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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung
Autoren: Amanda Quick
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Lebensjahr in diesen Mann verliebt.
    Damals hatte man ihr den Grafen von Ravenwood das erste Mal vorgestellt. Er erinnerte sich wahrscheinlich nicht einmal mehr daran. Er hatte nur Augen für seine schöne, faszinierende, hexenhafte Elizabeth gehabt.
    Sophy wußte, daß ihre anfänglichen Gefühle für den reichen Grafen von Ravenwood nur die übliche Schwärmerei eines jungen Mädchens für den ersten Mann, der ihre Phantasie beflügelte, war. Diese Schwärmerei war aber nicht eines natürlichen Todes gestorben, nicht einmal dann, als sie akzeptiert hatte, daß sie gar keine Chance hatte, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Im Lauf der Jahre war die Schwärmerei zu etwas Tieferem und Beständigerem herangereift.
    Sophy fühlte sich von seiner Ruhe und Kraft angezogen und dem angeborenen Stolz und der Integrität, die sie bei Ravenwood spürte. In ihren geheimsten Träumen hatte sie ihn zum edlen Ritter hochstilisiert.
    Nachdem es die atemberaubende Elizabeth geschafft hatte, die Faszination, die sie für Ravenwood gehabt hatte, in grausame Pein und brutalen Zorn zu verwandeln, hatte Sophy ihm Trost und Zuspruch bieten wollen. Aber der Graf hatte es vorgezogen, seinen Kummer in dem Krieg, der damals auf dem Kontinent tobte, zu begraben, unter dem Kommando Wellingtons.
    Bei seiner Rückkehr war es offensichtlich, daß sich die Gefühle des Grafen längst an einen kalten, fernen Ort tief in seinem Innersten zurückgezogen hatten. Jetzt hatte es den Anschein, als wäre Ravenwood nur noch zu Leidenschaft oder Wärme fähig, wenn es um sein Land ging.
    Schwarz stand ihm sehr gut, stellte Sophy fest. Sie hatte gehört, daß er den Hengst Angel getauft hatte, sein Sinn für Ironie erstaunte sie.
    Angel war eine Kreatur der Finsternis, für einen Mann bestimmt, der im Schatten lebte. Der Reiter schien geradezu mit dem Pferd verwachsen. Ravenwood war schlank, aber kräftig gebaut, seine Hände waren groß und stark, so gar nicht modisch, Hände, die ohne weiteres eine abtrünnige Frau erwürgen könnten, genau wie die Dorfbewohner behaupteten, schoß es Sophy kurz durch den Sinn.
    Seine Schultern waren so breit, daß er keine Polster brauchte, und seine maßgeschneiderten Reithosen umspannten wohlgeformte, muskulöse Schenkel.
    Zugegeben, er machte seinem Schneider alle Ehre, dachte Sophy, aber gegen seine grimmige Miene und sein finsteres Aussehen war selbst die feinste Nadel Londons machtlos.
    Sein Haar war so schwarz wie das seidige Fell seines Hengstes, und seine Augen waren strahlend grün, dämonisch grün, wie Sophy gelegentlich fand. Man erzählte sich, die Grafen von Ravenwood würden immer mit Augen geboren werden, die zu den Familiensmaragden paßten.
    Sophy machte Ravenwoods Blick nervös, nicht nur wegen der Augenfarbe, sondern weil er die unangenehme Angewohnheit hatte, einen Menschen anzusehen, als würde er im Geiste einen Preis für die Seele des Unglücklichen aushandeln. Sophy fragte sich, was seine Lordschaft wohl tun würde, wenn er ihren Preis erfuhr.
    Sie zügelte Dancer, wischte sich die Feder ihres Reithutes aus den Augen und setzte ein, wie sie hoffte, heiter huldvolles Lächeln auf.
    »Einen schönen guten Tag, Mylord. Welche Überraschung, Euch hier im Wald zu treffen.«
    Der schwarze Hengst kam mit stampfenden Hufen in einigen Metern Entfernung zum Stehen. Ravenwood blieb ruhig sitzen und musterte Sophys höfliches Lächeln, erwiderte es aber nicht.
    »Was genau findet Ihr denn so überraschend an diesem Treffen, Miss Dorring? Das hier ist schließlich und endlich mein Land. Ich wußte, daß Ihr die alte Bess besucht habt und habe mir gedacht, daß Ihr diesen Weg zurück nach Chesley Court nehmen werdet.«
    »Wie klug von Euch, Mylord. Vielleicht ein Beispiel für deduktive Logik? Ich bin eine große Bewunderin dieser Art des Denkens.«
    »Ihr seid Euch sehr wohl bewußt, daß wir heute etwas Geschäftliches zu besprechen hatten. Wenn Ihr so intelligent seid, wie Eure Großeltern offensichtlich glauben, müßt Ihr auch wissen, daß ich die Sache heute nachmittag zum Abschluß bringen wollte. Nein, ich kann eigentlich nicht akzeptieren, daß an diesem Treffen irgend etwas überraschend sein soll. Um ehrlich zu sein, ich würde sagen, es war von Anfang an so geplant gewesen.«
    Sophys Hände krallten sich in die Zügel. Seine leisen Worte brannten wie Feuer auf ihrer Seele. Dancer protestierte mit zuckenden Ohren, und sie ließ die Zügel sofort wieder locker. Bess hatte recht. Ravenwood war kein Mann,
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