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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde
Autoren: James A. Michener
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fast abgebrochen war, fuhr er über die Hügel nach Venloo und dann hinaus zu der Farm am See. Als er durch die Einfahrt kam und wieder die verführerische Häusergruppe sah, die fünf
    Rundhütten, die in Stufen angeordneten Seen, die Herde der Bläßböcke, hielt er den Wagen an, betrachtete dieses harmonische Bild und dachte: Das ist ein Paradies, aus dem Felsen herausgehauen und sogar in Trockenperioden fruchtbar. Er bemerkte, daß mehrere Monate Trockenheit den Spiegel des Sees beträchtlich gesenkt hatten, so daß die ziemlich steilen Ufer sichtbar waren und man die verschiedenen übereinandergelagerten Gesteinsarten unterscheiden konnte. Wahrscheinlich war jedoch alles das gleiche Gestein, das die verschieden lange Einwirkung von Wasser und Luft unterschiedlich gefärbt hatte. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als eine große Gruppe von Flamingos am anderen Ende des Sees aufflog, einige Minuten lang am Himmel kreiste und dann sanft auf einem der kleineren Seen landete, wo sie eine Schar Perlhühner störte, die auf dem Sand nach Futter suchten. Er fuhr weiter zum Hof, parkte den Wagen und rief: »Marius!« Bevor er noch beim Haus angelangt war, kam van Doorn zur Tür, lachte schallend und schwenkte eine Zeitung. »Philip! Ich freue mich so, daß Sie gekommen sind. Das ist so gut, daß ich es Ihnen erzählen muß.«
    »Was haben die Amerikaner jetzt wieder angestellt?«
    »Keine Angst. Das ist Afrikandertum in Reinkultur.« Und er zog Philip in das Wohnzimmer, wo das erste, was Philip auffiel, ein Farbfoto von Sannie im Hochzeitskleid war. Er wandte sich rasch ab. Da er aber merkte, daß Marius ihn anblickte, fragte er beiläufig: »Wie geht es ihr?«
    »Sehr gut. Frikkie hat einen Posten bei der Regierung. Jeder hat einen Posten bei der Regierung.«
    »Was ist so komisch?«
    »Die Trockenheit.«
    »Ich kann daran nichts Lustiges finden. Da draußen sieht es ziemlich trostlos aus.«
    »Nicht hier. Im Norden, in Blinkfontein.«
    »Lassen Sie mich sehen«, sagte Philip ganz verwirrt und griff nach der Zeitung.
    »Nein, Sie müssen zuerst den früheren Artikel lesen. Ich habe ihn hier irgendwo.« Marius hielt die Zeitung fest, die seine Heiterkeit hervorgerufen hatte, während er einen Stoß Blätter neben dem Fenster durchsuchte. »Hier ist er.«
    Als Philip die alte Zeitung ergriff, hatte er keinen Zweifel mehr darüber, welcher Artikel das Gelächter verursacht hatte, denn auf der Titelseite befand sich das sorgfältig gestellte, halbseitige Foto eines völlig nackten Mannes mit der Überschrift: N udist als U rsache der T rockenheit identifiziert . In dem in ernsthaftem Ton gehaltenen Artikel hieß es, daß Mevrou Leopold van Valck, Präsidentin des Moralischen Aktionskomitees von Blinkfontein, im Namen der dreiundvierzig Mitglieder erklärt habe, daß die anhaltende Trockenheit, die sich so schädlich auf ihr Gebiet auswirkte, durch Gottes Zorn über einen Mann namens Victor Victoria verursacht wurde. Er lud Paare, die nicht immer verheiratet waren, auf seine unweit von Blinkfontein gelegene Farm ein, um dort nackt sonnenzubaden. Gott würde Blinkfontein weiter plagen, glaubte Mevrou van Valck, wenn man Meneer Victoria gestattete, das Nacktsonnenbaden fortzusetzen, deshalb stellte ihr Komitee ein Ultimatum: »Zieht Kleider an, oder ihr habt euch die Folgen selbst zuzuschreiben.« Sie ging nicht näher auf diese Folgen ein, gab aber zu verstehen, daß sie nicht angenehm sein würden. Wenn Meneer Victoria anderseits einwilligte, Kleider anzulegen, versicherte sie ihm und den übrigen Bürgern von Blinkfontein, daß es recht bald regnen würde, gemäß dem 2. Buch der Chronik, Kapitel 7, Vers 14:
    ... und sie beten, und sich von ihren bösen Wegen bekehren werden, so will ich vom Himmel hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen.
    Sie schloß: »Es hängt also von Ihnen ab, Meneer Victoria. Legen Sie Kleider an und bringen Sie uns Regen.«
    Philip gab die Zeitung mit einem Seufzer zurück. »Wir haben auch in unserem Land Verrückte. Und Sie sollten mal sehen, was in Texas so alles geschieht.«
    »Darum geht es nicht!« rief Marius und reichte Saltwood die neue Zeitung, auf deren Titelseite ein weiteres Foto des nun völlig bekleideten Meneer Victor Victoria zu sehen war mit der Überschrift: N udisten bekleidet , H immel segnet . An dem Nachmittag des Tages, an dem Meneer Victor Victoria und seine Gäste wieder Kleider anlegten, erfolgte ein Wolkenbruch, der nicht nur der Trockenheit ein Ende
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