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Verführerisches Feuer

Verführerisches Feuer

Titel: Verführerisches Feuer
Autoren: PENNY JORDAN
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entlassen konnten“, hatte Rocco berichtet. „Trotzdem ist er sehr gebrechlich.“
    Falcon wusste, dass er jetzt eigentlich in Sizilien sein sollte, das war er seiner Familie schuldig. Andererseits war er dem Kind, das sein Halbbruder auf so verabscheuungswürdige Art und Wei se gezeugt hatte, ebenfalls etwas schuldig. Falcon hatte Antonio nie gemocht. Dass sich die Verachtung, die er für seinen Halbbruder empfand, jedoch noch steigern ließ, hätte er sich nicht träumen lassen.
    Beim Betreten des Hotels trug er immer noch seine Sonnenbrille. Das Erste, worauf sein Blick fiel, war eine Putzfrau, die neben einem Wassereimer auf dem Boden kniete. Sie trug einen weiten ausgewaschenen blauen Overall. Das Haar hatte sie straff zurückgebunden und im Nacken irgendwie zusammengefasst. Als sie, offenbar geblendet von der Sonne, den Kopf hob und Falcon ihr in das ungeschminkte Gesicht schaute, machte sein Herz einen riesigen Satz. Gleich darauf begann es wie wild zu hämmern.
    Heiliger Himmel, das war sie! Ein Irrtum war ausgeschlossen. Er kam immerhin eben erst aus der Agentur, wo er ihr Foto gesehen hatte. Das waren genau dieselben großen veilchenblauen Augen, dasselbe fein gezeichnete Gesicht mit den hohen Wangenknochen, der geraden kleinen Nase und dem vollen weichen Mund – auch wenn es im Moment blass und erschöpft wirkte.
    Die Hand, die sich, mit einem Putzlappen bewaffnet, ausstreckte, um irgendetwas von dem ansonsten makellosen Marmorboden zu entfernen, war rot und geschwollen, das Handgelenk dünn und zerbrechlich. Auf dem Kopf trug die Frau eine Art Haube, sodass ihr naturblondes Haar nur teilweise sichtbar war, dennoch war ein Irrtum ausgeschlossen. Wie durch ein Wunder hatte er sie gefunden.
    Als Annie den bösen Blick der Empfangssekretärin sah, wurde sie wütend. Sie hatte bereits unbezahlte Überstunden gemacht, und es war ganz bestimmt nicht ihre Aufgabe, jetzt auch noch diesen blöden Kaugummi vom Boden abzukratzen. Abrupt stand sie auf – und keuchte erschrocken, als sie mit irgendwem zusammenstieß. Der hier in dieser eleganten Hotellobby natürlich nicht einfach irgendwer ist, schoss es ihr durch den Kopf, als männliche Hände sich ihr entgegenstreckten und sie festhielten. Obwohl … wahrscheinlich versuchten sie eher, sich dieses stolpernde Etwas vom Leib zu halten, da nicht zu erwarten war, dass ein Mann, der in einem Gebäude wie diesem ein- und ausging, sich Gedanken um das Wohlergehen einer Putzfrau machte. Er war braun gebrannt und dunkelhaarig und trug einen teuren Maßanzug, die Augen waren hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen.
    Er hielt sie immer noch fest – vermutlich erwartete er eine Entschuldigung dafür, dass sie dieselbe Luft atmete wie er. Annie versuchte sich loszumachen, was dazu führte, dass er seinen Griff noch verstärkte. Als sie ihn anschaute, verspürte sie ein seltsames Gefühl, das sie sich damit erklärte, dass er sie berührte. Ihr Puls hatte sich beschleunigt, ihr Atem flog, und ihr Herz raste. Ihr war schwindlig. Ihre Lungen lechzten nach Sauerstoff.
    Empfindungen erwachten in ihr, so zögernd wie die einzelnen Funktionen einer eingerosteten Maschine. Ungläubig entdeckte sie, dass sie das plötzliche Bedürfnis verspürte, sich an ihn anzulehnen, dass sie sich wünschte, er möge seine Arme ganz fest um sie legen, damit sie den Kopf an seine breite Brust schmiegen konnte. Sie erschauerte und schob diesen Gedanken tief beschämt beiseite.
    Falcon stand unter dem Bann eines gänzlich unbekannten Gefühls, das er nicht benennen konnte. Bestenfalls ein Vergleich fiel ihm ein, eine Erinnerung aus seiner Jugend, die sich ihm unauslöschlich eingeprägt hatte. Damals hatte er in Sizilien am Rand einer gefährlichen Klippe gestanden, inmitten eines tosenden Sturms, der mit solcher Wucht an ihm gezerrt hatte, dass er weder vor- noch zurückgekonnt hatte, ohne in die Tiefe gerissen zu werden. Dabei hatte er sich total ausgeliefert gefühlt, vollkommen hilflos. Und hatte beides gleichzeitig gewollt: mit aller Kraft gegen diese Naturgewalten ankämpfen und demütig sich ergeben. Trotz der Gefahr, in der er geschwebt hatte, hatte er sich hellwach und pulsierend lebendig gefühlt wie nie zuvor in seinem Leben.
    Und jetzt ging es ihm genauso.
    Die Empfangsdame hatte ihren Platz verlassen und kam auf sie zu. Irgendwie gelang es Annie, sich aus seinem Griff zu winden und sich ihren Putzeimer zu schnappen. Dann suchte sie ihr Heil in der Flucht.

2. KAPITEL
    Gefeuert. Man
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