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0964 - Blutfehde

0964 - Blutfehde

Titel: 0964 - Blutfehde
Autoren: Michael Breuer
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Newcastle/Australien
    Für einen Moment schien der seit Stunden prasselnde Regen wieder stärker zu werden und fluchend zog sich Maddox weiter unter das Vordach der Halle zurück. Im gleichen Moment vernahm er ein wütendes Quieken. Maddox erschrak, als er sich einer großen Ratte gegenübersah. Offensichtlich war er dem Tier auf den Schwanz getreten.
    Die Ratte funkelte ihn einen Moment lang wütend an, dann huschte sie über die regennassen Kaimauern davon. Aufatmend blickte Maddox ihr hinterher, bis sie endgültig mit der Finsternis verschmolz.
    Sehr schön, ein Rattenbiss hätte mir noch gefehlt, um den Abend perfekt zu machen , dachte er erleichtert.
    Charles Maddox leckte sich über die schmalen Lippen. Er war knapp einssechzig groß beziehungsweise klein. Der dick gefütterte Mantel ließ seine hagere Gestalt um einiges eindrucksvoller erscheinen, als sie tatsächlich war. Einen Ganoven würde das allerdings wohl kaum einschüchtern.
    Mit verkniffener Miene sah sich Maddox weiter um und schalt sich, seinen Wagen am Eingang des Hafengeländes zurückgelassen zu haben. Seine Züge waren bleich und angespannt.
    Wie konnte ich mich nur auf diesen Blödsinn einlassen?
    Die Frage drängte zum wiederholten Male an die Oberfläche seines Bewusstseins. Eine zufriedenstellende Antwort fand er auch diesmal nicht.
    Sich bei diesem Wetter und unter diesen Umständen vor die Tür zu wagen, das konnte man tatsächlich nur als puren Irrsinn bezeichnen.
    Maddox atmete tief durch. Als Vorstandsvorsitzenden einer der bedeutendsten Banken von Newcastle konnte ihn normalerweise nichts so leicht erschüttern. Tagsüber, wenn er hinter seinem Schreibtisch saß und mit den hart verdienten Dollars anderer Leute jonglierte, fühlte er sich wie ein Fels in der Brandung. Nun jedoch sah die Lage gänzlich anders aus. Von seiner gewohnten Selbstsicherheit war nichts mehr übrig geblieben. Verwunderlich war das nicht.
    Mit Schaudern dachte Maddox an die Mordserie, die Newcastle seit zwei Wochen erschütterte. Von den bisherigen vier Opfern waren drei gut betuchte Männer gewesen. Bei dem letzten Toten, den sein Schicksal erst gestern Nacht ereilt hatte, handelte es sich dagegen um einen einfachen Security-Mann. Ermordet worden war er ausgerechnet hier auf dem Hafengelände. In einiger Entfernung konnte Maddox noch das gelbschwarze Absperrband erkennen, mit dem die Polizeibeamten den Tatort gesichert hatten.
    Dieser letzte Mord passte nicht ganz ins Bild, hatte es sich doch bei den übrigen Toten samt und sonders um hochrangige Mitglieder der Finanzwelt Newcastles gehandelt. Dennoch handelte es sich zweifelsfrei um denselben Täter. Alle Opfer hatten ausgesehen, als seien sie einem blutrünstigen Raubtier zum Opfer gefallen. Man hatte ihnen die Kehle herausgerissen und sie wie ein Stück Abfall in der Gosse liegen lassen.
    Was Maddox dabei erschütterte, waren nicht die brutalen Gewaltverbrechen an sich, sondern vielmehr die Tatsache, dass er drei der Opfer persönlich gekannt hatte. Es waren Geschäftspartner von ihm gewesen.
    Seit ihm dieser Umstand zu Ohren gekommen war, wurde er das Gefühl nicht los, dass man es möglicherweise auch auf ihn abgesehen hatte. Ein vernünftiger Grund dafür fiel ihm zwar nicht ein, doch die Angst wollte ihn nicht mehr loslassen.
    Wann kommt der Kerl endlich? So heimelig ist es hier schließlich auch nicht! Und was hat er sich überhaupt dabei gedacht, mich ausgerechnet hierhin zu bestellen?
    Maddox hätte jetzt einiges für einen wärmenden Schluck Whisky gegeben, doch damit musste er sich wohl gedulden, bis er wieder zu Hause war. Immer vorausgesetzt, er schaffte es in dieser Nacht noch nach Hause.
    Während der hagere Banker noch selbstmitleidig vor sich hin sinnierte, hörte er plötzlich durch das unaufhörliche Prasseln des Regens, wie sich ein Wagen näherte. Im nächsten Moment tasteten auch schon die leuchtenden Finger der Scheinwerfer über die feucht glitzernden Kaimauern.
    Na endlich, Gillingham hat sich ganz schön Zeit gelassen.
    Ehrlich erleichtert atmete Maddox auf, als er die dunkle Limousine des Medien-Moguls erkannte, der vor ein paar Monaten einen der einflussreichsten Fernsehsender der Stadt übernommen hatte. Fast lautlos rollte der Wagen heran und blieb dann wenige Schritte von Maddox entfernt stehen. Sekundenlang geschah nichts. Unbehaglich starrte der Banker auf das Fahrzeug. Durch das getönte Glas war es ihm unmöglich, ins Innere zu blicken.
    Schließlich erbarmte man sich und im
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