetzt darauf abgesehen hatte, seine eigenen Ambitionen zu verwirklichen, das Reich und die alte Religion wiederherzustellen und selbst Pharao zu werden - was ihm 1348 v.Chr. auch gelang; er regierte achtundzwanzig Jahre lang und war der letzte König der achtzehnten Dynastie. Um seinen Anspruch auf den Thron zu bekräftigen, heiratete er Echnatons Schwägerin.
    Unter Haremheb sollte Ägypten wieder zu Kräften kommen, und in der Frühzeit der neunzehnten Dynastie erreichte es einen letzten glorreichen Höhepunkt unter Ramses II. Es war mit Abstand das mächtigste und reichste Land in der bekannten Welt, reich an Gold, Kupfer und Edelsteinen. Handel wurde auf dem ganzen Nil getrieben, von der Küste bis hinauf nach Nubien, und auf dem Mittelmeer (dem »Großen Grünen«) sowie im Roten Meer bis Punt (Somaliland). Aber nur ein schmaler Landstreifen säumte die Ufer des Nils, umklammert im Westen und im Osten von Wüsten und beherrscht von drei Jahreszeiten: Der Frühling, Schemu, war die Zeit der Trockenheit von Februar bis Mai, der Sommer, Achet, war die Zeit des Nilhochwassers und dauerte von Juni bis Oktober, und der Herbst, Peret, war die Zeit des Hervorkommens, in der die Ernte auf den Feldern wuchs. Die alten Ägypter lebten in engerer Beziehung zu den Jahreszeiten als wir. Und für sie war das Herz der Sitz der Gedanken.
    Das Jahrzehnt, in dem unsere Geschichte stattfindet - ein kurzer Augenblick in der dreitausendjährigen Geschichte Ägyptens -, war gleichwohl ein entscheidendes für das Land: Das Wissen um die Welt jenseits seiner Grenzen erwachte, und auch die Möglichkeit, daß es eines Tages vielleicht erobert werden und untergehen könnte, wurde erahnt. Es war eine Zeit der Ungewißheit und der Zweifel, der Intrige und der Gewalt. Ein ferner Spiegel, in dem wir ein wenig von uns selbst sehen können.
    Die alten Ägypter verehrten eine große Zahl von Göttern. Einige wurden nur in Städten oder bestimmten Landstrichen verehrt, andere nahmen im Laufe der Zeit an Bedeutung zu und wieder ab. Bestimmte Götter verkörperten mehrfach ein und dieselbe »Idee«. Hier ein paar der wichtigsten, die auch in der Geschichte Vorkommen:

    AMUN
    der oberste Gott der südlichen Hauptstadt Theben. Dargestellt als Mann und assoziiert mit dem obersten Sonnengott Ra. Ihm geweihte Tiere waren der Widder und die Gans.

    ANUBIS
    der Schakalgott der Einbalsamierung.

    ATON
    der Gott der Sonnenenergie, dargestellt als Sonnenscheibe, deren Strahlen in schützenden Händen enden.

    BES
    ein Zwergengott, teils in Löwengestalt. Beschützer des Küchenfeuers.

    CHONS
    Gott des Mondes, Sohn des Amun.

    GEB
    der Erdgott, dargestellt als Mann.

    HAPY
    der Gott des Nils.

    HATHOR
    die Kuhgöttin, Amme des Königs.

    HORUS
    der Falkengott, Sohn von Isis und Osiris und damit Mitglied der wichtigsten Dreiheit in der antiken ägyptischen Theologie.

    ISIS
    die göttliche Mutter.

    MAAT
    Göttin der Wahrheit.

    MIN
    Gott der menschlichen Fruchtbarkeit.

    MUT
    Gattin des Amun, ursprünglich eine Geiergöttin. Der Geier war das Tier des oberen (südlichen) Ägypten. Das untere (nördliche) Ägypten wurde durch die Kobra dargestellt.

    OSIRIS
    der Gott der Unterwelt. Das Leben nach dem Tod war von zentraler Bedeutung für das Denken der alten Ägypter.

    RA
    der große Sonnengott.

    SETH
    der Gott der Stürme und der Gewalt, Bruder und Mörder des Osiris.
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