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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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Herz erneut heftig zu schlagen, und sie spürte ein Rauschen in den Ohren. Die Panik war wieder da. Sie zwang sich, ruhig zu atmen, während sie in den Raum starrte. Die Trage, auf die die andere Frau – die nach Thors Vermutung Peggy-Lee hieß – gelegt worden war, stand noch da, aber sie war leer.
    Linnea machte auf dem Absatz kehrt, um die Polizisten draußen zu warnen, lief jedoch direkt in Thors Arme.
    »Bist du taub geworden? Ich habe schon mehrmals nach dir gerufen.«
    Dann bemerkte er ihren verstörten Blick.
    »Der Krankenwagen ist gerade gekommen«, erklärte er. »Sie haben sie nach draußen gebracht. Was dachtest du denn? Sie ist doch viel zu schwach, um aus eigener Kraft irgendwo hinzugehen.«
    Linnea drehte sich erneut um und ging dann weiter in den Raum hinein. Thor rief ihr hinterher.
    »Und du musst auch mit ins Krankenhaus!«
    Sie nickte, blieb stehen und starrte auf das viele Blut auf dem Boden, das ihr erst jetzt richtig auffiel. Als Thor sie befreit und nach draußen gebracht hatte, hatte sie davon nichts bemerkt. Jetzt war die große Lache auf dem Boden kaum zu übersehen, in der sich das Blut der beiden schwerverletzten Frauen gemischt und eine Art makabren Rohrschachtest gebildet hatte. Allein bei dem Gedanken daran, was hier passiert war, lief es Linnea eiskalt den Rücken herunter.
    Thor trat zu ihr und legte den Arm um sie. Bereitwillig ließ sie sich von ihm hinaus zum Krankenwagen führen.
    58
     
    V erbinden Sie mich mit jemandem von der abdominalchirurgischen Abteilung!«
    Die Stimme des Sanitäters, der mit der Klinikzentrale sprach, weckte Linnea wieder aus ihrem Dämmerzustand. Der Sanitätshelfer saß am Steuer. Sie selbst hockte ein wenig eingeklemmt zwischen ihm und dem anderen Sanitäter auf der Vorderbank. Auf dem Monitor konnte sie die Meldungen sehen, die zwischen der Wachzentrale und dem Krankenwagen hin und her geschickt wurden.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte sie.
    Der Sanitäter sah sie an.
    »Sind Sie sicher, dass es Ihnen gutgeht? Vielleicht sollte man Sie wegen des Verdachts auf Gehirnerschütterung untersuchen.«
    Sie starrte ihn verwundert an. Er hatte es tatsächlich gewagt, sie mit seinen braunen Augen anzuflirten, als er ihr einen Platz auf dem Beifahrersitz angeboten hatte.
    Sie wollte ihm gerade säuerlich mitteilen, dass sie die erforderliche Diagnose problemlos selbst stellen konnte und auf keinen Fall eine Gehirnerschütterung hatte, als sie bemerkte, worauf er anspielte. Er zeigte mit einem ironischen Grinsen nach draußen, wo bereits der Haupteingang des Rigshospitals am Blegdamsvej zu erkennen war. Sie musste unterwegs eingeschlafen sein.
    »Fahr direkt da rüber, wir wollen sie ja nicht verlieren.«
    Der Rettungssanitäter gab eifrig Zeichen, um seinen noch jüngeren Gehilfen zu dem Hof hinter dem Hauptgebäude zu dirigieren, wo es zur Notaufnahme und der Intensivstation des Rigshospitals ging. Hinten im Rettungswagen lag Peggy-Lee auf einer Trage unter der Aufsicht eines Anästhesisten der Intensivstation. In der Notaufnahme hielt sich ein spezielles Trauma-Team bereit, das genau für solche Notfälle ausgebildet war: ein Narkosearzt, ein Unfallchirurg, eine spezialisierte Krankenschwester sowie zwei Radiologen.
    *
    »Sie kommen allein zurecht?«
    Der Sanitäter wartete Linneas Antwort gar nicht erst ab und sprang aus dem Rettungswagen. Natürlich kam sie allein zurecht. Sie humpelte ein wenig und war todmüde und erschöpft, aber mehr auch nicht. Sie war zwar mitgefahren, um sich untersuchen zu lassen, rechnete aber nicht damit, dass die Ärzte etwas finden würden, was sich nicht mit einer Handvoll Paracetamol und ein paar Tagen Krankschreibung beheben ließe.
    Die beiden Männer waren bereits dabei, Peggy-Lees Trage aus dem Rettungswagen zu schieben. Der Sanitäter nahm die Trage entgegen, als sie das letzte Stück herausgezogen wurde und das Fahrgestell sich automatisch ausklappte. Anschließend sprang auch sein Assistent aus dem Wagen, und sie rollten die Trage schnell zur Notaufnahme. Das Kopfende war nicht heruntergeklappt, und die rote Decke sorgte dafür, dass man nicht viel mehr von Peggy-Lee erkennen konnte als die Beatmungsmaske über Nase und Mund. Linnea dachte plötzlich, dass sie ziemlich unbequem liegen musste, obwohl das in Anbetracht ihres Allgemeinzustands eher nebensächlich war. Die Trage war mit einer Vakuummatratze versehen, die den Patienten bestmöglich stabilisierte. Soweit Linnea aber erkennen konnte, schien die Matratze
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