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Verfluchte Fesseln

Verfluchte Fesseln

Titel: Verfluchte Fesseln
Autoren: Linda Herden
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alle, Max eingeschlossen,
glaubten ihm.
    „ Ist
ja gut, reg dich nicht so auf, war doch nicht böse gemeint“,
versuchte Max den aufgebrachten Kollegen zu beruhigen.
    „ Was
ist jetzt? Wollt ihr euch noch ein bisschen streiten? Oder wollen wir
jetzt mal sehen, was auf dem Stick ist?“, ging Robert
dazwischen, als der Computer endlich hochgefahren war.
    „ Ja,
los, rein damit!“
    Gunnar
konnte es nicht mehr erwarten.
    Betont
theatralisch hob Robert den Stick in die Höhe, murmelte, so sei
es denn, und schob den Stick in einen der Frontanschlüsse.
    Der
Explorer teilte den gespannten Zuschauern mit, dass er den Stick
gefunden habe, und Robert klickte erst rechts auf „F:“
und dann auf „Eigenschaften“.
    „ Wow!
Zweiunddreißig Gigabyte, davon dreißig belegt. Wenn dass
eine Steuererklärung ist, blas ich dir einen, Tim!“,
drohte Max seinem Freund, der sich aber wieder beruhigt hatte.
    „ Bitte,
bitte, lass es keine Steuererklärung sein!“, jammerte Tim,
scheinbar ängstlich und verzweifelt.
    Robert
kratzte sich am Kinn und überlegte einen Moment.
    „ Was
ist los?“, fragte Gunnar.
    Robert
riss sich zusammen.
    „ Ich
mach ja schon, aber findet ihr das nicht komisch? Ich meine, jetzt so
in die Privatsphäre von anderen Menschen einzudringen? Ich
mach´s ja, aber ich finde es irgendwie..., ja, ich weiß
auch nicht!“
    Er
klickte auf „F:“ und eine Menge Ordner, ungefähr
dreißig, wurden angezeigt. Die Ordner hatten keine Namen, oder
besser gesagt, die Namen bestanden nur aus Zahlen. Es war jeweils ein
Datum, zuerst die Jahreszahl, gefolgt vom jeweiligen Monat und am
Schluss ein Tag. Durch die Sortierung war alles in chronologischer
Reihenfolge angeordnet. Ganz oben stand der älteste Ordner
„110616“, ganz unten der jüngste „130630“.
    Die
Männer sahen sich unschlüssig an.
    „ Das
sind offenbar Ordner aus den letzten zwei Jahren“, meinte
Robert. „Womit soll ich anfangen?“
    „ Ja,
vorn!“, entschied Max, der sich wie schon die anderen auf einen
Stuhl neben Robert gesetzt hatte.
    Gespannt
sahen sie auf den Bildschirm, als Robert den ältesten Ordner
anklickte. Der Explorer teilte ihnen mit, dass sich siebenundachzig
JPG-Dateien in dem Ordner befanden.
    „ Leck
mich am Arsch!“, murmelte Tim. „Also doch Bilder!“
    „ Tja,“
sagte Max betont gedehnt, „dafür kriegst du aber jetzt
keinen geblasen.“
    „ Herr,
ich danke dir, dass dieser Kelch an mir vorübergegangen ist“,
bettete Tim und blickte zur Zimmerdecke.
    „ Du
hast keine Ahnung, was dir entgangen ist!“, sagte Max mit
verstellt hoher Stimme.
    „ Bist
du also doch schwul? Ich wusste es!“
    „ Jetzt
hört auf!“, schaltete sich Gunnar ein und wandte sich an
Robert. „Fang an!“
    Robert
war nervös wie schon lange nicht mehr. Wann war eigentlich schon
einmal so nervös gewesen? Bei seiner Hochzeit? Nein, wohl nicht.
Dann schon eher, als vor gut zehn Jahren sein Sohn geboren wurde, der
jetzt nach der Scheidung bei seiner Mutter lebte, den er aber alle
zwei Wochen über das Wochenende bei sich hatte, wenn er nicht
mal wieder beruflich unterwegs war.
    „ Erst
noch einen Schnaps!“, meinte er schließlich und goss sich
und den anderen mit zittrigen Fingern ein.
    „ Auf
den Erfinder des USB-Sticks!“, trötete Max in die Runde.
    „ Warte
doch erst einmal ab. Wir wissen doch noch gar nicht, was da drauf
ist. Vielleicht liebt der Mann die Natur und hat Bienchen und
Blümchen fotografiert“, gab Tim zu bedenken.
    „ Ja,
oder er ist Sachverständiger für Unfallschäden und hat
Autos mit Beulen fotografiert“, wandte Gunnar ein.
    „ Also
eines steht mal fest, die Dateien sind alle im JPG-Format und haben
fünf bis sieben Megabyte. In jedem Fall sind es hochauflösende
Fotos“, informierte Robert seine Kumpels, denen die Pixelfrage
offenbar scheißegal war.
    „ Mann,
jetzt mach endlich das erste Bild auf!“, riefen alle, fast im
Chor.
    Robert
klickte endlich auf die erste Datei und wäre fast vom Stuhl
gefallen. Bildschirmfüllend sah ihm die Schönheit aus dem
Einkaufzentrum in die ungläubigen, blauen Augen. Das Foto war
offenbar unter freiem Himmel, allem Anschein nach im Sommer,
aufgenommen worden. Fotografisch war da schon noch einiges zu
verbessern, was aber eigentlich nur Robert auffiel, denn durch das
Gegenlicht war das Gesicht ein wenig unterbelichtet
    „ Ist
sie das?“, fragte Max, während er fast in den Bildschirm
kroch.
    Robert
musste erst ein paar Male schlucken, bis er ein
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