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Keiner kuesst so heiß wie du

Keiner kuesst so heiß wie du

Titel: Keiner kuesst so heiß wie du
Autoren: Jennifer Lewis
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1. KAPITEL
    „Etwas Gutes hat die ganze Sache ja.“ Wütend knallte RJ Kincaid sein Handy auf den Konferenztisch.
    „Und das wäre?“ Brooke Nichols blickte ihren Boss fragend an, denn wirklich optimistisch sah er nicht aus.
    „Wenigstens haben wir’s jetzt schwarz auf weiß, dass es nicht noch schlimmer kommen kann.“ Mit funkelnden Augen lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück. Die anderen Mitarbeiter saßen reglos auf ihren Plätzen und starrten betreten vor sich hin. „Die Anrufe beim Staatsanwalt, bei der Polizei, den Behörden und dem Senator – alles für die Katz’.“
    Nervös sprang er auf und begann, im Raum umherzulaufen. „Die Kincaid-Familie steht unter Beschuss und wird von allen Seiten angegriffen.“ So, wie er dort stand, groß, schlank, schwarzhaarig, charismatisch und mit wachen blauen Augen, wirkte RJ wie ein entschlossener Feldherr kurz vor Beginn der Schlacht. „Und meine Mutter Elizabeth Winthrop Kincaid, eine der angesehensten Frauen hier in Charleston, sitzt wie eine gemeine Verbrecherin hinter Gittern.“
    Bei den Flüchen, die er ausstieß, zuckte Brooke zusammen. Seit fünf Jahren arbeitete sie nun für RJ, aber so wütend hatte sie ihn noch nie erlebt. Eigentlich war er einer der angenehmsten Menschen, den man sich vorstellen konnte. Jemand, der sich niemals aus der Ruhe bringen ließ und eine bewundernswerte Gelassenheit an den Tag legte.
    Jedenfalls war er so gewesen, bevor sein Vater umgebracht worden war. Und bevor er zu der bitteren Erkenntnis gelangen musste, dass sein gesamtes Leben auf einer Lüge fußte.
    Er wandte sich zu seinem Bruder Matthew. „Du betreust doch unsere neuen Geschäftsverbindungen – oder sollte ich besser fragen, ob es die überhaupt gibt?“
    Matthew holte tief Luft. Beide kannten die Antwort. Selbst ihre ältesten und treuesten Kunden hatten nach dem Skandal um die Ermordung seines Vaters ihre Aufträge zurückgezogen. „Es gibt den Vertrag mit Larrimore.“
    „Ach ja, richtig. Ein neuer Auftrag, an den wir unsere ganzen Hoffnungen hängen können. Greg, wie steht’s mit den Finanzen?“ Als RJ auf den Chef der Buchhaltung zuging, befürchtete Brooke einen Moment lang, er wollte den armen Kerl erwürgen.
    Der freundliche und unscheinbare Mann rutschte tiefer in den Stuhl. „Nun ja, durch die neuen Herausforderungen …“
    „Herausforderungen!“, fiel RJ ihm zynisch ins Wort und hob dramatisch die Arme. „So kann man das Ganze natürlich auch betrachten. Denn eine Herausforderung birgt immerhin Wachstumsmöglichkeiten. Neue Chancen. Hoffnungen.“
    Er drehte sich um und begann wieder, unruhig umherzulaufen. Jeder der Anwesenden saß kerzengerade auf seinem Stuhl und betete vermutlich insgeheim, nicht das nächste Opfer eines Wutanfalls zu werden.
    „Ich für meinen Teil sehe hier nur ein Unternehmen, das dabei ist, den Bach runterzugehen.“ RJ fuhr sich mit einer Hand durch das volle schwarze Haar. Die markanten Gesichtszüge wirkten äußerst angespannt. „Doch Sie sitzen hier in aller Seelenruhe herum und machen sich brav Notizen. Herrgott, lassen Sie sich gefälligst etwas einfallen. Tun Sie etwas!“
    Keiner der Anwesenden bewegte sich auch nur einen Millimeter. Schließlich stand Brooke auf, weil sie es nicht länger aushielt. „Hm …“ Sie musste unbedingt dafür sorgen, dass er schleunigst den Raum verließ. Er benahm sich wirklich wie ein Idiot, und falls er nicht aufhörte, würde er sich noch um Kopf und Kragen reden und dem Ansehen der Firma schaden.
    „Ja, Brooke?“ Er wandte sich zu ihr und sah sie mit hochgezogenen Brauen an. Als ihre Blicke sich trafen, wurde ihr plötzlich heiß und kalt.
    „Kann ich Sie kurz unter vier Augen sprechen?“ Sie nahm ihren Laptop und ging mit klopfendem Herzen zur Tür. Mochte er sie ihretwegen feuern, aber sie würde ihren Job tun und dafür sorgen, dass er seine ohnehin schon gestressten Mitarbeiter nicht noch weiter beschimpfte.
    „Ich bin sicher, das kann warten.“ Düster blickte er wieder auf die Anwesenden.
    „Nur einen Moment. Bitte.“ In der Hoffnung, dass er ihr folgen würde, ging sie einfach zur Tür.
    „Offenbar findet meine Assistentin es wichtiger, Privatgespräche zu führen, als sich den Kopf über die dramatische Situation der Kincaid Group oder den Haftbefehl gegen meine Mutter zu zerbrechen. Was soll’s, der Tag neigt sich seinem Ende entgegen, und Sie alle haben sicherlich noch anderes zu tun. Das Meeting ist hiermit offiziell beendet.“
    RJ ging zur
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