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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht
Autoren: Mary Higgins Clark
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gearbeitet«, fuhr sie erschrocken fort. »Wird man dich befragen?«
    »Wahrscheinlich«, entgegnete er gelassen. Dann grinste er höhnisch. »Sag Mac, er hat nichts zu befürchten. Die Familienehre bleibt unbefleckt.«
    »Adam, so habe ich das nicht gemeint!«
    »Komm schon, Nell, ich kenne dich doch. Du suchst gerade nach einem Weg, mir zu vermitteln, dass der Alte dich zu einer Kandidatur überredet hat. Wenn er heute Morgen die Zeitung aufschlägt, wird er dich sofort anrufen und dir erklären, dass es deine Chancen auf einen Wahlerfolg schmälert, wenn mein Name mit derartigen Ermittlungen in Verbindung gebracht wird. Ich habe doch Recht, oder?«
    »Was meine Kandidatur angeht, schon«, antwortete Nel ruhig.
    »Allerdings traue ich dir nicht zu, dass du etwas Unehrliches getan haben könntest.«
    »Ehrlichkeit ist in der Baubranche ein dehnbarer Begriff, Nel «, erwiderte Adam. »Zu deinem Glück sind meine Ansprüche in dieser Hinsicht sehr hoch, einer der Gründe, warum ich bei Walters und Arsdale gekündigt habe. Glaubst du, der heilige Mac wird damit zufrieden sein?«
    Zornig sprang Nell auf. »Adam, ich verstehe, dass du verärgert bist, aber lass es bitte nicht an mir aus. Und da du es gerade erwähnt hast: Meine Antwort lautet Ja. Ja, ich habe beschlossen, mich um Macs Sitz zu bewerben, da Bob Gorman nicht mehr kandidieren will. Und ich fände es nett, wenn du mich unterstützt.«
    Achselzuckend schüttelte Adam den Kopf. »Nell, ich bin immer offen zu dir gewesen. Seit unserer Hochzeit habe ich erkannt, dass die Politik ein Beruf ist, der einen Menschen voll und ganz in Anspruch nimmt. Das kann sehr belastend für eine Ehe sein. Viele überstehen das nicht. Doch die Entscheidung liegt natürlich bei dir, und ich sehe, dass du sie bereits getroffen hast.«
    »Ja, das ist richtig«, entgegnete sie in mühsam beherrschtem Ton. »Also sei bitte so gütig, dich damit abzufinden, auch wenn es dir noch so schwerfällt. Denn eines muss ich dir sagen, Adam: Es ist noch viel belastender für eine Ehe, wenn ein Partner den andern ständig an der Verwirklichung seiner Wünsche hindert.
    Die ganze Zeit über habe ich dich in deiner Karriere gefördert.
    Nun bist du an der Reihe. Hilf mir, oder leg mir wenigstens keine Steine in den Weg.«
    Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Das war’s dann wohl.« Im Hinausgehen drehte er sich noch einmal um. »Du brauchst mit dem Abendessen nicht auf mich zu warten. Wir haben eine Sitzung auf der Jacht, und danach gehe ich irgendwo in der Stadt einen Happen essen.«
    »Adam, heute ist Gertis fünfundsiebzigster Geburtstag. Sie wäre sehr enttäuscht, wenn du nicht kommst.«
    Er sah sie an. »Nell, nicht einmal Gerti zuliebe, obwohl ich sie sehr gern habe. Verzeih mir, aber ich habe nicht die geringste Lust auf einen Abend mit Mac.«
    »Bitte, Adam. Du könntest doch nach der Sitzung kommen. Es macht nichts, wenn es später wird. Lass dich wenigstens blicken.«
    »Mich blicken lassen? Offenbar bist du schon voll im Wahlkampf. Tut mir leid, Nell.« Raschen Schrittes ging er in Richtung Flur.
    »Dann brauchst du überhaupt nicht mehr hier aufzutauchen.«
    Adam blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »Nell, ich hoffe, du hast das nicht ernst gemeint.«
    Schweigend starrten sie einander an. Dann war er verschwunden.

6
D
    ina Crane, Sam Krauses neue Freundin, war alles andere als beglückt, als er am Freitagmorgen ihre Verabredung für den Abend telefonisch absagte.
    »Wir könnten uns in Harry’s Bar treffen, wenn du fertig bist«, schlug sie vor.
    »Hör zu, es geht um etwas Geschäftliches, und ich weiß nicht, wie lange es dauert«, erwiderte er barsch. »Wir müssen eine Menge Kram besprechen. Ich rufe dich am Samstag an.«
    Sam Krause legte auf, ohne Dina die Gelegenheit zu geben, etwas darauf zu entgegnen. Er saß in seinem Büro, Ecke Third Avenue und 40. Straße. Die Wände des großen, hellen Raums wurden von Gemälden geschmückt, welche die von der Baufirma Sam Krause errichteten Wolkenkratzer darstellten.
    Obwohl es erst zehn Uhr war, hatte sich seine ohnehin schon gereizte Stimmung wegen eines Anrufs der Staatsanwaltschaft noch verschlechtert. Man wollte dringend mit ihm sprechen.
    Krause ging zum Fenster und blickte mürrisch auf die fünfzehn Stockwerke unter ihm liegende Straße hinab. Er beobachtete, wie sich ein Auto geschickt durch den dichten Verkehr schlängelte. Als der Wagen hinter einem Laster, der plötzlich anhielt und zwei Fahrspuren blockierte,
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