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Verführerisches Feuer

Verführerisches Feuer

Titel: Verführerisches Feuer
Autoren: PENNY JORDAN
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war es natürlich lachhaft anzunehmen, mit diesem Mann hier könnte sie irgendetwas verbinden, nur weil sie beide in ihrer Kindheit vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht hatten.
    Sogar jetzt konnte sie ihre Mutter immer noch vorwurfsvoll, ja fast verzweifelt sagen hören: „Aber Liebling, Colin will sich doch nur mit dir anfreunden. Warum bist du nicht ein bisschen netter zu ihm?“ Damals hätte sie ihrer Mutter gern erklärt, wie sie sich fühlte, die Frage war nur gewesen, wie, wo sie es doch selbst nicht so genau gewusst hatte. Am Ende war eine Kluft zwischen ihnen entstanden – mit Colin, dem guten Stiefsohn, auf der einen und der undankbaren, uneinsichtigen Tochter auf der anderen Seite.
    Woran dachte sie? Falcon sah, dass sich ihre Augen verdunkelt hatten. Was immer es auch sein mochte, es hatte mit der Vergangenheit zu tun, so viel war ihm klar. In ihrem Schweigen glaubte er Hilflosigkeit mitschwingen zu spüren.
    Aber ihm ging es nicht um die Vergangenheit, sondern um die Gegenwart und die Zukunft.
    Sie musste Antonio hassen oder zumindest gehasst haben, alles andere war undenkbar. Aber ihr Kind liebte sie, das ließ sich nicht übersehen. Sie war eine liebevolle Mutter. Trotzdem hatte sie, wie er wusste, aus irgendeinem Grund das Angebot abgelehnt, mit ihrem Sohn unter dem Dach ihres Stiefbruders zu leben. Eine wirkliche Erklärung dafür hatte Colin Riley nicht liefern können, obwohl er irgendetwas von einem kleinen Zerwürfnis gemurmelt hatte, aber das reichte in Falcons Augen für eine so weitreichende Entscheidung nicht aus.
    „Sie reagiert oft sehr emotional und manchmal übertrieben“, hatte Colin erklärt. „Dabei will ich ihr doch nur helfen, aber das versteht sie nicht.“
    „Zwischen uns drei Söhnen aus der ersten Ehe unseres Vaters und Antonio gab es keine Liebe.“
    Falcons Stimme brachte Annie zurück in die Gegenwart. Obwohl er Italiener war, war sein Englisch perfekt und akzentfrei.
    „Das will ich ebenso wenig verhehlen wie die Tatsache, dass Antonio der erklärte Liebling unseres Vaters war. Außerdem kann ich Ihnen versichern, dass wir Antonios Lebensstil in keiner Wei se gutgeheißen haben.“
    Annie streifte ihn mit einem kurzen Blick. Ihr klopfte das Herz bis zum Hals, wie immer, wenn es um Antonio ging. Falcon Leopardi versuchte ihr offenbar klarzumachen, dass er und seine Brüder mit Antonio nicht in einen Topf geworfen werden wollten. Und dass zwischen seinen eigenen Moralvorstellungen und denen seines Halbbruders Welten lagen. Aber warum?
    „Und nun zu dem Grund, der mich hierher geführt hat.“
    Er fuhr erst fort, als Annie ihn wieder anschaute. Als sie sah, dass sein Blick auf Ollie ruhte, wurde ihr die Brust wieder ganz eng vor Angst.
    „Kurz vor seinem Tod erzählte Antonio unserem Vater von der Existenz eines Kindes“, fuhr Falcon schließlich fort. „Daraufhin verlangte unser Vater von uns, dass wir dieses Kind suchen sollten, aber unsere Suche blieb erfolglos. Das brachte uns dazu, anzunehmen, dass Antonio wieder einmal gelogen hatte, obwohl wir beim besten Willen nicht verstanden, warum.“
    Falcon legte wieder eine Pause ein. Annie hatte die ganze Zeit starr geradeaus geblickt, doch aus der Art, wie sie den Griff des Buggys umklammerte, glaubte er schließen zu können, dass sie extrem angespannt war.
    Ihre Leidensgeschichte war so grausam, dass sie jeden mitfühlenden Menschen mit Abscheu erfüllen musste. Tröstlich daran war nur, dass sie sich nicht erinnern konnte, was passiert war. Falcon bezweifelte keine Sekunde, dass Antonio sie vergewaltigt hatte, um sie zu demütigen und ihr eine Lektion zu erteilen. Es passte einfach zu gut zu seiner verkorksten Persönlichkeit.
    „Aber kürzlich gewann die Sache mit dem Kind neue Plausibilität, deshalb beschloss ich, der Sache nachzugehen.“
    Er war stehen geblieben und zwang Annie, dasselbe zu tun.
    „Und woher … woher wissen Sie das?“, fragte sie mühsam.
    Falcon schaute sie an. Er war ein Wahrheitssucher und fest davon überzeugt, dass die Wahrheit ein Wert an sich war.
    „Ein Freund von Antonio hat mir erzählt, was damals in Cannes passiert ist.“
    Annie wollte die Augen schließen, in dem kindlichen Wunsch, auf diese Wei se unsichtbar zu werden. Allein die Worte hören zu müssen war so demütigend, als ob man sie splitternackt auf die Straße gejagt hätte.
    „Ich weiß, dass Sie sich mit Antonio in Verbindung gesetzt haben, um ihn über die Geburt seines Sohnes zu informieren
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