Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verführung in Manhattan

Verführung in Manhattan

Titel: Verführung in Manhattan
Autoren: Louisa Christian Nora Roberts
Vom Netzwerk:
mit Teppichboden, eingelassenen Marmorwannen oder einer großen Küche mit den neuesten technischen Geräten. Er wollte nur ein Dach über dem Kopf, das nicht leckte, eine Dusche, aus der heißes Wasser floss, und einen Kühlschrank, in dem er sein Bier und einen kalten Imbiss kühl halten konnte. Zurzeit hatte er das nicht, und deshalb hatte Miss Sydney Hayward ihn heute gewiss nicht zum letzten Mal gesehen.
    Er sah auf, denn es hatte dreimal kurz geklopft, und seine Wohnungsnachbarin stürzte herein. „Na, wie ist es gelaufen?“ fragte er.
    Keely O’Brian schlug die Tür zu und tänzelte ein paar Schritte. „Ich habe die Rolle!“ jubelte sie, eilte zum Tisch und warf Mikhail die Arme um den Nacken. „Ich habe sie bekommen! Meine erste Fernsehrolle!“ Sie gab ihm einen schmatzenden Kuss auf die Wange.
    „Habe ich doch gesagt.“ Freundschaftlich zerzauste Mikhail Keelys kurzes, strohblondes Haar. „Hol dir ein Bier, das muss gefeiert werden.“
    „Oh Mik!“ Keely ging zu dem winzigen Kühlschrank. Sie trug neongrüne Shorts, die ihre langen schlanken Beine gut zur Geltung brachten. „Ich war so nervös, dass ich vor dem Probesprechen einen Schluckauf bekam und literweise Wasser trinken musste. Trotzdem habe ich die Rolle bekommen. Eine ganze Woche filmen! Natürlich ist es keine großartige Sache, aber ich werde erst im dritten Akt ermordet.“ Sie trank einen Schluck und stieß plötzlich einen grauenhaften Schrei aus. „Das muss ich tun, wenn der Serienmörder mich in der Allee in die Enge treibt. Ich glaube, mein Schrei hat den Ausschlag gegeben.“
    „Zweifellos.“ Wie immer belustigte ihn ihre rasche, nervöse Sprechweise. Keely war dreiundzwanzig, besaß einen reizvollen Körper, lebhafte grüne Augen undein Herz, das so weit wie der Grand Canyon war. Hätte Mikhail sich nicht wie ihr großer Bruder gefühlt, hätte er längst versucht, sie in sein Bett zu locken.
    Keely trank einen weiteren Schluck Bier. „He, möchtest du etwas Chinesisches essen oder eine Pizza? Ich hab eine gefrorene Pizza da, aber mein Herd streikt mal wieder.“
    Seine Augen blitzten. „Ich war heute bei Hayward.“
    „Persönlich? Von Angesicht zu Angesicht?“
    „Ja.“ Er legte sein Schnitzwerkzeug hin.
    Keely war tief beeindruckt und setzte sich auf die Fensterbank. „Toll. Wie ist er?“
    „Er ist tot.“
    Sie verschluckte sich, sah ihn mit großen Augen an und klopfte sich auf die Brust. „Tot? Du hast ihn doch nicht …“
    „Umgebracht?“ Diesmal lächelte Mikhail. Keelys Sinn für Dramatik machte ihm jedes Mal Spaß. „Nein, das habe ich nicht. Aber ich hätte gern der neuen Hayward – seiner Enkelin – den Hals umgedreht.“
    „Unsere neue Vermieterin ist eine Frau? Wie ist sie?“
    „Sehr hübsch – und eiskalt.“ Er runzelte die Stirn und strich erneut mit der Fingerspitze über die Holzmaserung. „Sie hat rotes Haar und porzellanweiße Haut. Ihre Augen sind so blau wie Eisblumen. Undwenn sie spricht, bilden sich Eiszapfen an ihren Lippen.“
    Keely verzog das Gesicht und trank einen Schluck. „Reiche Leute können es sich leisten, eiskalt zu sein“, erklärte sie.
    „Ich habe ihr gesagt, sie hätte zwei Tage Zeit. Anschließend würde ich die Bauaufsichtsbehörde verständigen.“
    Diesmal lächelte Keely. So sehr sie Mikhail bewunderte, er war ziemlich naiv. „Na, dann viel Glück. Vielleicht sollten wir lieber Mrs. Bayfolds Vorschlag aufgreifen und die Miete nicht mehr bezahlen. Dann riskieren wir zwar eine Kündigung, aber … He!“ Sie lehnte sich aus dem offenen Fenster. „Sieh dir mal diesen Wagen an. Es muss ein Lincoln sein. Mit Chauffeur. Und jetzt steigt eine Dame aus.“ Fasziniert holte sie tief Luft. „Eine Karrierefrau wie aus dem Bilderbuch.“ Lächelnd blickte sie über die Schulter zu Mikhail zurück. „Ich glaube, deine Eisprinzessin sucht die Slums auf.“
    Aufmerksam betrachtete Sydney das Gebäude. Eigentlich ist es ganz hübsch, dachte sie. Es gleicht einer alten Frau, die sich ihre Würde und einen Schimmer ihrer jugendlichen Schönheit bewahrt hat. Der rote Backstein war zu einem sanften Rosa verblasst und hier und da von Ruß und Abgasen geschwärzt. Die Stuckornamente waren gerissen, und die Farbe an den Fensternblätterte ab, aber das ließ sich leicht ausbessern. Sie zog einen Block hervor und machte sich Notizen.
    Sie bemerkte die Männer, die auf der offenen Veranda saßen und ihr zusahen, beachtete sie aber nicht weiter. Die Gegend ist furchtbar laut,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher