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Verfuehr mich

Verfuehr mich

Titel: Verfuehr mich
Autoren: Noelle Mack
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Knie zusammen.
     
    Ein paar Stunden später – sie hatte keine Ahnung wie lange genau, denn die Berichte auf seinem Schreibtisch lagen so hoch aufeinandergestapelt, dass sie die Uhranzeige des Computers verbargen – hatten die beiden bereits eine Menge besprochen, ohne sein Heiligtum zu verlassen. Er war ganz fasziniert von der virilen Web-Marketing-Kampagne, die sie ihm vorgestellt hatte – auch wenn er nicht ganz sicher war, dass YouTube-besessene Teenager und bloggende Mütter seltsame Videos von Erdbeertörtchen an all ihre Bekannten schicken würden.
    Aber er war ganz der Meinung seiner Beraterin, dass die Firma besonders geschmacksstarke Füllungen entwickeln musste, um mit dem Verkauf eines maximalen Geschmacks- und Genusserlebnisses einen entscheidenden Vorsprung gegenüber der Konkurrenz zu gewinnen. Bei der Verpackung war man sich nicht ganz so einig: Jaz wollte die Marke zwar moderner machen, aber was ihm vorschwebte, war für ein Dessert zum Mitnehmen viel zu zurückhaltend. Bliss hatte sich langsam warmgeredet und erklärte ihm, dass Impulsivkäufe am ehesten durch anziehende Farben und trendige Grafiken zu forcieren wären. Jaz stimmte zu, dass die an Karo-Stoffdecken erinnernde Verpackung und der moppelige Koch in dem Logo verschwinden mussten. Schließlich hatte man selbst den Pillsbury Backboy überarbeitet und schlanker gemacht.
    Mittlerweile fühlte Bliss sich viel besser. Intensiver Austausch mit einem sehr interessierten und klugen Mann wirkten Wunder auf ihr Ego. Die Kombination von intelligenten Geschäftsgesprächen, kreativen Konzeptdiskussionen und – na gut – heißer, heftiger Flirterei hatten ihr Hirn allerdings auch ziemlich angestrengt. Sie hatte einen kraftvollen, energiegeladenen Mann neben sich sitzen, der für Sex wie geschaffen schien – mehr Vorspiel brauchte Bliss nicht.
    Aber sie durfte jetzt nicht einfach aus einem Impuls heraus handeln. Trotz der stimmigen Chemie zwischen ihnen beiden und der Tatsache, dass sie Jaz sehr gut fand, konnte sie nicht einfach so auf seinen Schoß springen. Gottverdammt!
    Auch war da immer noch das Fragezeichen in ihrem Kopf, das über Dora schwebte. Aber da Bliss einer potenziell problematischen Affäre auf jeden Fall aus dem Wege gehen wollte, war es eigentlich nicht ihr Problem, ob er was mit seiner Assistentin hatte. Bliss und Jaz würden nämlich Freunde werden. Freunde, die nett zueinander sein würden. Aber nicht zu nett.
    »Puh. Das war ein großartiges Meeting«, erklärte sie schließlich. »Aber jetzt wird es Zeit. Ich muss den letzten Flieger erwischen.«
    Jaz drückte eine Taste und augenblicklich erschien der Flugplan von Allegheny Air auf dem Bildschirm seines Computers. »Der ist grade weg. Es ist bereits später, als Sie dachten.«
    »Mist!«
    »Bleiben Sie doch hier. Wir könnten zusammen zu Abend essen. Ich werde Dora bitten, Ihnen ein Zimmer im örtlichen Bed&Breakfast zu reservieren. Großartige Pension. Sie wird Ihnen gefallen. Ich habe auch schon dort übernachtet.«
    »Wohnen Sie denn nicht hier vor Ort?« Bliss konnte nicht anders, sie musste einfach die Frage stellen.
    »Nein. Ich wohne in Manhattan. Genau wie Sie. Und Dora übrigens auch. Sie fliegt immer hin und zurück mit mir. Aber heute Nacht werde ich nicht im Bed&Breakfast schlafen.«
    »Oh.« Er war nicht besonders mitteilsam, was seine Unterkunft oder seine Bettgenossin in Pennsylvania betraf, und fragen konnte sie ihn schlecht. New York war ein weitaus sichereres Thema. »Und? East Side oder West Side?«
    Er nannte eine Adresse am Columbus Circle. Bliss hatte das Gebäude schon einmal gesehen. Es war neu, von schimmerndem, blauem Glas ummantelt, und auf den oberen Etagen mit einem Rundumblick auf den Central Park und den Hudson River.
    Schon ein anderes Kaliber als ihre Miniwohnung in Chelsea, wo sie zur Untermiete wohnte. Bliss hatte sich schon häufig gesagt, dass sie mit dreißig eigentlich langsam in der Lage sein müsste, sich eine eigene Wohnung kaufen zu können. Aber dem war nicht so. New York war einfach zu teuer. So war es nun mal. Und man kriegte auch nicht gerade viel für sein Geld. Ihre Wohnung hatte einen winzigen Balkon, der als zusätzlicher Stauraum und als Zwischenhalt für Tauben diente, die auf der Brüstung entlangstolzierten und sich wie verrückt angurrten. So viel zu den Grillabenden, von denen sie immer geträumt hatte.
    Aber ihre Freundin Anna, deren Name in dem Mietvertrag stand – sie war dem Friedenscorps beigetreten und immer
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