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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde
Autoren: James A. Michener
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bereitete, sondern auch zwei kleine Brücken fortriß. Mevrou van Valck, Präsidentin des Moralischen Aktionskomitees von Blinkfontein, hatte angeblich während des Regengusses gesagt: »Meneer Victoria ist ein guter Nachbar. Er bezahlt seine Rechnungen. Und er war Vernunftgründen zugänglich.« Es gab ein zweites Foto des völlig bekleideten Meneer Victoria neben einer der fortgeschwemmten Brücken, mit der Überschrift: ICH MUSS ZUVIEL ANGEZOGEN HABEN. »Ein guter Schluß für meinen Aufenthalt hier.«
    »Gehen Sie wirklich fort?«
    »Ungern.«
    »Amalgamated würde sicherlich einen Posten für Sie finden -bei den jetzigen Goldpreisen und dem gutgehenden Diamantengeschäft.«
    »Ja, aber.«
    Er wies auf das Foto von van Doorns Tochter.
    »Ich kenne mindestens zwei Dutzend ebenso hübsche Mädchen wie Sannie in Pretoria.«
    »Aber nicht Sannie. Wenn sich die Dinge anders entwickelt hätten.« Er stand an dem großen Fenster und blickte hinaus auf den See: »Wenn es oben in Blinkfontein geregnet hat, kommt das Wetter in den nächsten zwei Tagen hier herunter. Ihr See wird sich wieder füllen.«
    »Hat er immer getan. Sieht aus, als wäre er schon tausend Jahre hier, vielleicht sogar eine Million.«
    »Hier ist alles sehr alt«, meinte Saltwood beiläufig. Dann hielt er inne, wandte sich um und sah seinen Freund an: »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich sagte, es sieht aus. Also, ich verstehe nichts von diesen Dingen, aber ich dachte immer, der See ist seit Tausenden oder sogar Millionen von Jahren hier.«
    Philip packte Marius beim Arm und lief mit ihm zum See hinaus, und als sie am Ufer standen, sagte er: »Angenommen, dieser See existiert schon seit Ewigkeiten. Warum hat er sich hier eingenistet - auf diesem Abhang?«
    »Warum nicht?«
    »Die einzige Erklärung ist, daß er eine natürliche Vertiefung in der Erde füllte. Und was verursachte die Vertiefung? Das Mundloch eines alten Schlotes. Marius! Das, was ich gesucht habe, könnte genau hier sein.« Er blickte nach Osten zu der Stelle, wo der alte Pik Prinsloo seine Diamanten gefunden hatte, weit jenseits der Hügel, und wischte diese mit einer Handbewegung fort, da er ganz richtig annahm, daß sie Millionen Jahre später entstanden waren als dieser See.
    Wenn die Hügel fort waren, konnte er sich den Fluß vorstellen, der die Diamanten stromabwärts befördert hatte; er war vermutlich von Westen gekommen, an dieser Kette kleiner Seen entlang, war über die Basis dieser Hügel nach Osten geströmt, hatte sich dann nach Norden gewandt, entlang des jetzigen Flußbettes, aber immer folgerichtig nach Osten, und die Diamanten mitgeführt.
    »Marius!« rief er. »Ich glaube, ich habe ihn gefunden.«
    »Wen?«
    »Den Schlot, der diese Diamanten hervorgebracht hat. Ich habe ein Jahr lang in der falschen Richtung gesucht.«
    »Sie glauben, er könnte sich hier befinden?«
    »Ich bin überzeugt davon. Nicht durch das, was ich heute hier gesehen habe, sondern weil ich alle anderen Möglichkeiten erschöpft habe.« Diese Worte erinnerten van Doorn an sein Land; er sah, daß es im Begriff war, seine verschiedenen Möglichkeiten zu erschöpfen. Aber so wie bei Saltwood und den Diamanten brauchte das seine Zeit. Sagen wir zehn Jahre, in denen man mit dem Gedanken an eine totale militärische Unterdrückung spielt, dann vielleicht fünf mit einer Art Neofaschismus, dann weitere fünf mit der Rückkehr zur Vernunft, und vielleicht noch zehn mit tastenden Versuchen, eine allgemeine Demokratie einzuführen. Zum Teufel, die Zeit bewegt sich so langsam, aber das Ganze könnte noch zu meinen Lebzeiten vollendet werden. Ich könnte als weißhaariger Greis hier noch eine großartige Gesellschaft erleben. Und wir brauchten uns nicht in die Kap-Enklave zu verkriechen. Schwarze und Weiße, Farbige und Inder könnten in gleicher Weise daran teilhaben. »Marius, hören Sie zu?«

»Was?«
    »Ich sagte, ich möchte noch eine Versuchsbohrung machen. Da drüben am Rand Ihres Sees.«
    »Wozu?«
    »Ich bin davon überzeugt, daß ich Kimberlit finden werde. Vielleicht in hundertfünfzig Meter Tiefe, unter dem Schutt.«
    Schutt, das ist das Wort. Die schreckliche Anhäufung falscher Entscheidungen, ungeeigneter Methoden. Man scharrt die Auswüchse der Geschichte fort - die Hinrichtungen am Slagter’s Nek, die Schrecken der Konzentrationslager, die Sünden, die wir mit der Apartheid begangen haben - und vielleicht stößt man unten auf das Muttergestein der menschlichen Gesellschaft, in dem Diamanten
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