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Verführung in Manhattan

Verführung in Manhattan

Titel: Verführung in Manhattan
Autoren: Louisa Christian Nora Roberts
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„Richten Sie in Zukunft bitte Ihre Korrespondenz direkt an mich“, antwortete sie und faltete die Hände auf dem Schreibtisch. „Wie Ihnen wohl bekannt ist, zieht Hayward Enterprises mehrere Firmen in Erwägung.“
    „Weshalb?“
    Sydney bemühte sich, nicht zu zeigen, dass sie sich über die Unterbrechung ärgerte. „Wie bitte?“
    „Wozu ziehen Sie mehrere Firmen in Erwägung?“
    Nervös trommelte sie mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. „Was für eine Stellung nehmen Sie ein, Mr. Stanislaski?“
    „Stellung?“
    „Ja, als was arbeiten Sie?“
    Er lächelte über ihre Ungeduld. Seine Zähne waren sehr weiß, allerdings saßen sie nicht ganz gerade. „Sie meinen, was ich tue? Ich arbeite mit Holz.“
    „Sind Sie Tischler?“
    „Gelegentlich.“
    „Gelegentlich“, wiederholte sie und lehnte sich zu rück. „Dann können Sie mir vielleicht verraten, weshalb Howington Construction mir einen Gelegenheitsarbeiter als Gesprächspartner geschickt hat. Ich habe einen Mitarbeiter aus der Führungsetage erwartet.“
    Im Raum duftete es nach Zitrone und Rosmarin. Stanislaski war es warm, und er hatte Durst. „Das könnte ich sicher – wenn man mich geschickt hätte“, antwortete er ungeduldig.
    Es dauerte einen Moment, bis Sydney begriff. „Sie kommen nicht von Howington?“
    „Nein. Ich bin Mikhail Stanislaski und wohne in einem Ihrer Häuser. Falls Sie Howington mit der Renovierung beauftragen wollen, würde ich es mir an Ihrer Stelle gut überlegen. Ich habe einmal für die Firma gearbeitet. Die Leute waren mir nicht korrekt genug.“
    „Entschuldigen Sie bitte einen Moment.“ Verärgert drückte sie auf die Sprechtaste. „Janine, hat Mr. Stanislaski gesagt, er käme im Auftrag von Howington?“
    „Oh nein, Ma’am. Er wollte Sie nur sprechen. Howington hat vor etwa zehn Minuten angerufen und um Verschiebung seines Termins gebeten. Wenn Sie …“
    „Schon gut.“ Sydney lehnte sich wieder zurück und betrachtete den Mann näher, der sie freundlich anlächelte. „Offensichtlich bin ich einem Missverständnis aufgesessen.“
    „Sie meinen, dass Sie sich geirrt haben. Das stimmt. Ich bin hier, um mit Ihnen über Ihr Apartmenthaus in Soho zu reden.“
    „Kommen Sie wegen einer Mieterbeschwerde?“
    „Ich komme wegen vieler Mieterbeschwerden“, verbesserte er sie.
    „Ihnen ist hoffentlich klar, dass es für solche Fälle gewisse Verfahrensweisen gibt.“
    Mikhail zog eine Augenbraue in die Höhe. „Das Haus gehört Ihnen doch, oder?“
    „Ja, aber …“
    „Dann tragen Sie auch die Verantwortung dafür.“
    Sydney stand auf. „Ich bin mir meiner Verantwortung durchaus bewusst, Mr. Stanislaski. Und jetzt …“
    Er stand ebenfalls auf, rührte sich aber nicht von der Stelle. „Ihr Großvater hatte uns einige Verbesserungen versprochen. Wenn Sie sein Andenken in Ehren halten wollen, müssen Sie sie einlösen.“
    „Ich muss vor allem die Firma leiten“, antwortete sie kühl. Und ich versuche verzweifelt zu lernen, wie man das macht, fügte sie stumm hinzu. „Sagen Sie den anderen Mietern, dass Hayward Enterprises sich in Kürze mit einem Bauunternehmen in Verbindung setzen wird. Uns ist bekannt, dass zahlreiche Gebäude dringend renoviert werden müssen. Die Wohnungen in Soho kommen ebenfalls an die Reihe.“
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Breitbeinig blieb er stehen und erklärte im selben Ton wie zuvor: „Wir sind es leid, ständig zu warten, sondern verlangen, dass die Zusagen endlich eingehalten werden.“
    „Schicken Sie mir bitte eine Liste mit Ihren Forderungen.“
    „Das haben wir bereits getan.“
    Sydney presste die Zähne zusammen. „Ich werde mir die Akten heute Abend ansehen.“
    „Akten sind leblos. Sie, Miss Hayward, kassieren jeden Monat die Miete, aber Sie denken nicht an die Menschen, die sie zahlen müssen.“ Er stemmte die Hände auf den Schreibtisch und beugte sich vor. Er roch nach Sägespänen und Schweiß, eine Mischung, die Sydney seltsam anziehend fand. „Haben Sie das Gebäude oder die Leute, die darin leben, je gesehen?“
    „Ich kenne die Unterlagen.“
    „Unterlagen!“ Er schimpfte in einer Sprache, die sie nicht verstand, war aber sicher, dass es sich um einen Fluch handelte. „Sie haben Ihre Wirtschaftsprüfer und Ihre Rechtsanwälte. Sie sitzen in einem hübschen Büro und sehen die Akten durch.“ Er machte eine abwehrende Bewegung. „Aber Sie haben keine Ahnung. Sie frieren ja nicht, weil die Heizung streikt, und Sie
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