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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung
Autoren: Amanda Quick
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Land konnte sich ein Mann verlassen. Wenn er es hegte und pflegte, wurde ihm das reich gedankt. Und um diese Ländereien für die zukünftigen Grafen von Ravenwood zu erhalten, war Julian bereit, das größte aller Opfer zu bringen: Er würde noch einmal heiraten.
    Er hoffte, daß die Anwesenheit einer neuen Frau den Geist Elizabeths endgültig aus dem Abbey vertreiben würde und ganz besonders aus dem bedrückend luxuriösen, exotisch sinnlichen Schlafzimmer, das sie sich hatte einrichten lassen. Julian haßte dieses Zimmer. Er hatte es seit Elizabeths Tod nicht mehr betreten.
    Eins war jedenfalls gewiß, sagte er sich, als er die Treppe hochstieg, er würde nicht mehr dieselben Fehler bei einer neuen Braut machen wie bei der ersten. Nie wieder würde er die Rolle der Fliege im Netz der Spinne spielen.
    Fünfzehn Minuten später kam Julian im Reitdress wieder die Treppe herunter. Wie nicht anders erwartet stand Angel, der schwarze Hengst, bereits gesattelt vor der Tür. Jedes Mitglied des Haushalts war darauf bedacht, alles zu tun, um nicht den Zorn des Satans auf sich zu ziehen. Julian lief rasch die Treppe hinunter und schwang sich in den Sattel.
    Der Stallknecht sprang zurück, als der Rappe seinen Kopf hochwarf und zu tänzeln begann. Mächtige Muskeln bauschten sich unter dem glänzenden Fell, aber Julian trieb ihm die Flausen in kurzer
    Zeit mit strenger Hand aus. Dann gab er ihm das Signal, und das Tier galoppierte los.
    Es würde sicher kein Problem sein, Miss Sophy Dorring auf dem Heimweg nach Chesley Court abzufangen, dachte Julian. Er kannte jeden Zentimeter seiner Ländereien und wußte genau, wo sie eine Abkürzung über sein Land nehmen würde.
    »Irgendwann wird er sich auf dem Gaul noch umbringen«, sagte der Lakai zum Pferdeknecht, seinem Cousin.
    Der Knecht spuckte auf das Pflaster. »Auf einem Pferd wird seine Lordschaft sicher nicht sterben. Der reitet doch wie der Leibhaftige selbst. Wie lange wird er denn diesmal hierbleiben?«
    »In der Küche wird erzählt, daß er sich wieder eine Braut suchen will. Hat ein Auge auf Lord Dorrings Enkelin geworfen. Seine Lordschaft will diesmal ein braves kleines Fräulein vom Land. Eine, die ihm keinen Ärger macht.«
    »Kann ich ihm nicht verdenken, mir würd’s nach so einem Teufelsweib auch nicht anders gehen.«
    »Maggie aus der Küche sagt, seine erste Frau war die Hexe, die ihn in einen Satan verwandelt hat.«
    »Da muß ich Maggie recht geben. Aber diese Miss Dorring tut mir leid. Sie ist eine gute Seele. Weißt du noch, wie sie letzten Winter mit Kräutern gekommen ist, als Ma den schlimmen Husten hatte? Ma schwört, daß ihr Miss Dorring das Leben gerettet hat.«
    »Na ja, die Miss Dorring kriegt dafür aber auch einen Grafen«, meinte der Lakai.
    »Das kann ja sein, aber das Privileg, des Satans Braut zu sein, wird sie teuer zu stehen kommen.«
    Sophy saß auf der hölzernen Bank vor Old Bess’ Hütte und wickelte behutsam das letzte Büschel getrockneten Bockshornklees in ein kleines Päckchen. Sie steckte es zu dem kleinen Bündel Kräuter, die sie sich gerade ausgesucht hatte. Ihre Vorräte an so wichtigen Dingen wie Knoblauch, Distel, Nachtschatten und Mohn waren zur Neige gegangen.
    »Das müßte die nächsten paar Monate reichen, Bess«, sagte sie, klopfte sich die Hände ab und erhob sich. Den Grasfleck auf ihrem alten blauen Reitkleid ignorierte sie einfach.
    »Sei vorsichtig, wenn du den Mohntee für Lady Dorrings Rheuma kochst«, warnte Bess sie. »Der Mohn ist heuer sehr kräftig.«
    Sophy nickte der verhutzelten alten Frau zu, die ihr soviel beigebracht hatte. »Ich werde meine Dosierung verkleinern. Wie geht’s dir denn so? Brauchst du irgend etwas?«
    »Nichts, mein Kind, ich brauche nichts.« Bess ließ zufrieden den Blick über ihre alte Kate und ihren Kräutergarten schweifen, während sie sich die Hände an ihrer Schürze abwischte. »Ich hab alles, was ich brauch.«
    »Wie immer. Du kannst dich wirklich glücklich schätzen, daß du so zufrieden mit dem Leben bist, Bess.«
    »Du wirst auch eines Tages Zufriedenheit finden, wenn du wirklich danach strebst.«
    Sophys Lächeln verblaßte. »Vielleicht. Aber zuerst muß ich noch etwas erledigen.«
    Bess’ blasse Augen waren voller Verständnis, aber ihre Miene war traurig. »Ich dachte, du hättest deine Rachegelüste überwunden, Kind. Ich dachte, du hättest sie in die Vergangenheit verbannt, wo sie hingehören.«
    »Es hat sich einiges geändert, Bess.« Sophy ging zur Ecke
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