Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlobt für eine Nacht

Verlobt für eine Nacht

Titel: Verlobt für eine Nacht
Autoren: T Morey
Vom Netzwerk:
Sanftheit, die ihren australischen Akzent ein wenig abmilderte. Leo gefiel das, und er fragte sich unwillkürlich, wie wohl ihr Mund aussah.
    „Sie soll Klasse haben, charmant und intelligent sein“, las Evelyn vor.
    „Charmant“ war wohl nicht die treffendste Bezeichnung für seine Assistentin, die sich als erstaunlich eigensinnig entpuppt hatte. Aber intelligent war sie ohne Zweifel, und Klasse musste sie auch haben, schließlich hatte sie einige Jahre als Assistentin in einem großen Unternehmen gearbeitet. In so einer Position war ein makellos gepflegtes Aussehen ein absolutes Muss.
    „Und da wäre noch etwas anderes.“
    „Na, super.“
    Also gut, Charme war offenbar wirklich nicht ihre Stärke, aber solange sie ihm die perfekte Vorzeigeverlobte suchte, würde Leo darüber hinwegsehen.
    „Sie sollten der Frau das Wichtigste über Culshaw und Alvarez erzählen und sicherstellen, dass sie Konversation betreiben kann. Und natürlich müsste sie auch über mich Bescheid wissen, also …“
    In diesem Moment begriff Leo plötzlich, was ihm an Evelyn merkwürdig vorkam: Sowohl ihre Ausdrucksweise als auch ihre Stimme deuteten auf eine deutlich jüngere Frau hin, als er erwartet hatte. Vielleicht war die Suche nach der perfekten Begleitung schon vorbei, bevor sie begonnen hatte …
    „Wie alt sind Sie, Evelyn?“
    „W…wie bitte?“
    „Ich dachte immer, Sie wären eine Frau mittleren Alters, aber Sie hören sich deutlich jünger an.“ Bestimmt war sie keinen Tag älter als fünfunddreißig. Das war geradezu perfekt.
    „W…warum ist das wichtig?“ Evelyns Flüstern war über die Verkehrsgeräusche hinweg kaum zu hören.
    „Weil es merkwürdig wäre, wenn meine Verlobte vom Alter her meine Mutter sein könnte“, erwiderte Leo lächelnd.
    Eine Weile herrschte Schweigen. Dann sagte sie zögernd: „Ich verstehe nicht.“
    „Ganz einfach.“ Leo war wie berauscht. „Haben Sie heute Abend schon etwas vor?“
    „Nein, Leo – Mr Zamos. Nein!“
    Sie konnte doch unmöglich mit Leo Zamos essen gehen und so tun, als sei sie seine Verlobte!
    „Fantastisch“, hörte sie ihn wie durch Watte sagen. „Mein Chauffeur wird Sie um sieben abholen.“
    „Nein! Ich meinte: Nein, ich kann nicht, weil ich schon etwas vorhabe.“
    „Gibt es einen Mr Carmichael, mit dem ich mich auseinandersetzen müsste?“
    „Nein, aber …“
    „Worin besteht dann das Problem?“
    Eve schloss die Augen und suchte nach den richtigen Worten, bis ihr plötzlich klar wurde, dass sie sich gar nicht rechtfertigen musste. Sie brauchte nicht zu erklären, dass sie sich um ein Kleinkind kümmern musste, dass sie ihn nicht sehen wollte und dass ihr die ganze Sache unangenehm war.
    „Ich brauche das nicht zu tun. Und Sie auch nicht. Mr Culshaw weiß doch, dass Sie gerade erst aus dem Ausland eingetroffen sind. Er erwartet sicher nicht, dass Sie heute Abend mit einer Verlobten aufwarten!“
    „Aber genau deshalb ist es doch so perfekt: Meine Verlobte ist zufällig Australierin und deshalb schon hier.“
    Eve schüttelte den Kopf, auch wenn er das nicht sehen konnte. „So eine Farce wird bestimmt auffliegen.“
    „Es wird funktionieren, wenn Sie es wollen, Evelyn“, entgegnete Leo eindringlich.
    „Mr Zamos …“
    „Es ist doch nur für einen einzigen Abend“, schnitt er ihr das Wort ab. „Aber kommen wir zur Sache, ich habe nämlich nicht viel Zeit. Ich sagte ja, ich würde mehr als das übliche Honorar bezahlen, und das gilt für Sie natürlich auch. Wie wichtig dieses Abendessen für mich ist, brauche ich Ihnen nicht zu sagen, Evelyn. Wie wäre es also, wenn ich Ihnen zehntausend Dollar bezahle?“
    Eve stockte der Atem. Unwillkürlich dachte sie an einen neuen Wäschetrockner, die Reparatur der Warmwasserleitung und die Möglichkeit, nicht ihre gesamten Ersparnisse ausgeben zu müssen. Und dann fragte sie sich, ob ihre Nachbarin Mrs Willis wohl an diesem Abend für sie babysitten könnte.
    „Sie haben recht“, sagte Leo, der ihr Schweigen als Zögern zu deuten schien. „Sagen wir zwanzigtausend.“
    Eve wollte ihren Ohren nicht trauen. „Zwanzigtausend Dollar“, wiederholte sie wie benommen. „Für einen Abend.“
    „Ich sagte doch, mir ist dieser Termin sehr wichtig. Ist es genug Geld, um Sie zu überreden, mit mir essen zu gehen?“
    Eve, die bei der ersten Begegnung mit Leo ohne jede Bezahlung die Nacht mit ihm verbracht hätte, war von dem Betrag, den er ihr bot, völlig überwältigt. Der Plan, dass sie seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher