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Verführerisches Feuer

Verführerisches Feuer

Titel: Verführerisches Feuer
Autoren: PENNY JORDAN
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das konnte Annie nur recht sein, weil es ihr selbst genauso ging.
    Die Welt, in der sie momentan lebte, unterschied sich himmelweit von der Welt, in der sie aufgewachsen war, und ihr Leben war völlig anders als das, was sie sich erträumt hatte. Ollie würde seine Kindheit nicht in einem weitläufigen komfortablen Haus mit einem großen Garten am Rande eines malerischen Städtchens in Dorset verbringen. Die Gegend, in der sie hier in London lebten, war trostlos, mit heruntergekommenen Mietskasernen, in denen die Menschen grußlos und ohne sich zu bemerken aneinander vorbeigingen. Früher hätte ihr allein vor dem Gedanken, in so einem Haus wohnen zu müssen, gegraut, aber heute war sie dankbar, in der Anonymität zu versinken.
    Jetzt machte Ollie die Augen auf. Sobald er sie sah, ging ein Leuchten über sein Gesicht. Annie schmolz förmlich dahin. Was für eine außergewöhnliche Sache Mutterliebe doch war, die sie befähigte, ihren Sohn trotz der traumatischen Umstände seiner Zeugung zu lieben.
    Wie der erschauerte sie. Sie versuchte möglichst nicht an das zu denken, was ihr in Cannes zugestoßen war. Gnädigerweise blieb ihr dank der Droge, die man ihr verabreicht hatte, die Erinnerung an die Hölle, durch die sie gegangen war, erspart. Susie hatte sie am nächsten Morgen immer noch halb betäubt in ihrem Hotelzimmer gefunden. Die Frau ihres Chefs hatte angeboten, sie zur Polizei zu begleiten, aber Annie hatte sich geweigert, weil sie befürchtet hatte, dass man ihr nicht glauben würde. Obwohl Susie anderer Meinung gewesen war, hatte sie Annie nicht weiter gedrängt, sondern sich einfach nur rührend um sie gekümmert. Sie fehlte Annie sehr.
    Susie hatte Colins Überzeugung geteilt, dass man Annies Vergewaltiger zumindest finanziell haftbar machen sollte, deshalb hatte sie ihm ohne Annies Wissen Antonios Namen gegeben.
    Es war für Annie keine Überraschung gewesen, dass Antonio alles abgestritten hatte, und als sie wenig später aus der Zeitung von seinem Unfalltod erfahren hatte, war sie erleichtert gewesen. Jetzt würde Ollie wenigstens nie zu Ohren kommen, unter welchen Umständen er gezeugt worden war.
    Außer wenn Colin sie fand.
    Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Er konnte, er durfte sie nicht finden. Und sie durfte nicht an ihn denken, sonst beschwor sie das Unheil womöglich noch herauf.
    Sie hielt sich selbst für vernunftbetont und realistisch und keineswegs für eine Träumerin, und doch wünschte sie sich manchmal – besonders in Momenten wie diesem – eine gute Fee, die sie und Ollie an einen Ort brachte, wo sie vor Colins Nachstellungen sicher waren.
    Aber das war natürlich nur ein kindlicher Wunsch, der nicht einmal den Hauch einer Chance hatte, jemals in Erfüllung zu gehen. Die raue Wirklichkeit sah anders aus.
    In dem riesigen Foyer des Fünfsternehotels war weit und breit war kein Gast in Sicht, als Annie in die Hocke ging, um von dem Marmorboden einen Kaugummi zu entfernen. Ihre Schicht war praktisch vorbei, aber die Frau am Empfang hatte darauf bestanden, dass Annie den Kaugummi aufhob, den ein weiblicher Hotelgast vor wenigen Momenten hatte zu Boden fallen lassen – aus reiner Schikane, wie Annie glaubte. Die Frau war auf schwindelerregend hohen Absätzen durchs Foyer gestöckelt und hatte Annie einen verächtlichen Blick zugeworfen, während sie ihren sündhaft teuer wirkenden Rock glatt gestrichen hatte. Dann hatte sie den Kaugummi aus dem Mund genommen und auf den Boden geworfen.
    Als sich auf dem glänzenden Marmorboden ein Sonnenstrahl brach, kniff Annie geblendet die Augen zusammen und hob den Kopf.
    Dass Falcon prächtige Laune hatte, konnte man nicht unbedingt behaupten. Er hielt sich seit Anfang der Woche in London auf und hatte gleich nach seiner Ankunft einen Termin mit dem Leiter der Agentur wahrgenommen, die darauf spezialisiert war, vermisste Personen ausfindig zu machen, und als beste ihrer Art im Land galt. Und tatsächlich war es gelungen, eine gewisse Annie Johnson als Mutter von Antonios Kind zu identifizieren. Pech war nur, dass die Frau vor fünf Monaten unbekannt verzogen war.
    Heute hatte Falcon einen frustrierenden Nachmittag mit Annies Stiefbruder hinter sich, einem Mann, der ihm auf Anhieb unsympathisch gewesen war. Und gerade eben hatte ihm sein jüngster Bruder Rocco auch noch mitgeteilt, dass sich der Gesundheitszustand ihres Vaters überraschend verschlechtert hatte.
    „Aber inzwischen ist er wieder so stabil, dass sie ihn aus dem Krankenhaus
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