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Verliebt, verlobt und eingesargt

Verliebt, verlobt und eingesargt

Titel: Verliebt, verlobt und eingesargt
Autoren: Jason Dark
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einfach zu schwach. Das Teufelszeug, das sie mir in den Wein gepanscht hatte, wirkte verdammt lange nach.
    Und sie sprach weiter. »Ich habe dir noch etwas abgenommen«, flüsterte sie. »Nicht nur deine verdammte Pistole und den Dolch. Auch die Lampe.«
    Ich hörte, wie sich Susy hinter mir bewegte und die kleine Stableuchte hervorholte.
    Sie war sehr lichtstark und riß einen weiten Tunnel in die Finsternis, der dort endete, wo sich der viereckige Grabstein befand. Der Kreis leuchtete ihn nicht völlig aus, erreichte aber, um die Schrift erkennen zu können.
    Ich konnte die Worte entziffern.
    »Lies sie vor.«
    »Liliane Parker«, sagte ich leise. »Geboren 1928. Gestorben…« Es stand kein Datum dort.
    Jetzt lachte Susy. »Ja, da fehlt etwas, John. Sie ist tot, aber ich habe das Datum nicht eingravieren lassen, weil sie ja noch lebt, verstehst du?«
    »Nein.« Ich kniete auf dem Grab und spürte die verfluchte Kälte, die vom Boden her durch meine Handschuhe in die Hände zog und sie mehr als klamm machte.
    »Willst du sie sehen?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Du mußt sie aber sehen!« flüsterte Susy. »Ja, du mußt sie sehen. Sie soll mir sagen, ob du ihr gefällst. Wenn nicht…«
    »Was ist dann?«
    »Ich werde es dir zeigen.« Susy verschwand. Wohin sie ging, konnte ich nicht sehen. Sie mußte sich aber in die Büsche geschlagen haben, denn ich hörte das Knacken von Zweigen, als diese brachen, während sich Susy einen Weg bahnte.
    Ich wollte nicht mehr länger in dieser demütigenden Haltung bleiben und bemühte mich, auf die Füße zu kommen. Es war eine verfluchte Quälerei, aber ich schaffte es schließlich und blieb auch schwankend stehen, die Arme leicht ausgebreitet, um das Gleichgewicht zu halten und gegen den Schwindel anzukämpfen.
    Das Grab interessierte mich nicht. Mittlerweile hatte ich eingesehen, daß Susy wahnsinnig sein mußte. Sie sprach von ihrer Mutter, als würde diese leben.
    Ein schabendes, schleifendes und auch knackendes Geräusch zwang mich dazu, mich zu drehen. Ich tat es langsam, damit ich nicht wieder einen Schwindelanfall bekam.
    Susy kehrte zurück. Sie hatte sich tatsächlich zwischen die Büsche verkrochen gehabt, denn dort war etwas verborgen gewesen. Ein Gegenstand, den sie jetzt hinter sich herzog.
    Eine Kiste?
    Nein, ein Sarg!
    Sehr dunkel, wahrscheinlich schwarz, und ich wußte, daß er meine letzte Ruhestätte werden würde. Auf dem Weg ließ Susy den Sarg stehen und schaute mich an.
    »Erkennst du ihn?«
    »Ja. Ist er für mich?« fragte ich trotzdem.
    »Natürlich. Aber nur, wenn du Mutter nicht gefällst. Ansonsten werde ich bei dir bleiben und dir soviel Freude bereiten, wie es keine andere Frau schafft.«
    »Darauf kann ich auch verzichten.«
    Sie schaute mich für einen Moment hart und böse an, blendete mich dann mit der Lampe und ließ den Strahl auch gnadenlos auf mein Gesicht gerichtet. »Du bist aufsässig, John Sinclair. Mutter hatte recht, als sie mich vor dir warnte. Ich glaube nicht, daß du ihr gefallen wirst. Nein, das glaube ich nicht.«
    Mir kam eine spöttische Frage in den Sinn. »Soll ich mich jetzt schon in die Totenkiste legen?«
    Susy hob die Schultern. »Vielleicht wäre es besser, aber ich will dir eine Chance geben und erst mit Mutter reden.« Sie schaltete die Lampe wieder aus. »Du wartest hier!« befahl sie.
    Was hatte sie jetzt wieder vor? Würde sie es tatsächlich schaffen, mit einer Toten zu sprechen? Es gab Menschen, die das konnten. Susy sprach ich diese Fähigkeiten rein intuitiv ab. Sie war nicht der Typ. Für Dinge dieser Art wirkte sie einfach zu aufgekratzt und war nicht introvertiert genug.
    Ich schaute ihr zu, wie sie an mir vorbeiging, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Sie betrat das Grab ihrer Mutter nicht, sondern ging an der linken Seite vorbei, wo sie eine kleine Hecke einfach niedertrampelte. Dann war sie verschwunden.
    Ich blieb allein zurück.
    Die Stille umgab mich wie ein Tuch. Ich blickte auf den Sarg. Auch sein Holz war mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Ein kalter Film, der möglicherweise auch die Schlösser zugefroren hatte. Meine Gedanken wurden durch eine krächzende Stimme unterbrochen. Sie war hinter dem großen Grabstein aufgeklungen und beschwerte sich. »Da bist du ja endlich, Tochter! Ich habe verdammt lange auf dich warten müssen.«
    Trotz der Kälte bekam ich noch eine Gänsehaut.
    Susy sprach tatsächlich mit ihrer Mutter!
    ***
    Das überraschte mich. Bisher hatte ich damit gerechnet, es mit
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