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Verfluchte Fesseln

Verfluchte Fesseln

Titel: Verfluchte Fesseln
Autoren: Linda Herden
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fuhr, desto öfter kamen ihm seine Freunde in
den Sinn, die sicher schon vor seiner Haustür standen.
    Es
hatte auch nicht viel gefehlt, und er hätte seine Verfolgung
abgebrochen, als der Mann vor ihm ziemlich abrupt bremste und auf den
Parkplatz eines großen Hauses, einer Art Villa, abbog, auf dem
bereits ein schwarzer Golf vor den Garagen stand. Robert fuhr zügig
daran vorbei und war ziemlich sicher, dass er nicht bemerkt worden
war.
    Was
war wohl auf dem Stick? Die Neugier riss ihm fast den Hintern weg,
als er seinen Wagen nach Hause steuerte.

2.

    „ Mann,
wo kommst du denn her? Wir warten jetzt schon eine Ewigkeit!“
    Die
Jungs waren tatsächlich ein wenig sauer.
    „ Tut
mir leid, aber schneller ging es wirklich nicht.“
    Seinen
Fund und die anschließende Verfolgung erwähnte er besser
nicht.
    Endlich
saßen sie alle um den Tisch, Gunnar Schmidt, der Mann mit der
großen Klappe, Tim Grewe, der ruhigste von ihnen, und Max
Riedel, der Gemütliche, wohl auch wegen seines nicht geringen
Übergewichts. Sie waren alle Mitte dreißig und trafen sich
seit nun fast zwanzig Jahren jede Woche, sofern alle da waren, was
allerdings gar nicht so häufig vorkam, denn Robert war als
gefragter Fotograf viel unterwegs, in der ganzen Welt.
    Sie
waren alle in der selben Klasse gewesen, bis Max durch eine
Ehrenrunde herauskatapultiert worden war. Der Freundschaft hatte das
jedoch keinen Abbruch getan, und hinterher an der Uni waren sie
wieder vereint.
    Auch
wenn es hin und wieder die eine oder andere Meinungsverschiedenheit
gab, ihre Freundschaft hatte das nie gefährdet. Im Notfall würde
jeder für den anderen da sein, ohne Wenn und Aber.
    Man
einigte sich darauf, heute zu pokern statt wie üblich Skat zu
spielen.
    Tim
war auf der Gewinnerstraße und Gunnar verlor ein Blatt nach dem
anderen.
    „ Leute,
ihr könnt euch schon einmal auf ein Taxi einstellen, ich brauch
jetzt einen Schnaps!“, murrte er.
    Keiner
meckerte, als er sich einen doppelten Wodka einschenkte.
    „ So,
jetzt geht es aber einmal andersrum!“, posaunte Gunnar, doch es
blieb bei der Ankündigung. Der nächste Pott ging an Max,
der seinen Freund mit einem alten, abgehalfterten Spruch trösten
wollte.
    „ Pech
im Spiel, Glück in der Liebe!“, griente er ihn an.
    „ Halt´s
Maul, du Klops! So ein Scheiß, wieso verlier ich jedes Spiel?
Sind die Karten etwa gezinkt?“
    Max
war durch den „Klops“ keineswegs verletzt. Er selbst ging
mit seinem Übergewicht sehr offensiv um. Und die meisten Witze
über seine Körperfülle riss er selbst. Am häufigsten
betonte er, dass nicht nur sein Bauch dicker sei als der anderer,
alles an ihm sei dicker.
    „ Ja,
ja“, sagten dann immer alle im Chor, „und länger!“
    „ Genau!“,
quittierte Max dann jedes Mal den Sprechgesang und grinste wissend in
sich hinein.
    Doch
Robert fühlte sich sehr wohl angegriffen.
    „ Du
hast sie doch wohl nicht alle! Gezinkte Karten!Wieso wunderst du dich
eigentlich, wenn du mit einem paar Sechsen verlierst. Du gehst doch
mit jedem Scheiß mit.“
    Die
Stimmung war etwas gereizt, und das gefiel nicht nur Tim überhaupt
nicht, der immer darauf bedacht war, Frieden zu stiften.
    „ Kommt,
wir machen eine Pause!“, schlug Tim vor.
    „ Gute
Idee!“, stimmte Robert zu. Ihm war eine Idee gekommen, wie er
den Abend hoffentlich wieder auflockern konnte. „Ich muss euch
was erzählen.“

    Auf
der anderen Seite der Stadt leerte ein Mann sämtliche Hosen-
und Jackentaschen aus, selbst seinen Porsche Cayenne suchte er ab,
aber der USB-Stick, den er so verzweifelt suchte, blieb verschwunden.

3.

    Robert
goss sich noch einmal ein und nahm einen kräftigen Schluck.
    „ Also,
passt auf! Dass ich heute zu spät dran war, wisst ihr ja, aber
ihr wisst nicht warum.“
    „ Hast
du schnell noch einen weggesteckt? Bei wem? Etwa bei deiner
Sekretärin, du Glückspilz. Wenn ich die nur sehe, hab ich
so eine Latte!“, und Max zeigte mit seinen Händen etwa
einen halben Meter in der Luft an.
    Sonja
war nicht seine Sekretärin. Eigentlich war sie gelernte
Bürokauffrau, und ursprünglich war sie eine Freundin seiner
Exgattin. Sie wohnte ein paar Häuser weiter und half ihm ab und
an bei Büroarbeiten oder zum Beispiel beim Packen, wenn er
wieder einmal auf Reisen ging. Sie war sein guter Geist, versorgte
Blumen und Katze, wenn er fort war, und war überhaupt immer für
ihn da, wenn er sie brauchte. Robert hatte manchmal das Gefühl,
dass sie mehr als nur seine Nähe suchte, aber er war nie
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