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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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einem Hintermann angeheuert, der sowohl Jonas als auch Alexandra Neergaard loswerden wollte. Aber genau weiß ich es nicht. Wir müssen zusehen, das Ganze endlich richtig aufzuklären. Wir werden das Geschäft der Neergaards einer gründlichen Untersuchung unterziehen. Und wenn die Frauen überleben, werden wir sie schon früher oder später zum Reden bringen. Die Verbindung zum Mord an Firaz Khalid ist offensichtlich, mit Sicherheit waren sie Geschäftspartner.«
    Linnea nickte und musste an Lex denken, die sich wahrscheinlich gerade im Landeanflug auf die Klinik befand. War es womöglich denkbar, dass Lex tief in ihrem Inneren gewusst hatte, dass Jonas’ Leben auf dem Spiel stand, oder hatte sie seinen Tod sogar bewusst mit eingeplant, um das schwächste Glied in der Kette loszuwerden? Der Gedanke war nicht auszuhalten. Ihre Ambitionen hatten fatale Folgen für das Leben mehrerer anderer Menschen gehabt. Linnea seufzte, schaute Thor an und meinte: »Blut fordert Blut, wie schon Macbeth sagte.«
    *
    Das Stimmengewirr schlug Linnea entgegen wie ein Chaos, in dem sie sich nicht orientieren konnte. Anfangs hatte sie Schwierigkeiten, überhaupt etwas zu verstehen, selbst wenn sich die Leute ihr direkt zuwandten und sie fragten, wie es ihr ginge. Als sie das Lagergebäude erneut betrat, kam ihr ein Gesicht nach dem anderen entgegen. Und plötzlich bemerkte sie, dass der Ort vollkommen seinen Charakter geändert hatte. Vor einer halben Stunde hatte sie dort drinnen gelegen und lediglich gewusst, dass ihr Leben vermutlich von der Gnade eines durchgeknallten Mörders abhing. Und jetzt war er plötzlich in einen Tatort verwandelt, an dem es vor Fotografen, Technikern und anderen Polizisten nur so wimmelte.
    »Sind Sie sicher, dass es Ihnen gutgeht?«
    Linnea nickte in Richtung des Fragenden, der bereits weiterging.
    »Ein bisschen Kopfschmerzen und ein paar Hautabschürfungen, das ist alles.«
    Sie bewegte die Lippen, zweifelte aber daran, dass sie überhaupt einen Ton hervorbrachte. Wahrscheinlich war sie in einen Schockzustand gefallen. Sie nahm die Eindrücke nur oberflächlich in sich auf. Als sie Thors Fragen beantwortete und sich von den Ärzten untersuchen ließ, hatte sie sich wie unter einer schützenden Glasglocke befunden. Aber jetzt schienen ihre Sinne wieder zu erwachen und zu erfassen, was eigentlich vorgefallen war.
    Sie ging weiter in das Lagergebäude hinein. Menschen eilten geschäftig an ihr vorbei.
    »Halt! Sie müssen einen Schutzanzug tragen!«
    Ein Mann stoppte sie auf halbem Weg. Sie starrte ihn an und erkannte ihn erst langsam als einen Kollegen von der Spurensicherung. Als ihm auffiel, dass sie sozusagen ein Teil des Tatorts war, winkte er sie durch. Vermutlich würde sie später ihre Kleidung abliefern und sich selbst einer Untersuchung durch die Kollegen aussetzen müssen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie auf ganz andere Weise an einem Fall teilhatte als je zuvor.
    Dieses Verbrechen war keines, das sie in ihrer Funktion als Forscherin und forensische Anthropologin einer objektiven Untersuchung unterziehen konnte. Sie selbst war Zeugin und teilweise auch Opfer eines grausamen Verbrechens geworden, das sie kaum fassen konnte.
    Linnea musste einen Moment warten, bis sie den großen Raum betreten konnte, da die Techniker noch dabei waren, ihre Sachen zusammenzupacken. Nach allem, was Linnea zunächst gehört und dann gesehen hatte, musste ein erbitterter Nahkampf stattgefunden haben. Dabei war es der Killerin vermutlich gelungen, eine Pistole zu ziehen. Und Lex hatte trotzdem versucht, sie zu erdolchen, wohl wissend, dass ihr Angriff höchstwahrscheinlich einen Schuss zur Folge haben würde. Das grenzte schon fast an Kamikaze, erklärte aber auch, wie es Lex fast gelungen wäre, die andere umzubringen, obwohl diese allem Anschein nach eine professionelle Killerin war.
    Vielleicht war sie ganz einfach durchgedreht, aber Linnea zweifelte daran. Wahrscheinlicher schien, dass Lex viel stärker war, als Linnea je gedacht hätte. Offenbar war sie in Wahrheit eine völlig andere Person als die, die Linnea zu kennen geglaubt hatte. Das warf natürlich auch die Frage auf, welche Rolle sie bei den Ereignissen der letzten Tage gespielt hatte. Vermutlich hatte Lex schon immer gewusst, wer der Tote aus dem Lammefjord war. Und Linnea wurde den Gedanken nicht los, dass ihre Freundin auch in diesen Mord unmittelbar verwickelt war.
    Dann durfte Linnea endlich den großen Raum betreten. Plötzlich begann ihr
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