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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben
Autoren: Stefanie Markstoller
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gute Zwilling von meiner Mutter gewesen, doch danach war sie nicht einfach verschwunden, wie jeder andere anständige Geist es tat. Nein, sie war bei meiner Mutter geblieben, und als die mit meinem Vater zusammen kam, hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, ihn in den Wahnsinn zu treiben – zumindest behauptete mein Papa das immer. Das tat sie einfach in dem sie mit ihm sprach – in seinem Kopf.

Auch mit mir tat sie das gelegentlich. Es störte mich nicht, ich war damit aufgewachsen, und kannte es nicht anders.

„Ich habe Zaira und Tarajika aus gutem Grund hier her gebracht“, fuhr mein Vater fort, „und das weißt du auch, also versuch nicht mir ein schlechtes Gewissen einzureden, nur weil ich meine Familie beschützen möchte.“

„Es ist Jahre her“, seufzte Tante Amber. „Du glaubst doch nicht, dass Jikas Familie immer noch hinter ihr her ist.“

Hä? Hinter wem ist Mamas Familie her?

„Ich werde nichts riskieren.“ Das war sein Schlusswort. Ein Wiederspruch wurde nicht geduldet, dass erkannte ich an seinem Ton.

Dieses Gespräch hatte nichts Neues, oder wirklich Interessantes für mich zutage gefördert, sodass ich mich schon in Bewegung setzten wollte, als Tante Amber wieder das Wort ergriff.

„Ich wollte dir eigentlich ja nur sagen, dass Tristan mit Lucy für ein paar Tage in Tenor ist, und nicht zum Grillen am Wochenende herkommen kann.“

Mein Vater schwieg dazu eisern. Nur das Brutzeln aus der Pfanne war zu hören.

„Er war auch schon oben im Schloss bei Cheyenne“, fügte sie noch hinzu.

„Schön für ihn.“

„Sie hat nach Zaira gefragt.“

Meine Erzeugerin … sie hatte nach mir gefragt? Uns Schloss, und … und … was war Tenor?

Ein schweres Seufzen kam von meinem Vater, so als sei er dieses Thema schon lange leid. „Das ist doch auch nichts Neues, das tut sie immer, und meine Antwort ist wie immer die gleiche. Nein, ich werde meine Tochter nicht nach Bayern bringen, Zaira wird Cheyenne nicht besuchen. Es ist einfach zu gefährlich.“

Bayern?

„Und wenn du sie nur nach Tenor bringst, und nicht ins Schloss? Cheyenne könnte sich dort mit ihr treffen. Zaira wünscht sich das, das weißt du. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft sie mich schon nach ihrer leiblichen Mutter gefragt hat. Sie will Cheyenne kennenlernen. Unbedingt.“

Etwas knallte. Vermutlich das Bratbesteck, das mein Vater auf die Anrichte donnerte. „Verdammt, Amber, willst du es nicht verstehen? Cheyenne ist die Königin der Werwölfe. Sie hat das größte Rudel dieser Welt unter sich, und in einer Stadt wie Tenor, die nur von Vampiren und Werwölfen bewohnt wird, fällt sie sofort auf. Jeder dort kennt sie, jeder dort weiß das sie in dem Schloss weiter oben wohnt, und es würde mehr als nur eine Person geben, die sich fragen würde, wer das schwarzhaarige Mädchen an ihrer Seite ist, wenn ich Zaira dort hinbringen würde. Das werde ich nicht riskieren. Ich werde die Sicherheit meiner Familie nicht für so ein albernes Treffen aufs Spiel setzen, das kannst du vergessen.“

Einen Moment herrschte ruhe, ein Moment in dem die Gedanken in meinem Kopf rasten. Meine Erzeugerin lebte in einem Schloss. Ja, das wusste ich schon lange, doch bisher hatte dieser Ort nie einen Namen besessen. Mein Vater hatte es immer vermieden nähr auf Einzelheiten einzugehen. Doch jetzt … langsam reifte in meinem Kopf ein Plan heran.

„Du wirst sie nicht ewig fernhalten können“, sagte meine Tante leise.

„Ich kann es aber versuchen.“

„Ja“, stimmte sie ihm zu. „Du kannst es versuchen, aber früher oder später wirst du daran scheitern.“

Wie rechts sie mit diesen Worten doch gehabt hatte, würde sie wahrscheinlich allzu bald erfahren.
Noch am gleichen Abend hatte ich mich an meinem Computer gesetzt, und eine alte Chatbekanntschaft von einer Vampirfanseite angeschrieben. Sie hatte mehr als einmal damit geprahlt echte Vampire zu kennen. Natürlich hatte ich ihr nicht geglaubt, bis sie nur so nebenbei einmal die blasse Farbe der Augen erwähnt hatte. Blasse, beinahe kristallene Augen, die jeden in seinen Bann zogen, das optische Merkmal eines jeden Vampirs, der seine Fänge verborgen hielt. Da war ich zum ersten Mal hellhörig geworden, doch wie mir das Wissen, dass sie echte Vampire kannte weiterhelfen sollte, war mit dato noch nicht klar gewesen. Jetzt sah die Sache ganz anders aus.
Weiter vorne kläffte Flair ihr kleines Minibellen, und raste dann die Straße entlang auf einen alte Schrotmühle zu, die nicht
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