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Verfuehr mich

Verfuehr mich

Titel: Verfuehr mich
Autoren: Noelle Mack
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würde. »Danke. Sie sind ein Gentleman.«
    »So hat meine Mama mich erzogen.«
    Obwohl sie ihn damit geneckt hatte, gefielen ihr seine Aufmerksamkeit und die altmodische Höflichkeit durchaus. Bliss hatte ein paar Verabredungen zu viel mit Jungs vom Planeten der grobschlächtigen Klötze gehabt, um sein Benehmen nicht zu schätzen zu wissen.
    Die Karte des Restaurants in der Stadt hatte genau das zu bieten, womit sie gerechnet hatte: einfache, aber leckere Hausmannskost. Auf Jaz’ Empfehlung hin bestellte sie ein Steak. Genau wie er. Aber zuerst kamen die Beilagen. Sie drapierte einen Klecks Butter auf ihrem Berg aus Kartoffelbrei und sah zu, wie er schmolz und an der Seite herunterlief. Dann schlang sie alles mit ein paar großen Bissen hinunter. Jaz musste lächeln.
    »Gut, hm?«
    »Kartoffelbrei ist einfach das Größte.«
    »Wie wär’s mit einer Flasche Wein?«
    »Gern.«
    Er bestellte eine Flasche, die sie sich teilten und die im Laufe des Essens einen rosigen Schimmer auf Bliss’ Gesicht zauberte.
    »Und wo stammen Sie her?«, fragte er sie und würdigte die mittlerweile von der Kellnerin gebrachte Rechnung keines Blickes. »Das haben Sie mir bisher noch nicht verraten.«
    Offenbar wollte er nicht, dass ihre Verabredung schon mit dem Essen endete. Bliss war überaus zufrieden mit dieser Entwicklung.
    »Ich bin in einer Kleinstadt nördlich von New York aufgewachsen. Thurbeck. Wahscheinlich haben Sie noch nie davon gehört.«
    »Ist die Stadt für irgendwas bekannt?«
    Sie dachte einen Moment nach. »Erdbeerkuchen, wenn ich es mir recht überlege. Mary Donovan betrieb unseren örtlichen Diner und buk ihn jeden Sommer. Immer nur zur Erdbeerzeit. Drei Dollar pro Kuchen. Das war eine Menge Geld in Thurbeck, aber die Leute haben das nur allzu gern bezahlt. Der Kuchen war fantastisch.«
    Jaz nickte nachdenklich und verschränkte die Arme auf dem Tisch. »Was war denn das Geheimnis?«
    »Richtig gute Erdbeeren. Sie hat sie selbst angebaut.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das tun ja nun eine Menge Menschen. Sie muss doch irgendeine geheime Zutat gehabt haben. Vielleicht irgendwas, das wir beim Rezept für die Hot Treats berücksichtigen könnten.«
    Bliss lachte auf. »Liebe. Diese Erdbeeren wussten, dass sie etwas ganz Besonderes waren.«
    »Ich verstehe nicht recht.«
    »Marys Ehemann hatte das Feld eingezäunt und schlief mit einem Gewehr auf der Veranda, um die Waschbären zu verscheuchen. Er schoss jede Nacht ein paarmal in die Luft.«
    »Hmm. Vielleicht hatten die Erdbeeren auch einfach nur Angst. Aber Liebe ist gut. Die muss man nämlich bei den Nährwertangaben auf der Packung nicht angeben.«
    Irgendwann tauchte die Kellnerin mit einer Kaffeekanne und zwei Bechern auf und warf Jaz einen fragenden Blick zu. Der schüttelte jedoch mit dem Kopf, zog seine Brieftasche hervor und erhob sich zusammen mit Bliss, nachdem er zwei Zwanziger auf den Tisch gelegt hatte. Mit einer Geste hieß er sie voranzugehen. »Nach Ihnen, Miss Bliss.«
    »Danke für das Essen.« Sie nahm sich ein Pfefferminz aus einer Schale an der Kasse und steckte es sich in den Mund. »Es war sehr nett.«
    »Mir hat es auch gefallen. Ach ja, noch eine Frage. Wie sind Sie eigentlich an diesen Namen gekommen, wenn ich fragen darf?«
    »In Wirklichkeit heiße ich Melissa. Das konnte mein kleiner Bruder nicht aussprechen, und so nannte man mich nach einer Weile nur noch Bliss – genau wie er.«
    Bliss schlenderte langsam zum Ausgang und genoss dabei die letzten kühlen Luftzüge der Klimaanlage. Im ländlichen Pennsylvania war es zwar durchaus kühler als in New York, dennoch war es draußen recht schwül.
     
    Das Einchecken übernahm Jaz für sie, während Bliss sich derweil auf eine kleine Entdeckungstour begab. Sie würde in einem winzigen Cottage wohnen, das ein wenig abgelegen vom Haupthaus lag und quasi eine Miniaturausgabe davon war. Vorsichtig lief sie über die bemoosten Steine des Weges, der durch einen Laubengang voll blühender Junirosen hindurch zur Eingangstür führte. Jaz war ihr mit schnellen Schritten gefolgt.
    »Das ist ja wirklich hinreißend.«
    »Hab ich doch gesagt.« Er reichte ihr den Schlüssel. Bliss steckte ihn sofort ins Schloss und öffnete die Tür. Die einfache Einrichtung und die hellen Farben gefielen ihr auf Anhieb.
    Jaz stellte ihre Reisetasche und den Laptop auf einen Lehnstuhl und stemmte dann die Hände in die Hüften. Er sah ein bisschen verlegen aus.
    Na ja, groß, stark, sexy und ein bisschen verlegen,
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