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Verfuehrt, Verlobt - Verraten

Verfuehrt, Verlobt - Verraten

Titel: Verfuehrt, Verlobt - Verraten
Autoren: Cathy Williams
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bestätigt, als sie das hypermoderne, klimatisierte Foyer betrat. Von außen mochte das Haus wie aus dem Mittelalter wirken, hier drinnen hatte eindeutig das einundzwanzigste Jahrhundert Einzug gehalten. Nur die antiken Marmorfliesen und die alten Meister an der Wand ließen Rückschlüsse auf das Alter des Gebäudes zu.
    Natürlich wurde sie nicht erwartet. Alberto hatte betont, dass das Überraschungsmoment unerlässlich sei: „Sonst wird er dich nicht empfangen, dessen bin ich sicher.“
    So dauerte es über eine halbe Stunde Überzeugungsarbeit, bevor die elegante Empfangssekretärin, die sich wie ein Wachhund hinter ihrem Schalter postierte, sie überhaupt anmeldete.
    Und noch immer musste sie warten.
    Drei Stockwerke höher saß Giancarlo gerade in einer Konferenz mit drei Finanziers, als seine Sekretärin an seine Seite trat und ihm etwas ins Ohr flüsterte, das seine dunklen Augen kalt und hart werden ließ.
    „Und das ist kein Missverständnis?“, hakte er grimmig nach. Aber Elena Carli machte nur selten Fehler, deshalb arbeitete sie ja auch schon seit über fünf Jahren für ihn. Die Frau war geradezu atemberaubend effizient. Gab man ihr eine Anweisung, konnte man davon ausgehen, dass diese erledigt wurde.
    Als Elena stumm den Kopf schüttelte, stand er auf und löste die Sitzung mit einer – nicht zu ehrerbietigen – Entschuldigung auf. Diese Finanzleute brauchten ihn mehr, als er sie brauchte. Sobald die Männer den Raum verlassen hatten, stellte er sich ans Fenster und sah auf den von einer Mauer umschlossenen Garten hinter dem Haus hinunter.
    Die Vergangenheit, die er glaubte, ein für alle Mal hinter sich gelassen zu haben, holte ihn also wieder ein. Die Vernunft riet ihm, sich nicht darauf einzulassen. Doch seine Neugier war geweckt. In diesem Leben mit unermesslichem Reichtum und riesigem Einfluss war Neugier ein seltenes Phänomen geworden.
    Giancarlo de Vito hatte sich mit glühendem Ehrgeiz und skrupellosem Einsatz zu der Position hochgearbeitet, an der er jetzt war. Ihm war gar keine andere Wahl geblieben. Seine Mutter hatte versorgt werden müssen, und nach einer Reihe von unglücklichen Beziehungen war er der Einzige, der ihr geblieben war. Er hatte das Studium als Bester seines Jahrgangs abgeschlossen und sich in die Welt der Hochfinanz gestürzt. Es hatte nicht allzu lange gedauert, bevor sich ihm alle Türen öffneten. Drei Jahre nach dem Examen konnte er sich seinen Arbeitgeber aussuchen. Nach fünf Jahren war er selbst zum Arbeitgeber geworden. Und inzwischen, mit knapp über dreißig, stand er als Self-Made-Milliardär mit immer breiter gestreuten Investitionen in dem Ruf, praktisch unantastbar zu sein.
    Seine Mutter hatte nur den Anfang seines Erfolgsweges miterlebt, war sie doch vor sechs Jahren gestorben. Auf charakteristische Art, könnte man behaupten – zusammen mit ihrem jungen Lover in dessen Sportwagen. Giancarlos Ansicht nach war sie das Opfer eines komplett schiefgelaufenen Lebens. Des Öfteren sagte er sich, dass er als einziges Kind mehr Trauer empfinden sollte, doch seine Mutter war eine temperamentvolle, schwierige Frau und nicht leicht zufriedenzustellen gewesen. Sie hatte es geliebt, das Geld mit vollen Händen auszugeben. Er hatte mit ansehen müssen, wie sie von Lover zu Lover gewandert war, und so geschmacklos er das auch fand, nie hatte er ein Wort der Kritik verlauten lassen. Schließlich hatte sie genug durchgemacht.
    Giancarlo schüttelte sich leicht, voller Ungeduld über sich selbst. Es war mehr als ungewöhnlich für ihn, sich in Erinnerungen zu verlieren. Der Grund für seinen Verlust an Selbstkontrolle lag allein bei der Frau, die unten im Foyer darauf wartete, ihn sprechen zu können. Er rief seine Gedanken zur Ordnung und gab beim Empfang Bescheid, dass man sie hinaufschicken solle.
    „Sie können jetzt nach oben gehen.“ Die Empfangsdame sah zu Caroline hin, die gut und gerne noch für Stunden in der kühlen Halle hätte sitzen können. „Signora Carli wird Sie am Lift in Empfang nehmen und Sie zu Signore de Vitos Büro geleiten. Wenn Sie möchten, können Sie Ihren … Koffer hier stehen lassen.“
    Dem Zögern nach zu urteilen war es das Letzte, was die Frau wollte – dass der mitgenommen aussehende Rollkoffer die elegante Empfangshalle verschandelte. Und Caroline brauchte ihn auch.
    Jetzt, da der große Augenblick gekommen war, empfand sie doch so etwas wie Nervosität. Sie wollte nicht ohne Erfolgsmeldung in die Villa am See zurückkehren.
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