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Verfuehrt, Verlobt - Verraten

Verfuehrt, Verlobt - Verraten

Titel: Verfuehrt, Verlobt - Verraten
Autoren: Cathy Williams
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von ihm, wollte alles Positive aus ihm herauslocken. Doch sie biss sich auf die Zunge und sagte kein Wort, dachte an die vorausgeplante Entfremdung und vermisste die Freundschaft und das gemeinsame Lachen schon jetzt. Und alles andere mit ihm, das ihr so wichtig war.
    Das leise Klicken des Türschlosses ließ sie wissen, dass Giancarlo gegangen war, und die Wohnung kam ihr plötzlich leer und kalt vor.
    Caroline glaubte nicht, dass sie schlafen könnte, wenn dieser Tumult in ihr tobte, doch irgendwann döste sie nach endlosem Wälzen und Drehen ein, um beim ersten grauen Morgenlicht aufzuwachen. Es dauerte, bevor sie registrierte, dass die Bettseite neben ihr leer war. Giancarlo war nicht da. Die Szenen des gestrigen Abends fielen ihr wieder ein, liefen ab wie ein Film, und sie war der Zuschauer, der das Ende kannte – und es hasste.
    Der Chauffeur, den Giancarlo beordert hatte, kam pünktlich um neun. Caroline wartete bereits mit gepackten Koffern. Bis zum letzten Moment hatte sie darauf gehofft, dass Giancarlo auftauchen würde – einen Strauß roter Rosen in der einen, ein kleines samtenes Kästchen mit einem Ring in der anderen Hand. Jetzt fühlte sie sich peinlich berührt und schuldig, dass sie sich einer derart lächerlichen Fantasie ergeben hatte.
    Dafür wurde sie während des Hubschrauberfluges von einem anderen imaginären Szenario heimgesucht – Giancarlo, der das Apartment verlassen hatte, um sich in die Arme einer anderen Frau zu flüchten.
    Würde er so etwas tun? Sie wusste es nicht. Aber was wusste sie überhaupt von ihm? Sie hätte schwören mögen, dass sie den wahren Giancarlo kannte, doch das hatte sie sich nur eingeredet. Sie hatte in einem Luftschloss gelebt. Der Giancarlo, den sie kannte, war nicht derselbe, der mit Top-Models ausging, die keine tiefschürfenden Gespräche suchten und gut an seinem Arm aussahen.
    Die Leere wollte sie verschlingen, als das Haus an der Küste in Sicht kam. Was Giancarlo und sie gehabt hatten, war vorbei. Der Gedanke bedrückte sie so sehr, dass sie kaum überlegt hatte, was sie Alberto sagen sollte. Als Caroline jetzt aus dem Taxi stieg, das sie vom Heliport zum Haus brachte, wurde ihr dies mit einem Schlag bewusst. Sie hatten das Haus als glückliches Paar verlassen. Wie sollte man Alberto beibringen, dass sich innerhalb weniger Stunden alles in Luft aufgelöst hatte?
    Die Aussicht, sich wieder in Lügen und Halbwahrheiten zu verstricken, wollte sie schier erdrücken. Doch bevor sie noch den Schlüssel, den Giancarlo ihr überlassen hatte, ins Schloss schieben konnte, wurde die Tür auch schon aufgezogen, und sie stand vor einem verdutzten Alberto.
    Caroline lächelte schwach, als er an ihr vorbei Ausschau nach Giancarlo hielt. „Was machst du hier? Solltest du nicht in Mailand sein und mit deiner Kamera den Dom und die Piazzas unsicher machen und den normalen Einwohnern vor die Füße laufen?“ Mit einer tiefen Falte auf der Stirn musterte er sie. „Gibt es etwas, das du mir sagen möchtest?“ Er trat von der Tür ab und ließ Caroline ein. „Ich wollte eigentlich gerade einen kleinen Spaziergang machen und mir eine Verschnaufpause von der Schreckschraube gönnen, doch so, wie du aussiehst, müssen wir reden …“
    Zum dritten Mal sah Giancarlo auf seine Armbanduhr. Was Meetings anbelangte, war er normalerweise hart gesotten, dieses hier schlug dem Fass jedoch den Boden aus. Seit heute Morgen halb acht saßen sie nun hier, und inzwischen war es vier Uhr nachmittags. Der schwarze Kaffee floss in Strömen, sie hatten wirklich viel durchzugehen.
    Nur leider war er mit seinen Gedanken ganz woanders – bei der Frau, die er gestern Abend zurückgelassen hatte.
    Bei der Erinnerung erschien eine tiefe Falte auf seiner Stirn. Abwesend tippte er mit seinem Kuli auf den Konferenztisch und merkte plötzlich, dass alle Augen auf ihm ruhten. Man ging davon aus, dass er etwas Wichtiges zu sagen hatte. Das war die Art ehrfürchtiger Respekt, den er sich erarbeitet hatte und an den er gewöhnt war. Jetzt allerdings empfand er es nur als irritierend. Hatte denn keiner von diesen Leuten einen eigenen Kopf? Gab es auch nur einen unter ihnen, der es wagen würde, ihm zu widersprechen? Brauchte er wirklich nur mit dem Kuli zu spielen, und alle verfielen mit offenem Mund in Schweigen?
    Er schob die Unterlagen vor sich auf den Tisch und stand auf. Prompt erhoben sich die anderen ebenfalls halb und setzten sich dann wieder.
    Ein Tag Entscheidungslosigkeit, die Gedanken
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