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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung
Autoren: Amanda Quick
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Lieblingsdekokt ausgegangen.«
    »Sophy, Schatz, willst du den Antrag des Grafen wirklich ablehnen?«
    »Nein«, sagte Sophy offen. »Du brauchst also gar nicht so entsetzt dreinzuschauen. Wenn er nicht locker läßt, wird er mich schon kriegen. Aber dann nur zu meinen Bedingungen.«
    Bess’ Augen wurden ganz groß. »Ah, ich glaube, jetzt begreife ich allmählich. Du hast wieder diese Bücher über die Rechte der Frauen gelesen, stimmt’s? Sei kein Narr, Kind. Hör auf den Rat einer alten Frau. Denk ja nicht, du könntest mit Ravenwood deine Spielchen machen. Er läßt sich das nicht bieten. Lord Dorring kannst du vielleicht an der Nase herumführen, aber der Graf ist ein ganz anderer Mann.«
    »In diesem Punkt muß ich dir zustimmen, Bess. Der Graf ist tatsächlich ein ganz anderer Mann als Großvater. Aber mach dir bitte keine Sorgen um mich. Ich weiß, was ich tue.« Sophy nahm die Zügel auf und gab Dancer die Sporen.
    »Nein, Kind, dessen bin ich mir nicht so sicher«, rief ihr Bess nach. »Den Satan reizt keiner ungestraft!«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, Ravenwood wäre kein Satan?« warf ihr Sophy schnippisch über die Schulter zu, als Dancer gemächlich antrabte.
    Sie winkte Bess noch einmal zu und verschwand dann in einem Wäldchen. Sie brauchte Dancer den Weg nach Chesley Court nicht zu zeigen. Er war diesen Weg in den letzten Jahren so oft gegangen, daß er die Route über Ravenwood im Schlaf beherrschte.
    Sophy ließ Dancer die Zügel und versuchte sich den Aufruhr vorzustellen, der sie garantiert in Chesley Court erwartete.
    Ihre Großeltern würden sicher außer sich sein. Lady Dorring hatte sich heute morgen ins Bett zurückgezogen, bewaffnet mit Riechsalz und diversen Tränklein. Lord Dorring, der gezwungen gewesen war, Ravenwood allein gegenüberzutreten, würde sich inzwischen wohl mit einer Flasche Wein getröstet haben. Die kleine Dienerschaft war sicher auch niedergeschlagen. Eine gute Partie für Sophy wäre in aller Interesse gewesen. Ohne einen respektablen Ehevertrag, der die Schatztruhen der Familie füllen würde, bestand nur wenig Hoffnung auf eine Pension für die älteren Bediensteten.
    Von keinem Mitglied ihres Haushalts konnte Sophy Verständnis für ihre strikte Ablehnung des Antrags erhoffen. Nun, mal abgesehen von allen Gerüchten, dem Klatsch und den Schauergeschichten über ihn - der Mann war schließlich und endlich ein Graf - und noch dazu ein sehr mächtiger und reicher. Ihm gehörten fast die gesamten umliegenden Ländereien hier in Hampshire und auch noch zwei kleinere Güter in benachbarten Grafschaften. Außerdem hatte er ein sehr elegantes Haus in London.
    Was die ortsansässigen Leute anging, so verwaltete Ravenwood sein Land sehr gut und war fair zu seinen Pächtern und dem Personal. Hier auf dem Land war das das einzig Wichtige. Diejenigen, die beim Grafen ihren Lebensunterhalt verdienten und darauf achteten, ihm nicht in die Quere zu kommen, hatten ein gutes Leben.
    Natürlich hatte Ravenwood seine Fehler, da waren sich alle einig, aber er kümmerte sich um sein Land und um die Leute, die darauf arbeiteten. Möglicherweise hatte er tatsächlich seine Frau umgebracht, aber zumindest hatte er nichts wirklich Ehrenrühriges getan, wie zum Beispiel sein ganzes Erbe in einer Londoner Spielhölle verschleudert.
    Die Leute von hier konnten ihm leicht wohlgesonnen sein, dachte Sophy. Sie sollten ihn ja auch nicht heiraten.
    Wie immer auf diesem Weg wurde Sophys Blick von den kalten, dunklen Wassern des Sees von Ravenwood angezogen, als er zwischen den Bäumen auftauchte. Kleine Eisschollen trieben auf der Oberfläche des tiefen Wassers. Der Schnee war fast weggeschmolzen, aber die winterliche Kühle schwebte noch in der Luft. Sophy erschauderte, und Dancer reagierte mit einem neugierigen Wiehern.
    Sophy beugte sich vor, um dem Pferd beschwichtigend den Hals zu klopfen, aber ihre Hand erstarrte in der Bewegung. Eine eisige Brise raschelte in den Ästen über ihr. Sophy erschauderte wieder, aber diesmal war es nicht von der Kühle des Frühlingsnachmittags. Sie richtete sich im Sattel auf, und jetzt sah sie den Mann, der auf einem pechschwarzen Hengst durch einen Hain kahler Bäume auf sie zugeritten kam. Ihr Herz klopfte schneller, wie immer wenn Ravenwood in der Nähe war.
    Wenn auch mit einiger Verspätung wurde Sophy jetzt klar, warum sie gerade dieses seltsame Gefühl gehabt hatte. Schließlich und endlich war ein Teil von ihr schon seit ihrem achtzehnten
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