Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben
Autoren: Stefanie Markstoller
Vom Netzwerk:
mal im Entferntesten den Namen Auto verdiente. Dieses blaue, halbverrostete Ungetüm war das schon vor Jahren in die Jahre gekommene Gefährt meines besten Freundes Kian – ich nahm zumindest an, dass es blau war, so ganz sicher war ich mir da nicht, könnte auch ein hässliches grün sein.
Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie weit ich schon gelaufen war, doch auf meine Kampfarmeise, die gerade wie ein Flummi an Kian hochsprang, war immer Verlass. Sie wusste auch wo es langging, wenn ich ihr mal nicht den Weg wies. 
Mein bester Freund Kian lehnte mit dem Rücken gegen seine Krücke von Wagen, und schnalzte Flair zu, was sie völlig durchdrehen ließ. Sie freute sich so sehr darüber, dass sie wahrscheinlich gleich Purzelbäume in der Luft schlagen würde.
„Wenn du sie nicht gleich streichest, dann kriegt sie vor lauter Ungeduld noch einen Kollaps“, teilte ich ihm mit, und drückte ihm zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange.
Braune Augen musterten mich mürrisch. Das war nichts Neues. Kian hatte die schlechte Laune gepachtet – immer. „Du siehst müde aus.“
War nicht wirklich verwunderlich. Ich hatte die ganze Nacht vor Aufregung kaum ein Auge zu tun können. Wenn alles klappte wie ich mir das erhoffte, dann würde ich endlich meiner Erzeugerin begegnen. Nur war ich mir noch nicht sicher, ob ich mich ihr annähern sollte, oder sie nur aus der Ferne beobachten. Ich wusste dass es nicht ohne Risiko war, sie persönlich zu treffen, ich war ja nicht dumm, und kannte die ganzen Warnungen meines Vaters zur Genüge. Doch sie würden mich nicht länger daran hindern das zu tun, was ich schon seit meinem achten Lebensjahr tun wollte.
„Vielleicht solltest du es dir doch noch mal anders überlegen.“
„Auf keinen Fall. Ich habe so lange gewartet, jetzt werde ich es auch durchziehen.“ Und da konnte sich die Welt kopfstellen.
Durch sein Seufzen hob sich das übergroße T-Shirt um den schlaksigen Körper. Er sollte sich mal wieder die Haare scheiden lassen, die braunen Locken hingen ihm ja schon in die Augen. „Na dann steig ein, damit wir zum Bahnhof kommen.“
„Willst du mich etwa loswerden?“, neckte ich ihn.
„Nein, will ich nicht. Eigentlich will ich gar nicht das du fährst, nicht wo du mir nicht mal sagst, wie genau dein Plan ist, aber da ich mir dein Geheule reinziehen darf, wenn ich dich nicht hinbringe, würde ich jetzt gerne losfahren, damit du deinen Zug nicht verpasst.“
Oh, das hatte er aber schön gesagt. „Moment noch, ich muss erst mal meine Tasche holen. Bin gleich wieder da.“ Als ich mich davon machte, um meine große Reisetasche aus dem Dickicht an der Straße zu ziehen, schaute Flair unentschlossen zwischen mir und Kian hin und her, entschied sich dann aber doch dafür, dass es spannender war mir zu folgen, und rannte so schnell die kleinen Beinchen sie trugen durch den Schnee. Als ich die Tasche aus dem Gebüsch ziehen wollte, saß sie schon hechelnd oben drauf, und sah mich erwartungsvoll an. „Runter da“, befahl ich. „Du kannst laufen, du faules Stück.“
Sie stellte die Ohren auf, blieb aber wo sie war.
Oh man, dieser Hund. Sobald sie eine Tasche sah, musste sie sofort reinklettern, und wenn die Tasche zu war, dann setzte sie sich eben einfach oben drauf. Egal wie, Hauptsache sie wurde getragen. Besonders an so nasskalten Tagen wie heute. Flair war nämlich ein Schönwetterhund, dem jegliche Nässe oder Kälte zuwider war.
Nun gut, dann zog ich die Tasche, die ich bereits heute Morgen beim Spaziergang mit ihr hier versteckt hatte – um die Zeit hatten meine Eltern noch geschlafen – mit ihr obendrauf heraus, und trug meinen Hund thronend darauf zu Wagen.
„Dir ist klar, dass dein Hund vier gesunde Beine hat?“, fragte Kian, als er den Beifahrersitz vorklappte, damit ich meine Last auf den Rücksitz werfen konnte.
„Erklär ihr das mal.“
Ein paar Handgriffe später war alles verstaut, und ich saß mit Flair um Schoß auf dem Beifahrersitz, und versuchte mich anzuschnallen – gar nicht so einfach, wenn da so eine kleine Hupfdohle auf einem rumhampelte.
Kian ließ sich hinterm Lenkrad nieder, was sein Sitz mit einem gequälten Ächzen kommentierte. Er brauchte drei Versuche, bis seine Tür endlich richtig schloss, und mindestens genauso viel, um den Wagen davon zu überzeugen, dass ein gedrehter Zündschlüssel im Schloss bedeutete, anzuspringen.
„Lange macht deine Klapperkiste aber auch nicht mehr mit.“
„Erzähl mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher