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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman
Autoren: Claudia Sanders
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niemanden hier sonderlich aufzuregen schien. Warum auch. Ein Blick auf die Uhr sagte Marlene, dass Manchester noch gute sechzig Minuten blieben, den Rückstand auszugleichen und hoffentlich in Führung zu gehen.
    Dann war Halbzeit, und die Lounge füllte sich mit den Promis und VIPs von der Tribüne. Auch Valentin war mit seinem Sitznachbarn hereingekommen. Beide waren in ein Gespräch über modernen Offensivfußball verwickelt, so viel glaubte sie zumindest zu verstehen, als sie mit einem Teller in der Hand an ihnen vorbeischlenderte. Fast wäre sie sich in dem Gewusel rings um sie herum ein wenig verloren vorgekommen, aber sie war ja beschäftigt. Eben balancierte sie einen Teller mit Satéspießchen, gebackenen Wan Tan und Hummerkrabben in Richtung Tribüne, als sich vor ihrem Auge die Silhouette einer langbeinigen Schönen manifestierte, die ihr vage bekannt vorkam. Ob das Micks neue Flamme war? Altersmäßig würde das passen, die Frau war höchstens zwanzig. Die Erscheinung, die ein reizendes kleines Nichts aus weißer Spitze um ihren makellosen
Körper geschlungen hatte, bahnte sich einen Weg durch die Menge. Wie machte die das nur? Auf diesen Stilettoabsätzen hätte Marlene noch nicht einmal stehen können. Als die Schöne ihr Ziel erreicht hatte, warf sie ihre langen, blonden Locken in den Nacken und formte ihre perfekt geschminkten Lippen zu einem Kussmund.
    Dann schlang sie die Arme um Valentins Hals und drückte ihm einen innigen Kuss auf die Lippen. Falls er Anstalten hatte machen wollen, sich von der Schönen zu lösen, so hatte er die Gelegenheit dazu verpasst. Stattdessen sah es so aus, als genieße er die Vorstellung in vollen Zügen.
    Am liebsten wäre Marlene einfach davongerannt, doch das kam nicht in Frage. Eine Flucht hätte in höchstem Maße unprofessionell ausgesehen. Die langbeinige Schöne hing immer noch an Valentins Hals, und es sah nicht so aus, als habe er vor, sich in absehbarer Zeit aus ihrer Umklammerung zu befreien. Irgendwie schaffte Marlene es, sich den beiden zu nähern, ohne lauthals loszubrüllen.
    »Willst du mich nicht vorstellen?«, fragte sie Valentin, der nun endlich auf Abstand ging. Das wurde auch höchste Zeit. Sie suchte in seinem Gesicht nach einer Spur von Verlegenheit, aber er wirkte erstaunlich locker.
    »Das ist Charlize. Charlize … Marlene. My Manager.«
    »Nice to meet you.«
    »Nice to meet you, too.« Das stand in ihrem Englischbuch in der zweiten Lektion und passte wohl, denn Charlize lächelte sie an und gab ihr die Hand. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, die Blondine höflich auf ihre Rolle in Valentins Leben anzusprechen. Leider war bei Marlenes jetzigem Kenntnisstand
der Fremdsprache daran nicht zu denken. Möglicherweise reichte es aber auch, ihr einfach mit der Handtasche eins über den Schädel zu braten, um die Fronten zu klären.
    »Kann ich dich kurz sprechen?« Sie zog Valentin am Ärmel mit sich und ließ die verdutzte Charlize einfach stehen. Sie wusste, es war unhöflich, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, ihre Manieren einer kritischen Überprüfung zu unterziehen.
    »Hätte das nicht Zeit gehabt?«, fragte Valentin. »Ich war mitten in einer Unterhaltung.«
    Unterhaltung? Der nonverbalen Art, wie es schien.
    Entschlossen zog sie Valentin in eine Ecke. Draußen wurde die zweite Halbzeit angepfiffen, und die Lounge leerte sich.
    »Nein«, fauchte Marlene, »die Angelegenheit duldet keinen Aufschub.«
    »Was ist denn so dringend?«
    Sie hatte sich geschworen, ein ruhiges und besonnenes Gespräch zu führen, war aber zu aufgebracht, um sich zu beherrschen.
    »Du hättest dich ruhig mal melden können! Es gab schließlich jede Menge zu besprechen, aber der Herr war ja nicht zu erreichen. Dein Handy war ständig ausgeschaltet.«
    »Ich habe es im Hotel gelassen.«
    »Das glaube ich sofort!« Sie war laut geworden, und senkte nun die Stimme. »Du hast es wohl nicht abwarten können. Musstest du unbedingt gleich zum Telefon stürzen und deine Freundin anrufen? Kaum dass du vierundzwanzig Stunden von deiner Frau getrennt bist?«
    »Frau? Du meinst von meiner Agentin.«

    Das saß. Sie musste heftig schlucken, bevor sie antworten konnte. »Wie auch immer.«
    »Jetzt beruhige dich wieder. Und lass Charlize da raus.«
    Marlene gehörte nicht zu den Frauen, die in der Vergangenheit wühlten. Valentins Verflossene interessierten sie nicht. Kein bisschen. Sie würde ihn nicht ausfragen. Diese Blöße würde sie sich nicht geben. Aber
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