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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht
Autoren: Mary Higgins Clark
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vergessen.«
    »Das weiß ich. Und…«
    »Mit Dank zurück.« Kurz grinste er wegen der Floskel, über die sie sich als Teenager stets vor Lachen ausgeschüttet hatten.
    Dann wandte er sich um und ging zur Tür. Während sie sich hinter ihm schloss, glaubte Lisa zu hören, wie er »Es tut mir leid«
    flüsterte. Aber sie war sich nicht sicher.

5
A
    n diesem Morgen beschloss Nell, Adam ein ganz besonderes Frühstück zu bereiten. Allerdings ärgerte sie sich schon im nächsten Moment über ihre Idee, ihn mit etwas Essbarem dazu zu bewegen, ihre Karrierepläne zu billigen, obwohl das doch ganz allein ihre Entscheidung war. Aber diese Erkenntnis hinderte sie nicht daran, ihr Vorhaben dennoch in die Tat umzusetzen. Mit einem reumütigen Lächeln erinnerte sie sich an das Kochbuch ihrer Großmutter mütterlicherseits. »Der Weg zum Herzen eines Mannes führt durch den Magen«, stand auf dem Einband. Ihre Mutter, Anthropologin und eine schauderhafte Köchin, hatte ihren Vater häufig mit diesem Motto aufgezogen.
    Beim Aufstehen hatte Nell gehört, dass Adam bereits duschte.
    Sie war zwar aufgewacht, als er in der vergangenen Nacht nach Hause gekommen war, hatte jedoch beschlossen, sich schlafend zu stellen. Ja, sie mussten dringend miteinander reden, aber zwei Uhr morgens schien ihr nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, das nachmittägliche Gespräch mit ihrem Großvater zu erörtern.
    Sie würde wohl nicht darum herumkommen, das Thema beim Frühstück anzuschneiden. Denn heute Abend hatte sie eine Verabredung mit Mac, und bis dahin wollte sie alles geklärt haben. Am Vorabend hatte Mac angerufen und sie an das Essen erinnert, das anlässlich des fünfundsiebzigsten Geburtstages seiner Schwester stattfand. Nells Großtante Gerti würde im Restaurant des Four Seasons feiern.
    »Mac, glaubst du allen Ernstes, wir hätten das vergessen?«, fragte Nell ihren Großvater. »Natürlich kommen wir.« Allerdings verkniff sie sich die Bemerkung, dass sie ihre mögliche Kandidatur lieber nicht bei Tisch diskutieren wollte. Das war zwecklos, denn natürlich würde Mac darauf zu sprechen kommen. Und deshalb musste sie Adam heute Morgen eröffnen, dass sie beschlossen hatte, sich um den Posten zu bewerben. Er würde ihr nie verzeihen, wenn er es zuerst von Mac hörte.
    Meistens fuhr Adam gegen halb acht Uhr morgens ins Büro.
    Nel versuchte, spätestens um acht an ihrem Schreibtisch zu sitzen und an der nächsten Kolumne zu arbeiten. Davor frühstückten sie zwar stets zusammen, jedoch schweigend und in die Morgenzeitung versunken.
    Wäre es nicht schön, wenn Adam begreifen würde, wie wichtig es mir ist, Macs Sitz im Kongress zu gewinnen und in diesem aufregenden Wahljahr an vorderster Front dabei zu sein?, dachte sie, während sie den Eierkarton aus dem Kühlschrank holte. Und wie angenehm wäre es, wenn ich nicht ständig zwischen den beiden Männern hin- und hergerissen wäre, die mir auf dieser Welt am meisten bedeuten. Warum nur betrachtet Adam meine politischen Ambitionen als Bedrohung für sich und unsere Ehe?
    Früher hat er mich verstanden, überlegte sie weiter, als sie den Tisch deckte, frisch gepressten Orangensaft einschenkte und nach der Kaffeekanne griff. Er sagte, er freue sich schon auf einen guten Platz auf der Besuchergalerie im Kapitol. Das war vor drei Jahren. Weshalb hat er seitdem seine Meinung geändert?
    Sie versuchte sich von Adams geistesabwesender Miene nicht abschrecken zu lassen, als dieser sich am Frühstückstisch niederließ, das Wall Street Journal zur Hand nahm und ihr nur beiläufig zunickte.
    »Danke, Nell, aber ich habe wirklich keinen Hunger«, sagte er, als sie ihm das fertige Omelett servieren wollte. Dafür also habe ich mir solche Mühe gegeben, dachte sie.

    Sie setzte sich ihm gegenüber und überlegte, wie sie ihr Vorhaben am besten angehen sollte. Sein abweisender Blick verriet ihr, dass nun nicht der richtige Moment war, um über ihre mögliche Kandidatur für einen Sitz im Kongress zu sprechen.
    Pech gehabt, mein Lieber, sagte sie sich, und sie spürte, wie ihre Wut wuchs. Dann muss ich eben auf deinen Segen verzichten.
    Sie griff nach ihrer Kaffeetasse und betrachtete die Titelseite der Times. Einer der Leitartikel fiel ihr auf. »Mein Gott, Adam, hast du das schon gelesen? Möglicherweise will der Staatsanwalt gegen Bob Walters und Len Arsdale wegen verbotener Preisabsprachen ermitteln.«
    »Ich weiß«, erwiderte er gleichmütig.
    »Du hast fast drei Jahre lang bei ihnen
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