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Verliebt, verlobt und eingesargt

Verliebt, verlobt und eingesargt

Titel: Verliebt, verlobt und eingesargt
Autoren: Jason Dark
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nicht.«
    Er packte den Griff der Axt noch fester, und ich hinderte ihn nicht daran. Susy schob sich näher. Es war tatsächlich ein anderer Gang, so quälend langsam, als wäre sie eine andere geworden.
    Sie drückte sich nach links, damit ihr der Grabstein den nötigen Halt gab. Mit der Handfläche schabte sie über dessen obere Kante hinweg, obwohl diese eisverkrustet war. Das störte sie nicht. Wir schauten auf ihr Profil. Es hatte sich nicht verändert, war trotzdem anders geworden. Die Haut wirkte nicht mehr so frisch, sie war eingefallen. Susy mußte Mühe haben, sich zu bewegen, und sie kam mir froh vor, als sie die Mitte des Grabsteins erreicht hatte, dort stehenblieb und sich sehr gemächlich umdrehte.
    Jetzt schaute sie uns an.
    Mit alten, müden Augen, kraftlos, sogar zitternd. »Das ist doch ein Wahnsinn!« hauchte Sid Ferry. »Ich… ich kann das nicht verstehen.«
    »Ich auch nicht.«
    Aber Susy wollte etwas sagen. Sie nahm eine andere Haltung ein, stützte sich mit dem linken angehobenen Ellbogen auf dem Rand des Grabsteins ab und streckte den rechten Arm aus.
    »Neiiinnn, John«, sagte sie langgezogen und krächzend, »du gefällst mir nicht…«
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen.
    Auch Sid stöhnte neben mir auf, weil er es nicht fassen konnte. Ich aber wußte Bescheid.
    Es war Susy, aber sie hatte mit einer anderen Stimme gesprochen. Mit der Stimme ihrer eigenen Mutter wahrscheinlich. Und das ließ nur einen Schluß zu.
    Susy Parker und ihre Mutter Caroline waren ein und dieselbe Person!
    ***
    »Es ist wahr!« flüsterte Sid Ferry, »obwohl ich es nicht begreifen kann. Das sind zwei Personen in einer, verflucht!«
    »So ist es.«
    »Gott, wie kann das…?«
    Sie sprach wieder, die Mutter. »Meine Tochter kann machen, was sie will, sie bringt immer die falschen Männer. Auch du bist ein Schwächling, obwohl man mich warnte. Aber ich sehe, daß du nichts mehr schaffst, John. Gar nichts.«
    »Wer warnte dich?« fragte ich.
    »Der Böse, der Teufel…«
    »Du stehst mit ihm im Bunde.«
    Ein meckerndes Lachen drang uns entgegen. »Ich habe immer mit ihm im Bunde gestanden. Ich war eine seiner Geliebten. Lange Zeit bin ich ihm hörig gewesen, und als ich starb, wurde ich nicht begraben, da hat er mir geholfen.«
    »Was tat er?«
    »Er machte aus zwei Personen eine. Ich bin Mutter und Tochter. Die Tote hat die Lebende geschluckt, so wie ich sein Höllenfeuer als Probe schlucken mußte. Der Teufel ist mächtig. Er kann schöne Menschen produzieren. Viele haben versucht, ihm nachzueifern, das ist nicht gelungen. Nur er produziert sie, schöne Menschen, die zu allem fähig sind…«
    »Nur nicht zur Liebe!« erklärte ich.
    »Ja, so ist es fast. Ich bin trotzdem sicher, daß es nicht stimmt. Susy wird mir irgendwann einen Mann zeigen, der auch mir gefällt. Dann stimme ich zu.«
    »Und wie muß der Mann aussehen?« fragte ich sie.
    Sie lachte rauh. »Das weiß ich nicht. Er kann klein und häßlich sein. Er muß nur etwas besitzen, das die meisten Menschen eben nicht haben. Eine schwarze Seele, einen Geist, der dem Teufel dient, verstehst du das, John Sinclair?«
    »Ich beginne zu begreifen.«
    »Willst du noch mehr wissen?«
    »Ja, warum soll ich sterben?«
    »Nicht nur du, John. Ihr sollt beide sterben. Ihr seid einfach nicht würdig für meine Tochter, und deshalb habe ich beschlossen, daß ihr auch nicht würdig seid, weiterhin zu leben. Das ist alles, meine Freunde. Deshalb werdet ihr sterben.«
    Sid Ferry sprach dagegen. »Aber ich nicht. Ich bin gekommen, um das zu verhindern. Ich werde dich töten, du altes Ungeheuer.«
    »Wie denn?«
    »Hiermit!« Er riß den rechten Arm hoch. Die Schneide der Axt hatte einen eigenartigen, dunklen, fast eismäßigen Glanz bekommen. »Damit schlage ich dir den Kopf vom Schädel, du… du…«
    »Aber nicht doch. So einfach ist das nicht!«
    Sid Ferry wollte ihr das Gegenteil beweisen und vorrennen. Er blieb jedoch stehen, denn vor unseren Augen geschah etwas Eigenartiges und Unheimliches.
    Susy verwandelte sich.
    Eigentlich brauchte sie sich nicht zu verwandeln, weil sie ja sie selbst war, aber aus der Gestalt vor uns entstand wieder die Person Susy, so wie wir sie kannten.
    Die Haltung änderte sich zuerst. War sie vor Sekunden noch schlaff und zur Seite gedrückt gewesen, so straffte sich die Frauengestalt nun und stand aufrecht vor uns.
    Über ihr Gesicht rann ein Zucken. Selbst der Busen hob sich an. Die Bewegungen, bei der Alten noch zitternd und vorsichtig
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