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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben
Autoren: Stefanie Markstoller
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legte ihn schief, als hätte sie etwas Interessantes gehört.
Wir verließen den Wald, und folgten weiter der Straße in den nächsten Ort.
„Und wenn du sie kennst, was wirst du dann tun?“
„Ich … ich weiß nicht. Darüber habe ich mir eigentlich noch keine so genauen Gedanken gemacht. Es ist … es wird sich schon irgendwas ergeben.“
„Ich hoffe um deiner Willen, dass du recht behältst.“ Er setzte den Blinker, und bog rechts in das kleine Dorf ein. Bis zum Bahnhof war es nicht mehr weit, und langsam wurde ich ein wenig nervös. Ich würde es wirklich tun. Ich würde in einen Zug steigen, und zu meiner Mutter fahren. Endlich würde ich die Frau kennenlernen, die mich zur Welt gebracht hatte.
Allein diese Worte erfüllten meine Gedanken bis zu unserem Ziel, einem kleine unscheinbaren Bahnhof, an dem es bei Regen nicht einmal einen Platz zum unterstellen gab. Hier schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Nur wenige Seelen verirrten sich an diesen Ort, weswegen wohl auch schon lange im Gespräch war, diese Haltestelle zu schließen. Doch noch war sie offen, und würde die erste Station auf meiner Reise zu meiner Erzeugerin sein.
Kian parkte den Wangen am Straßenrand. Der Motor röchelte, und erstarb noch, bevor er ihn abgestellt hatte. Na hoffentlich kam er damit nachher wieder hier weg. 
Ich stieg schon auf der Beifahrerseite aus, und umrundete den Wangen, als mein bester Freund noch mit seiner Tür kämpfte. Das war ja wieder typisch, erst wollte sie sich nicht schließen lassen, und dann klemmte sie beim öffnen.
Auf meinem Arm hampelte Flair aufgeregt, als Kian endlich ausstieg, und seinen Sitz vorklappte. „Nimm Flair an die Leine“, sagte er, als er meine Tasche vom Rücksitz holte, hielt dann kurz inne, und drehte sich halb zu mir herum. „Du hast die Leine doch dabei, oder?“
„Natürlich habe ich das.“ Genau wie mein iPad, neben meinem iPhone einer der wichtigsten Begleiter in meinem Leben.
„Guck nicht so pikiert.“ Er hängte sich die Tasche um die Schulter, und schmiss die Wagentür zu. Dieses Mal brauchte er nur zwei Versuche, bis das Schloss zuschnappte. „So selten wie du daran denkst, ist diese Frage berechtigt.“
„Flair brauch eben keine Leine.“
„Im Zug brauch sie die, also mach sie ihr auch um.“
Wie sich das anhörte, als wenn ich sie zwar mit mir rumschleppen würde, aber dann zu blöd wäre sie ihr anzulegen. Na dem würde ich es zeigen. Ich setzte Flair auf den Boden – vielleicht keine schlechte Idee, so könnte sie noch mal schnell pinkeln gehen, bevor wir in den Zug stiegen –, riss den Reisverschluss der Seitentasche auf, und beförderte eine einfache schwarze Leine samt Halsband zutage. Dann musste ich nur noch darauf warten, dass mein Wutzi die Pflanzenwelt genug bewässert hatte, und legte sie in Fesseln. „Zufrieden?“, fragte ich, nachdem ich mich wieder aufgerichtet hatte.
„Nicht wirklich“, erwiderte er, und marschierte los. „Zufrieden wäre ich erst, wenn du mir alles erzählen würdest.“
„Wirklich alles?“, stichelte ich. „Auch meine tiefsten und dunkelsten Geheimnisse?“
Er warf mir nur einen genervten Blick zu. „Du weißt genau was ich meine.“
Wie zu erwarten war der Bahnsteig bis auf uns drei völlig verwaist. Der Zug sollte in nicht mal zehn Minuten kommen, und langsam machte sich die Nervosität bei mir breit. Immer wieder schob ich die Brille auf der Nase zurecht, oder wechselte die Schlaufe der Leine von einer Hand in die andere, nur um mir dann die Handflächen an meiner ausgebeulten Jeans abzuwischen. Es wurde so schlimm, dass Kian meine Hand nahm, und sie drückte, etwas das er nur selten tat – er stand eben nicht so auf Berührungen.
„Wenn du nicht gleich aufhörst rumzuhampeln, dann fessle ich dir die Hände mit Flairs Leine auf dem Rücken.“
Ich lächelte ihn entschuldigend an. „Tut mir leid. Ich bin halt nur so aufgeregt. Seit neunzehn Jahren warte ich jetzt schon darauf meine Erzeigerin zu treffen, und jetzt ist es endlich so weit.“
Kian zog eine Augenbraue nach oben. „Du hast schon als Windelpupser deine Erzeugerin treffen wollen? Und nur so nebenbei, du bist erst achtzehn.“
Ich kniff die Augen zusammen. Na dass er auf dieser einen Woche, die mich noch von meinem neuzehnten Lebensjahr trennte rumreiten musste, war ja klar – aber für mich zählte die nicht mehr. „Du weißt genau was ich meine.“
„Ich wollte mich ja nur noch mal vergewissern.“ Er Blickte auf, als in der Ferne das Quietschen auf
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