Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
meisten meiner Arbeiter, Weiße und Schwarze, glauben, daß es dazu kommen wird und daß die Weißen damit bis ans Ende unseres Jahrhunderts durchkommen werden. Aber wenn sie die Farbigen weiterhin ablehnen, sie in ein Bündnis mit den Schwarzen treiben, gefährden die Weißen auch diese Chance. In nächster Zeit werden die Ereignisse jedenfalls stark von der Haltung der Farbigen beeinflußt werden. Die vierte Alternative versetzt mir einen Schock, da sie aber von dem intelligentesten Kopf des Landes vorgeschlagen wurde, muß ich sie ernst nehmen. Seiner Ansicht nach entwickeln sich die Dinge so rasch, daß die Afrikander nicht imstande sein werden, ihr Land gegen eine Kombination aus Druck von außen und Bürgerkrieg im Inneren zu halten, und daß das Land, wenn sie es versuchen, in einer schrecklichen Revolution zugrunde gehen wird. Er tritt dafür ein, daß sich alle Weißen freiwillig in die alte Kapprovinz zurückziehen und dort eine wirkliche Republik errichten, in der Afrikander, Engländer und Farbige als gleichberechtigte Partner zusammenarbeiten. Es war wirklich ein harter Schlag, als er mir die Grenzen auf einer Landkarte umriß. Pretoria und Johannesburg müßten aufgegeben werden, ebenso Durban. Die Weißen würden Port Elizabeth und Grahamstown sowie Kimberley und Bloemfontein behalten. Dieses Gebiet wäre ungefähr so groß wie Texas. Es würde von jenen Weißen regiert werden, die sich weigerten, mit der schwarzen Regierung im Norden zusammenzuarbeiten, sowie den vielen Farbigen und sich zu einem zweiten Hongkong entwickeln. Als ich fragte, ob die siegreichen Schwarzen einen solchen Rückzug und die Konsolidierung gestatten würden, sagte er etwas Tiefgründiges, und ich möchte, daß Sie mit Ihren Studenten und allen, die sich für Afrika interessieren, darüber sprechen. Ich werde versuchen, seine Worte wiederzugeben: »Wenn die Schwarzen in Südafrika sich weigern, wie sie es anscheinend anderswo getan haben, den einheimischen Weißen eine vernünftige Partnerschaft zuzugestehen, wären die Folgen für Südafrika nachteilig, für die Vereinigten Staaten jedoch katastrophal, denn Ihr Land ist im Begriff, seiner schwarzen Minderheit Rechte zuzugestehen. Wenn es sieht, daß eine schwarze Mehrheit in den von ihr beherrschten Ländern den Weißen diese Gerechtigkeit verweigert und man ihre Ermordung im Fernsehen miterleben kann, könnte die Rückwirkung entsetzlich sein.«
    Ich sagte, daß er von Schwarzen verlange, sie sollten ihr Verhalten als regierende Mehrheit definieren, bevor sie auch nur die Gleichheit erreicht hatten, und er meinte: »Das ist der Augenblick, in dem die Definition erfolgen sollte.«
    Welche dieser vier Möglichkeiten ich gutheiße? Ich hatte ziemliches Glück als Ingenieur, indem ich nach folgendem Prinzip arbeitete: Wenn ich in der Lage bin, etwas zu erkennen, müssen es auch die Menschen erkannt haben, die direkt davon betroffen sind. Wenn jeder vernünftige Mensch weiß, welche Konzessionen im Moment nötig sind, hoffe ich zuversichtlich, daß sie auch gemacht werden. Deshalb neige ich zu der ersten Lösung:    friedliche, beschleunigte
    Veränderung, die zu einem Staat führt, in dem alle Männer und Frauen wählen und in dem die schwarze Mehrheit einen Platz für die Weißen bereithält - die sie vielleicht nicht mögen -, weil sie gebraucht werden, genau wie heute der Afrikander den Englischsprechenden akzeptiert, dessen Vorfahren er einst so bitter bekämpfte.
    Ich lasse die auf die Maschinengewehre fixierten Afrikander außer acht, die schreien: »Nur über meine Leiche!« Die Afrikanderführer, die ich kennengelernt habe, sind zumindest genauso vernünftig wie die amerikanischen Politiker, die ich kenne, vielleicht sogar vernünftiger. Ich vertraue auf sie. Und ich möchte etwas klarstellen, das in der südafrikanischen Presse nie erörtert wird. Die Schwarzen Südafrikas sind ebenso fähig wie alle Leute, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Wo immer ich ein Bergwerk geleitet habe, war ich erleichtert, wenn ich einen südafrikanischen Schwarzen fand, der die Aufsicht übernahm, denn er war klug, fleißig und stets auf dem laufenden. Wenn Schwarze, die ihm unterlegen sind, Sambia, Tansania und
    Vwarda regieren können, so unbeholfen sie das im Augenblick auch tun mögen, kann er sicherlich Südafrika regieren. Eine große Koalition, bestehend aus schwarzer Leistungsfähigkeit, farbigem Anpassungsvermögen, englischem Können und Afrikanderkraft könnte einen Staat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher