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Verlobt für eine Nacht

Verlobt für eine Nacht

Titel: Verlobt für eine Nacht
Autoren: T Morey
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vielen Empfehlungen und ihrer umfangreichen Arbeitserfahrung zu urteilen, musste sie mindestens Mitte vierzig sein.
    Als sich nur ihr Anrufbeantworter meldete, runzelte Leo verwundert die Stirn. Er war es nicht gewohnt, seine Assistentin nicht zu erreichen. Normalerweise kommunizierte er per E-Mail mit ihr. Meist antwortete sie umgehend, auch wenn es in Australien mitten in der Nacht war. Aber jetzt war er um elf Uhr morgens in derselben Stadt wie Evelyn, und sie wusste, wann er gelandet war.
    „Hier ist Leo“, sprach er ungeduldig aufs Band und wartete darauf, dass seine Assistentin nun den Anruf entgegennehmen würde. Als dies nicht geschah, fuhr er fort: „Also, Sie müssen mir für heute Abend eine Frau besorgen …“
    „Vielen Dank für Ihren Anruf“, ertönte die automatische Ansage. Leo fluchte.
    Eve Carmichael ließ die dritte Wäscheklammer fallen und stöhnte frustriert. Schon den ganzen Tag saß sie wie auf glühenden Kohlen. Eher schon seit einer Woche, dachte sie. Seit sie wusste, dass er nach Melbourne kommen würde.
    Eve blickte zur Sonne hinauf und hoffte, deren schwache Strahlen würden ihre Wäsche trocknen, bevor das Melbourner Wetter wieder seine berüchtigte Wechselhaftigkeit unter Beweis stellen würde. Der Schauer, der ihr über den Rücken lief, hatte jedoch nicht mit dem Wetter zu tun, sondern allein mit der Tatsache, dass Leo Zamos in der Stadt war.
    Die Erkenntnis, dass ihre Empfindungen irrational waren, half Eve leider nicht weiter. Nein, eigentlich gab es keinen Grund, angespannt zu sein. Schließlich würden sie sich ja nicht begegnen. Er bezahlte sie dafür, dass sie als virtuelle Assistentin Aufgaben für ihn erledigte. Außerdem war in seinem prallvollen Terminkalender für ein Treffen sicher ohnehin kein Platz. Eve wusste das genau, denn sie hatte ihm selbst um sechs Uhr morgens eine Liste seiner Termine gemailt, bevor sie in die Dusche gestiegen war – und festgestellt hatte, dass ausgerechnet jetzt das heiße Wasser ausfallen musste. Wenn das ein Zeichen war, dann sicher kein gutes. Kein Wunder, dass sie schon so lange von dieser nervösen Unruhe erfüllt war.
    Eve warf einer Wolke, die sich vor die Sonne zu schieben drohte, einen warnenden Blick zu. Dann drehte sie die alte Wäschespinne in der Hoffnung, so für etwas Wind zu sorgen. Schließlich ging sie zurück zum Haus und widerstand der Versuchung, sich schlafen zu legen, bis Leo Zamos die Stadt wieder verlassen hatte.
    Was, um Himmels willen, ist eigentlich mit dir los? fragte sie sich selbst. Ganz einfach, antwortete eine innere Stimme so prompt, dass Eve fast gegen die Tür geprallt wäre. Du hast Angst vor ihm.
    Einen Moment lang war sie wie erstarrt. Unsinn, sagte sie dann, schob den beunruhigenden Gedanken beiseite und ging hinein. Leo Zamos war für sie lediglich ein Auftraggeber, der ihr das großzügigste Honorar bezahlte, das sie je bekommen hatte. Er war ihre Möglichkeit, das Häuschen aus dem späten neunzehnten Jahrhundert zu renovieren, das sie liebevoll „die Bruchbude“ nannte.
    Eve betrachtete die Wände der Waschküche, von denen die Farbe abblätterte und durch die sich der Efeu seinen Weg bahnte. Vor sechzig Jahren hatte ihr Großvater den kleinen Anbau errichtet. Sie ermahnte sich, dankbar für ihre Arbeit zu sein, anstatt ständig nervös daran zu denken, dass Leo in der Stadt war. Sie beschloss, sich auf das gute Arbeitsverhältnis zu konzentrieren und nicht auf eine alte Erinnerung, deren Bedeutung sie maßlos übertrieb. Schließlich machte sich Leo Zamos ihretwegen bestimmt auch keine Gedanken. Außerdem würde er in achtundvierzig Stunden schon wieder weg sein.
    Als sie die Tür öffnete, hörte Eve eine Stimme, die sie sofort erkannt und die ihre Haut prickeln ließ: „… mir für heute Abend eine Frau besorgen.“ Sofort war es um ihre mühsam errungene Selbstbeherrschung wieder geschehen.
    Wie angewurzelt blieb Eve stehen und blickte starr das Telefon an, aufgebracht, wütend und ungläubig zugleich. Und dann war da noch ein anderes schmerzliches Gefühl, das sie nicht benennen konnte oder wollte. Sie ignorierte es und konzentrierte sich auf ihre Wut.
    Für wen hielt Leo Zamos sich eigentlich? Und wofür hielt er sie ? Sie war schließlich keine Zuhälterin.
    Eve eilte in der winzigen Küche umher, sammelte Geschirr ein und stellte es klirrend in die Spüle. Über Leo und seine Frauen wusste sie Bescheid, denn sie hatte in den letzten zwei Jahren Schmuck von Tiffany und Parfüm an
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