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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung
Autoren: Amanda Quick
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der kleinen reetgedeckten Hütte, dort wartete ihr Wallach. »So, wie’s aussieht, hab ich jetzt eine neue Möglichkeit, dafür zu sorgen, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wird.«
    »Wenn du ein bißchen gesunden Menschenverstand hättest, würdest du meinen Rat befolgen und es vergessen, Kind. Was geschehen ist, ist geschehen. Deine Schwester, Gott sei ihrer Seele gnädig, ist tot. Du kannst nichts mehr für sie tun. Du solltest anfangen, etwas aus deinem eigenen Leben zu machen.« Bess zeigte grinsend ihre Zahnlücken. »Wie ich höre, bist du dieser Tage mit anderen Geschichten beschäftigt.«
    Sophy warf der alten Frau einen scharfen Blick zu, während sie vergeblich versuchte, ihren windschiefen Hut geradezurücken. »Du bist wie immer auf dem neuesten Stand, was den Dorfklatsch angeht. Du hast gehört, daß mir der Satan persönlich einen Heiratsantrag gemacht hat?«
    »Die Leute, die Lord Ravenwood einen Satan nennen, sind die schlimmsten Klatschmäuler. Mich interessieren nur Fakten. Ist es wahr?«
    »Was? Daß der Graf ein enger Verwandter Luzifers ist? Ja, Bess, ich bin mir fast sicher, daß es stimmt. Mir ist in meinem Leben noch kein so arroganter Mensch begegnet wie seine Lordschaft. So stolz kann nur ein Satan sein.«
    Bess schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ich meine, stimmt es, daß er um dich angehalten hat?«
    »Ja.«
    »Und? Wann, bitte, wirst du ihm deine Antwort geben?«
    Sophy hob resigniert die Schultern, sollte der Hut doch schief sitzen. Hüte machten grundsätzlich mit ihr was sie wollten. »Großvater gibt ihm heute nachmittag meine Antwort. Der Graf hat vermelden lassen, daß er um drei Uhr heute vorsprechen wird, um sich die Antwort zu holen.«
    Bess blieb abrupt stehen. Graue Locken wippten unter gelber Musselinhaube. Sie runzelte erstaunt die faltige Stirn. »Heute nachmittag? Und du bist hier bei mir und suchst Kräuter aus, als wär’s ein Tag wie jeder andere? Was soll der Unsinn, Kind? Du solltest jetzt in deinem Sonntagsstaat auf Chesley Court sein.«
    »Warum? Großvater braucht mich dort nicht. Er kann dem Satan sehr gut alleine sagen, daß er zur Hölle fahren soll.«
    »Dem Satan sagen, daß er zur Hölle fahren soll! Sophy, Kind, willst du damit sagen, daß du deinem Großvater gesagt hast, er soll den Antrag des Grafen ablehnen?«
    Sophy lächelte grimmig, als sie neben ihrem braunen Wallach zum Stehen kam. »Du hast es erfaßt, Bess.« Sie stopfte die kleinen Kräuterpäckchen in ihre Satteltaschen.
    »Unsinn«, rief Bess. »Ich kann nicht glauben, daß Lord Dorring so wirr im Kopf ist. Er weiß, daß du nie wieder so ein gutes Angebot kriegen wirst, selbst wenn du hundert wirst.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Sophy sarkastisch. »Es kommt natürlich darauf an, was du als gutes Angebot betrachtest.«
    Bess kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Kind, machst du das etwa, weil du Angst vor dem Grafen hast? Ich hätte gedacht, du wärst zu vernünftig, um die Geschichten, die sie im Dorf erzählen, zu glauben.«
    »Die glaube ich selbstverständlich nicht«, sagte Sophy und schwang sich in den Sattel. »Oder bestenfalls zur Hälfte. Tröstet dich das, Bess?« Sophy ordnete ihre Röcke unter sich. Sie ritt Herrensattel, obwohl es für eine Frau ihrer Position nicht unbedingt als schicklich galt. Aber auf dem Land sahen die Leute das nicht so eng. Außerdem war Sophy überzeugt, daß ihre Keuschheit gewahrt war. Nur ihre kleinen sandfarbenen Stiefeletten lugten unter den Röcken hervor.
    Bess packte den Zügel des Pferdes und sah hinauf zu Sophy. »Hör mal, Mädchen. Du glaubst doch nicht etwa diese Geschichte, daß seine Lordschaft seine erste Frau im Ravenwood Teich ertränkt hat, oder?«
    Sophy seufzte. »Nein, Bess, das tu ich nicht.« Es wäre wohl richtiger gewesen zu sagen, sie wollte es nicht glauben.
    »Dem Himmel sei dank, obwohl es dem Mann wahrscheinlich keiner hätte verdenken können, wenn er’s gemacht hätte«, gab Bess zu.
    »Da magst du recht haben, Bess.«
    »Und was soll dann der Unsinn, daß du den Antrag seiner Lordschaft ablehnst? Der Ausdruck in deinen Augen gefällt mir gar nicht, Kind. Ich kenne ihn, und er verheißt nichts Gutes. Was führst du denn jetzt wieder im Schild?«
    »Jetzt? Ich werde natürlich den alten Dancer hier nach Chesley Court zurückreiten, und dann werde ich mich daran machen, die Kräuter gut zu lagern, die du mir gütigerweise gegeben hast. Großvaters Gicht macht ihm wieder zu schaffen, und mir ist sein
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