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Verfuehrung auf Probe

Verfuehrung auf Probe

Titel: Verfuehrung auf Probe
Autoren: Natalie Nimou
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ich kurz unter die Dusche“, sage ich rein rhetorisch und verschwinde.
    Das Bad ist einfach ausgestattet, aber die Dusche funktioniert einwandfrei und sie tut gut. Während das dampfende Wasser auf mich hinabprasselt, löse ich Haarklemmen und Flechten. Das Ei-Shampoo wird aus meinem Haar vermutlich einen Haufen Stroh machen, aber hier gibt es nur diese eine Sorte. Waschen muss ich mich mit einem altmodischen Klumpen Seife, Duftrichtung Sauber . Dennoch fühle ich mich frisch und gewappnet, als ich mir aus dem Kleiderschrank, der diese unglaublichen Wollklamotten enthält, ein paar nicht ganz so schlimme Stücke zusammensuche. In einer dicken, roten Wollstrumpfhose mit Zopfmuster und einem riesigen, beigefarbenen Rollkragenpullover, ebenfalls mit Zopfmuster, und zwei nicht wirklich flauschigen Handtüchern auf dem Kopf tauche ich schließlich in der Küche auf, bereit, sämtlichen Herausforderungen des Tages die Stirn zu bieten.
    Eric sitzt am Tisch, in brauner Kniebundhose aus Cordstoff, die mir vorhin gar nicht aufgefallen war. Unten gucken muskulöse, in Zopfkniestrümpfe und Filzpartoffeln gekleidete Beine raus. Obenherum beeindruckt mich ein kratzig aussehender, braun-beige melierter Strickpullover, aus dessen Bund ein karierter Hemdskragen heraussteht. John-Boy-Style. Ich muss lachen, ich kann nichts dagegen tun.
    „Du siehst auch sehr süß aus“, grinst Eric auf seine gemeine, schiefe Art, und ich bin kurz davor, alle meine aufgefrischten Vorsätze über Bord zu werfen. Doch ich atme tief durch, setze mich und falle über die knusprigen, warmen Brötchen her. Dazu gibt es nach nichts schmeckenden norwegischen Kuhkäse, Blutwurst und Holundergelee. Und weißen und lila Fischsalat.
    „Die Brötchen und der Holundergelee sind absolut köstlich“, verkünde ich artig , nachdem ich das ungewohnte Angebot getestet habe. „Danke für das Frühstück.“
    „Nichts zu danken“, sagt Eric freundlich wie immer. „An die übrigen Lebensmittel gewöhnt man sich nach einer Weile.“
    „ Ich meine gehört zu haben, dass die Wickinger ausgestorben sind.“
    Eric lacht leise und behauptet, dass das Ende der Wickinger-Ära nichts mit der Ernährung zu tun hatte.
    Ich sehe zum Küchenfenster hinaus, in dem eine halbhohe handgearbeitete Scheibengardine hängt und an dessen Scheiben sich wunderhübsche Eisblumen gebildet haben. Diese Umgebung ist so dermaßen romantisch, dass es eine Schande, ist, dass ich nicht auf Erics Schoß sitzen darf, während wir uns gegenseitig Stücke von dieser Blutwurst in den Mund stecken. Eric hat nämlich recht: Nach drei Stücken gewöhnt man sich an den Geschmack und das pelzige Gefühl im Mund. Ab da schmeckt die rote Wurst, in der es vor Speckklumpen nur so wimmelt, gar nicht mal schlecht.
    „Wie stehst du eigentlich zu Gabriel?“, fragt er unvermittelt.
    Ich zucke zusammen, aus Überraschung und weil ich nicht weiß, worauf die Frage hinausläuft.
    „Was meinst du?“, frage ich zurück und bin gleichermaßen überrascht und stolz über meine diplomatische, höchst professionelle Rückfrage.
    „Ist die Frage zu privat?“
    „Dann hätte ich gesagt: Stopp, Eric, das ist privat.“
    „ Gabriel steht auf dich.“
    Ich beiße wortlos von meinem Holundergeleebrötchen ab. Lecker.
    „Gabriel hat vorhin hier angerufen , Nicolette.“
    Ich weiß.
    „Er wollte auf den Busch klopfen, Nicolette.“
    Nicolette, Nicolette. Auch der Milchcafé schmeckt ganz passabel, obwohl ich an dem Glas mit den löslichen Cafébröseln sehe, wie er hergestellt wurde. Sag einfach, was du willst, Eric. Ich sehe meinem Gegenüber abwartend in die Augen, kaue und schlucke.
    „Interessiert dich denn gar nicht, was Gabriel wollte?“ Eric klingt jetzt sogar ein wenig ärgerlich.
    Mich interessiert, wie du zu letzter Nacht stehst, denke ich. Vielleicht hört er ja meine Gedanken.
    Hört er nicht. Er steht auf und räumt den Tisch ab. „Lass uns aufbrechen.“ Plötzlich ist er wieder der gut gelaunte Typ, in den ich mich, wie ich inzwischen weiß, auf den ersten Blick verliebt habe.
    „Ich fahr e nicht Ski“, rufe ich ihm hinterher.
    „Wir können auch Langlauf machen. Nur wenige Meter von hier führt eine Loipe vorbei.“
    „Keine Skier . Ganz gleich in welcher Form.“
    „Okay. Ich habe eine andere Idee. Aber du brauchst trotzdem warme Klamotten“, ruft er aus dem unteren Stockwerk hoch. „Komm endlich, Nicolette. Ich bin dein Boss.“
    Da hat er recht. Und wenn wir nicht Skilaufen, soll es mir
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