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Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht
Autoren: Melanie Neupauer
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antwortete sie nur mit »Aha« und »Mmh«.
    Die Kuckucksuhr schlug acht. Gerade begann der Abschlussball.
    Natalie legte ihr Buch beiseite und starrte verbittert in die Kerzenflamme ihrer fuchsiafarbenen Lieblingslaterne, die ihr Schweinsnase zur Aufmunterung gebracht hat. Tante Vicki erzählte gerade von ihrem ersten Interview mit einer bekannten Autorin für Frauenliteratur, als die Kerzenflamme wie verrückt zu flackern begann und das Feuermännchen erschien. Vorsichtig öffnete es die Tür der Laterne und trat heraus.
    »Guten Abend, meine Fräulein«, begrüßte es Natalie und Tante Vicki, die einen gellenden Schrei ertönen ließ. Sie kippte vor Schreck ohnmächtig um. Schweinsnase holte eilig einen Eimer Wasser herbei und versuchte damit, Natalies Tante wieder zur Besinnung zu bringen, doch ohne Erfolg.
    »Oh Verzeihung, das war wohl meine Schuld. Immer erschrecken sich die Leute bei meinem Anblick«, seufzte das Feuermännchen.
    »Keine Ursache«, wiegelte Natalie ab. »Ich freue mich, dich zu sehen! Gibt es eine Nachricht von Artus?« Ihr Herz pochte wild.
    »Meister Artus fragt, warum Sie nicht auf dem Ball erschienen sind?«
    »Weil ich nicht darf, ich habe Hausarrest«, klagte Natalie.
    Das Feuermännchen lächelte listig. »Aber Sie würden ihn bestimmt gerne zum festlichen Ball begleiten, oder?«
    »Natürlich würde ich das gerne!«, erwiderte Natalie lächelnd.
    »Haben Sie ein Tanzkleid?«
    »Natürlich, aber warum fragst du? Ich kann nicht zum Ball gehen, meine Eltern haben die Alarmanlage an der Haustür aktiviert, und durchs Fenster fliegen kann ich leider nicht«, erklärte sie, doch plötzlich dämmerte es ihr. »Ich könnte auf Zanirra zum Abschlussball fliegen, richtig?«
    Das Feuermännchen grinste. »Ganz genau! Sie können mit Zanirra zum Ball fliegen, mein Meister Artus wird Sie dort erwarten.«
    »Aber fällt das nicht ein bisschen auf?«
    »Nahe dem Rathaus ist ein kleiner Park, in dem Zanirra unbemerkt landen kann. Da die Lichter am Rathausplatz heute gedämpft sind, um eine romantische Stimmung zu erzeugen, wird Zanirra von der Dunkelheit geschützt sein.«
    »Ich soll also wieder auf dieses Monstrum steigen? In meinem Ballkleid?«, wiederholte Natalie skeptisch.
    »Artus hat Zanirra gebeten, diesmal vorsichtiger zu fliegen.«
    »Aber ist es für Artus nicht gefährlich, einfach auf dem Ball aufzutauchen?«
    »Nicht, wenn er dem Orden ein falsches Ich präsentiert«, erklärte das Feuermännchen. »Ihr müsst wissen, mein Meister ist imstande, schwierige Hexereien auszuführen, wie etwa das Abspalten seines Schattens. Dieser wird die Sefloradas vom Rathaus weglocken, sodass Sie beide einen ungestörten Abend verbringen werden.«
    Natalies Herz schlug schneller. Sollte sie sich darauf einlassen?
    »Also, was sagen Sie?«, fragte das Feuermännchen vergnügt.
    Natalie hatte die Wahl zwischen der Gesellschaft Tante Vickis und ihrem ersten Schulball an Artus’ Seite. Die Wahl fiel ihr nicht schwer!
    »Ich bin in fünfzehn Minuten fertig«, sagte Natalie und sprang auf.
    »Wunderbar, dann gebe ich Meister Artus Bescheid. Der Drachen parkt sozusagen schon vor dem Fenster Ihres Schlafzimmers.«
    »Sei so lieb und kümmere dich um Tante Vicki, Schweinsnase!«, rief sie ihrem Minitroll noch zu. Er tätschelte das Gesicht ihrer Tante, die allmählich zur Besinnung kam.
    »Oh, mein armes Herz, was ist geschehen? Pfui, nimm die Pfoten von mir weg! Natalie?«, hörte sie noch die Worte ihrer Tante. Sie ignorierte sie geflissentlich und stürmte in ihr Zimmer, wo sie in das rosarote Ballkleid schlüpfte und im Spiegel prüfte, ob es überall gut saß. Sie musste sich selbst eingestehen, dass es perfekt aussah. Rasch legte sie Puder und Rouge auf und tuschte sich die Wimpern. Ausnahmsweise war sie heute mal glücklich darüber, eine lockige Mähne zu besitzen, die sie mit geübten Griffen in eine elegante Hochsteckfrisur verwandelte. Sie steckte sich noch eine rote Blume in ihr Haar, schlüpfte in ihre schwarzen Ballschuhe und kramte die schwarze Echsenledertasche hervor. Zum Schluss zog sie sich noch ihren schwarzen Mantel aus Raupenwolle über, der sie vor der kühlen Nachtluft schützen sollte.
    Zanirra stieß einen entsetzten Schrei aus, als sie Natalies Handtasche bemerkte. »Keine Sorge, dafür hat kein Drache sterben müssen, sondern nur eine Echse«, beschwichtigte Natalie den Flugdrachen und ließ sich wie beim ersten Mal über den Flügel auf seinen Rücken gleiten. Diesmal hatte sie den
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