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Verlangen, das für immer brennt

Verlangen, das für immer brennt

Titel: Verlangen, das für immer brennt
Autoren: J Maynard
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gepellt auszusehen, wenn man rund um die Uhr ein Kleinkind mit sich herumtrug.
    Hatties Beine fühlten sich an wie Pudding. Der stoisch wirkende Sicherheitsmann in der Lobby hatte darauf bestanden, dass sie den Kinderwagen unten abstellte. Mit ihren sieben Monaten wog Deedee schon eine ganze Menge, und Hattie war besorgt und zutiefst erschöpft. Um genau zu sein, war sie am Ende ihrer Kräfte. Die letzten sechs Wochen waren die Hölle auf Erden gewesen.
    Sie holte tief Luft und fuhr fort: „Entweder Sie lassen mich zu Mr Cavallo durch, oder ich lege den größten Wutanfall aufs Parkett, den Atlanta seit Scarlett O’Hara gesehen hat.“ Am Ende ihrer Drohung zitterten ihre Lippen zwar ein bisschen, aber sie hoffte, trotzdem Eindruck hinterlassen zu haben. Die arrogante Hexe blinzelte irritiert. Zwar nur ein einziges Mal, aber das reichte, um Hattie zu verraten, dass sich das Machtgefüge soeben zu ihren Gunsten verschoben hatte. Die Assistentin stand mit einem resignierten Seufzen auf. „Warten Sie hier.“ Dann verschwand sie in den endlosen Tiefen eines Flurs.
    Hattie vergrub ihre Nase in Deedees süß duftenden goldenen Haaren. „Keine Angst, mein Schatz. Ich lasse nicht zu, dass jemand dich mir wegnimmt.“ Deedee lächelte und gab damit den Blick auf ihre beiden neuen unteren Schneidezähne frei – im Augenblick die einzigen, die sie hatte. Seit einigen Wochen brabbelte sie immer wieder einzelne, unzusammenhängende Silben, und Hattie liebte ihren kleinen Spatz von Tag zu Tag mehr.
    Die Wartezeit kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Doch als Lucs Assistentin endlich zurückkehrte, waren laut Wanduhr nicht einmal fünf Minuten verstrichen. „Mr Cavallo wird Sie jetzt empfangen“, verkündete sie missmutig. „Aber er ist ein viel beschäftigter Mann, und er muss sich heute Vormittag noch einer Vielzahl von wichtigen Verpflichtungen widmen.“
    Während Hattie der jungen Frau den Flur entlang folgte, konnte sie nur mit Mühe den kindischen Impuls unterdrücken, ihrem schmalen Rücken die Zunge herauszustrecken. Ein dicker dunkelroter Teppich verschluckte die Geräusche ihrer Schritte. Vor der zweiten Tür hielt die Assistentin inne. „Sie dürfen eintreten.“ Sie würgte die Worte förmlich hervor, so schwer fiel es ihr, sie über die Lippen zu bringen.
    Hattie holte tief Luft, um ihren Ärger abzubauen. Dann gab sie Deedee einen Kuss auf die Wange. „Showtime, mein Schatz.“ Deutlich forscher, als sie sich eigentlich fühlte, klopfte sie an die Tür und betrat den Raum, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Luc leitete ein millionenschweres Unternehmen. Mit Krisensituationen umzugehen, gehörte für ihn zum Tagesgeschäft. Und seine schnelle Reaktionsfähigkeit war durch den permanenten Kriegszustand in der Großwirtschaft nur noch geschärft worden.
    Demzufolge war es nicht leicht, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Aber als Hattie Parker in seinem Büro erschien, schlug ihm das Herz bis zum Hals, seine Muskeln verkrampften sich, und für einen kurzen Moment verschlug es ihm tatsächlich den Atem.
    Seit mehr als einem Jahrzehnt hatte er sie nicht mehr gesehen. Und sie war noch immer genauso schön wie mit zwanzig. Zart gebräunte Porzellanhaut, dunkelbraune Augen, in denen kleine Bernsteinsprenkel blitzten. Endlos lange Beine und seidiges blondes Haar. Es war allerdings viel kürzer als damals. Heute reichte es ihr nicht einmal mehr bis zu den Schultern.
    Luc achtete darauf, dass sie nicht um seinen breiten Mahagonisekretär herumkam. Er brauchte diese Distanz, diesen Schutzwall.
    Im ersten Moment war sein Schock über das plötzliche Auftauchen der Frau, die er einst geliebt hatte, so groß, dass er das Kind überhaupt nicht bemerkte. Doch dann traf ihn die Eifersucht mit einem Schlag – härter und tiefer, als er nach all den Jahren für möglich gehalten hätte. Verdammt! Hattie hatte ein Kind. Und das bedeutete, dass es auch einen Mann in ihrem Leben gab.
    Er konnte kaum glauben, wie sehr ihre Anwesenheit ihn aus dem Konzept brachte. Er hatte doch schon vor vielen Jahren mit ihr abgeschlossen. Aber warum hatte er dann das Gefühl, dass der Sauerstoff im Raum knapp wurde? Und warum raste sein Puls wie verrückt?
    Er blieb stehen und schob die Hände in die Hosentaschen. „Hallo, Hattie“, sagte er betont gelassen.
    „Hallo, Luc“, erwiderte sie sichtlich nervös.
    Er wies auf den Stuhl, der ihm am nächsten war, und bedeutete ihr, sich zu setzen. Einen kurzen Moment lang konnte er einen Blick auf ihre
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