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Verfuehrung auf Probe

Verfuehrung auf Probe

Titel: Verfuehrung auf Probe
Autoren: Natalie Nimou
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im Schnee stehen. Er klopft die Wände unseres Schneelochs platt und springt geschickt aus dem Loch heraus.
    „Du willst mich doch wohl nicht etwa allein hier zurücklassen?“ Also, ich komme auf Ideen …
    „Fang“, lacht er mir von oben her zu und wirft mir aus dem Korb heraus eine Tupperdose zu, die ich überraschenderweise auffange. Dann wirft er Holzscheite in unterschiedlichen Größen in unser Loch, eine zusammengefaltete, silberne Folie und springt schließlich selbst wieder zurück, wo er in der Mitte des Lochs noch ein kleines Loch buddelt. Wenige Minuten darauf sitzen wir Seite an Seite auf der silbernen Folie, um ein kleines Lagerfeuer herum und halten lange Stecken, auf die wir Bratwürste gespießt haben, über das Feuer.
    So etwas habe ich noch nie erlebt. Alle meine trüben Gedanken haben sich in Luft aufgelöst. Das ist ein Abenteuer, ein romantisc hes noch dazu. Und auch Eric hat die melancholische Stimmung hinter sich gelassen.
    „Als Kinder haben wir das dauernd gemacht“, plappert Eric munter drauflos. „Mit dir macht es ebenfalls Spaß. Du bist ein toller Begleiter.“
    „Begleiterin“, murmele ich verlegen.
    Plötzlich sieht er mich an. „Du hast Schnee am Auge“, brummelt er und streicht mir mit seinem dicken Fäustling über die Wimpern. Und dann drückt er mir einen Kuss auf die Nasenspitze. Bevor ich mich meinem Schrecken hingeben kann, wischt er mit der trockenen Innenseite seines Fäustlings darüber. „Bei diesen Temperaturen darf nichts nass werden“, erklärt er, „sonst gibt es Erfrierungen. Die sind genauso schlimm wie Verbrennungen. Wir wollen doch nicht, dass du am Ende aussiehst wie ich, hmh?“
    Sprachlos lasse ich diese Zärtlichkeiten zu. Flirtet Eric etwa mit mir?
    Er zieht die silberne Folie, auf der wir sitzen, hinter unserem Rücken hoch. Sie ist groß wie eine Wolldecke und er befestigt sie, indem er einen Arm um meine Schultern legt und mich zu sich heranzieht.
    So sitzen wir eine Weile da, eng aneinander gelehnt, die Augen abwechselnd auf die wunderschöne vor uns liegende Landschaft, das Feuer und die sich langsam bräunenden Würstchen gerichtet, als nur wenige Meter vor uns auch noch ein Reh durch den Schnee springt.
    „So viel Romantik halte ich nicht aus“, stöhne ich. „Küss mich, Eric, damit es perfekt ist.“
    Soviel zu meiner Professionalität.
    Zum Glück bleibt Eric hart. „Lass uns essen. Die Würstchen sind fertig.“
    Viel Zeit lassen wir u ns dann aber doch nicht beim Essen, obwohl die Würste so köstlich schmecken wie sie duften. Wir kauen um die Wette. Natürlich ist Eric viel schneller fertig als ich und packt schon die Tupperdose und die Folie in den Korb, bevor er mich aus dem verblüffend warmen Schneeloch zurück in die Kälte zieht. Zum Abschied löschen wir das Feuer mit Schnee.
    Wenn ich geglaubt hatte, dass jetzt ein gemütlicher Abstieg beginnt, so sehe ich mich getäuscht. Eric fasst mich an der Hand und zieht mich ein Stück den Weg hinunter, bevor er mich durch ein kleines Wäldchen treibt. Auf einer Lichtung hält er an. Ich keuche von der Anstrengung und beobachte, wie Eric den Korb in den Schnee knallt und mit einer Kordel, die er aus seiner Jacke zieht, am Schlitten befestigt.
    Bevor ich bemerke, dass wir uns sehr weit oben an einem verdammt steilen Abhang befinden, von dem aus man Erics rotes Holzhaus sehen kann, befiehlt er mir, mich zu setzen und die Füße auf die Kufen zu stellen. Und ich Idiot gehorche ihm auch noch. Noch schneller als ich sitze, schiebt Eric den Schlitten an, springt darauf, als er genügend Tempo aufgenommen hat, und umschlingt meine dick gepolsterte Taille. Ich kralle mich an den gebogenen Kufen fest und kreische ganz Norwegen zusammen. Wenn hier irgendwo ein Elch oder ein Wolf oder ein Bär lauert, dann macht er spätestens jetzt, dass er davonkommt. Das hoffe ich zumindest, während mir der eisige Fahrtwind ins Gesicht weht und der Schnee links und rechts zu unseren Füßen emporstiebt.
    Mit atemberaubender Geschwindigke it rasen wir den Berg hinunter.
    Während ich vor Entsetzen brülle, dass wir sterben werden, lacht Eric lauthals und schreit dauernd: „ Juchu!“
    „Das kannst du nicht mit mir machen“, kreische ich.
    „Ich tu es bereits“, schreit Eric zurück.
    Das rote Holzhaus kommt immer näher. Wir rasen direkt darauf zu. Wir werden dagegen knallen und wie zwei Weckmänner an der Wand kleben. Nach einer Weile werden wir abfallen. Und wenn wir nicht gestorben sind, werden wir
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